und mit dem lange gelegenen Staub verfinster¬ te, weil er nun, wie er Albano selber voraus¬ gesagt, das Netz zu diesem und der Gräfinn im Strome heraufkommen sah, das beide eng ge¬ fangen nahm. Das fressende Gift der Viel- Liebhaberei und Vielgötterei lief wieder heiß in allen Adern seines Herzens um --: er machte wilden Aufwand, Spiele, Schulden, so weit es nur gieng -- setzte Glück und Leben auf die Waage -- warf seinen eisernen Körper dem Tode zu, der ihn nicht sogleich zerschlagen konnte -- und berauschte sich in der Wilden¬ Trauer um sein gemordetes Leben und Hoffen im Leichentrunk der Schwelgerei; ein Bund, den Wollust und Verzweiflung schon oft auf der Erde mit einander auf Kriegsschauplätzen und in großen Städten geschlossen haben.
Nur etwas hielt den Hauptmann noch auf¬ recht, die Erwartung, daß A!bano in seiner Ferne von Linda beharre, und die, daß diese wiederkomme. Jetzt kam die Fürstinn zurück, noch mit allem frischen Hasse gegen den kalten Albano, für dessen "dupe" sie sich hielt. Ro¬ quairol bewog leicht seinen Vater, ihn ihr nä¬
und mit dem lange gelegenen Staub verfinſter¬ te, weil er nun, wie er Albano ſelber voraus¬ geſagt, das Netz zu dieſem und der Gräfinn im Strome heraufkommen ſah, das beide eng ge¬ fangen nahm. Das freſſende Gift der Viel- Liebhaberei und Vielgötterei lief wieder heiß in allen Adern ſeines Herzens um —: er machte wilden Aufwand, Spiele, Schulden, ſo weit es nur gieng — ſetzte Glück und Leben auf die Waage — warf ſeinen eiſernen Körper dem Tode zu, der ihn nicht ſogleich zerſchlagen konnte — und berauſchte ſich in der Wilden¬ Trauer um ſein gemordetes Leben und Hoffen im Leichentrunk der Schwelgerei; ein Bund, den Wolluſt und Verzweiflung ſchon oft auf der Erde mit einander auf Kriegsſchauplätzen und in großen Städten geſchloſſen haben.
Nur etwas hielt den Hauptmann noch auf¬ recht, die Erwartung, daß A!bano in ſeiner Ferne von Linda beharre, und die, daß dieſe wiederkomme. Jetzt kam die Fürſtinn zurück, noch mit allem friſchen Haſſe gegen den kalten Albano, für deſſen „dupe“ ſie ſich hielt. Ro¬ quairol bewog leicht ſeinen Vater, ihn ihr nä¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0372"n="360"/>
und mit dem lange gelegenen Staub verfinſter¬<lb/>
te, weil er nun, wie er Albano ſelber voraus¬<lb/>
geſagt, das Netz zu dieſem und der Gräfinn im<lb/>
Strome heraufkommen ſah, das beide eng ge¬<lb/>
fangen nahm. Das freſſende Gift der Viel-<lb/>
Liebhaberei und Vielgötterei lief wieder heiß<lb/>
in allen Adern ſeines Herzens um —: er machte<lb/>
wilden Aufwand, Spiele, Schulden, ſo weit<lb/>
es nur gieng —ſetzte Glück und Leben auf die<lb/>
Waage — warf ſeinen eiſernen Körper dem<lb/>
Tode zu, der ihn nicht ſogleich zerſchlagen<lb/>
konnte — und berauſchte ſich in der Wilden¬<lb/>
Trauer um ſein gemordetes Leben und Hoffen<lb/>
im Leichentrunk der Schwelgerei; ein Bund,<lb/>
den Wolluſt und Verzweiflung ſchon oft auf<lb/>
der Erde mit einander auf Kriegsſchauplätzen<lb/>
und in großen Städten geſchloſſen haben.</p><lb/><p>Nur etwas hielt den Hauptmann noch auf¬<lb/>
recht, die Erwartung, daß A!bano in ſeiner<lb/>
Ferne von Linda beharre, und die, daß dieſe<lb/>
wiederkomme. Jetzt kam die Fürſtinn zurück,<lb/>
noch mit allem friſchen Haſſe gegen den kalten<lb/>
Albano, für deſſen „<hirendition="#aq">dupe</hi>“ſie ſich hielt. Ro¬<lb/>
quairol bewog leicht ſeinen Vater, ihn ihr nä¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[360/0372]
und mit dem lange gelegenen Staub verfinſter¬
te, weil er nun, wie er Albano ſelber voraus¬
geſagt, das Netz zu dieſem und der Gräfinn im
Strome heraufkommen ſah, das beide eng ge¬
fangen nahm. Das freſſende Gift der Viel-
Liebhaberei und Vielgötterei lief wieder heiß
in allen Adern ſeines Herzens um —: er machte
wilden Aufwand, Spiele, Schulden, ſo weit
es nur gieng — ſetzte Glück und Leben auf die
Waage — warf ſeinen eiſernen Körper dem
Tode zu, der ihn nicht ſogleich zerſchlagen
konnte — und berauſchte ſich in der Wilden¬
Trauer um ſein gemordetes Leben und Hoffen
im Leichentrunk der Schwelgerei; ein Bund,
den Wolluſt und Verzweiflung ſchon oft auf
der Erde mit einander auf Kriegsſchauplätzen
und in großen Städten geſchloſſen haben.
Nur etwas hielt den Hauptmann noch auf¬
recht, die Erwartung, daß A!bano in ſeiner
Ferne von Linda beharre, und die, daß dieſe
wiederkomme. Jetzt kam die Fürſtinn zurück,
noch mit allem friſchen Haſſe gegen den kalten
Albano, für deſſen „dupe“ ſie ſich hielt. Ro¬
quairol bewog leicht ſeinen Vater, ihn ihr nä¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/372>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.