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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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bei der Heiligen schwör' ichs, in deren Garten
wir stehen!" -- "Werd' es, Lieber, in Lilar
warst Du es eben nicht!" sagte sie. Er ver¬
stand es von dem Sturme gegen Liane: "ver¬
hülle dies Andenken in Deine Liebe!" sagt' er
erröthend. Sie sah ihn jungfräulich an, ihr
Inneres war jungfräulich geblieben und un¬
schuldig; wie die Pfirsich sich roth und glühend
der Sonne zukehrt, aber in den Blättern das
zarte Weiß erhält. Ihr Auge trank aus sei¬
nem, seines trank aus ihrem, der Himmel ver¬
mischte sich mit ihrem Himmel, die Purpur¬
sonne schimmerte aus dem warmen Liebesthau
der Liebesaugen zurück. "O dürft' ich Dich
jetzt küssen!" sagte Albano. "Ach dürftest Du
es!" sagte Linda. "So golden gieng einst die
Sonne auf dem Meere unter!" sagte er. --
"Und nachher gaben wir uns den ersten Kuß!"
sagte sie. -- "Wir wollen uns jetzt viel öfter
sehen" sagt' er. "Ja wohl, und länger am
Tage, Nachts hab' ich Arme ja kein Auge.
Nun geht mir dort schon mein Auge unter"
sagte sie, als die Sonne versank.

Es w[ - 2 Zeichen fehlen] ein guter, sanfter Geist, oder Lia¬

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bei der Heiligen ſchwör' ichs, in deren Garten
wir ſtehen!“ — „Werd' es, Lieber, in Lilar
warſt Du es eben nicht!“ ſagte ſie. Er ver¬
ſtand es von dem Sturme gegen Liane: „ver¬
hülle dies Andenken in Deine Liebe!“ ſagt' er
erröthend. Sie ſah ihn jungfräulich an, ihr
Inneres war jungfräulich geblieben und un¬
ſchuldig; wie die Pfirſich ſich roth und glühend
der Sonne zukehrt, aber in den Blättern das
zarte Weiß erhält. Ihr Auge trank aus ſei¬
nem, ſeines trank aus ihrem, der Himmel ver¬
miſchte ſich mit ihrem Himmel, die Purpur¬
ſonne ſchimmerte aus dem warmen Liebesthau
der Liebesaugen zurück. „O dürft' ich Dich
jetzt küſſen!“ ſagte Albano. „Ach dürfteſt Du
es!“ ſagte Linda. „So golden gieng einſt die
Sonne auf dem Meere unter!“ ſagte er. —
„Und nachher gaben wir uns den erſten Kuß!“
ſagte ſie. — „Wir wollen uns jetzt viel öfter
ſehen“ ſagt' er. „Ja wohl, und länger am
Tage, Nachts hab' ich Arme ja kein Auge.
Nun geht mir dort ſchon mein Auge unter“
ſagte ſie, als die Sonne verſank.

Es w[ – 2 Zeichen fehlen] ein guter, ſanfter Geiſt, oder Lia¬

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[387/0399] bei der Heiligen ſchwör' ichs, in deren Garten wir ſtehen!“ — „Werd' es, Lieber, in Lilar warſt Du es eben nicht!“ ſagte ſie. Er ver¬ ſtand es von dem Sturme gegen Liane: „ver¬ hülle dies Andenken in Deine Liebe!“ ſagt' er erröthend. Sie ſah ihn jungfräulich an, ihr Inneres war jungfräulich geblieben und un¬ ſchuldig; wie die Pfirſich ſich roth und glühend der Sonne zukehrt, aber in den Blättern das zarte Weiß erhält. Ihr Auge trank aus ſei¬ nem, ſeines trank aus ihrem, der Himmel ver¬ miſchte ſich mit ihrem Himmel, die Purpur¬ ſonne ſchimmerte aus dem warmen Liebesthau der Liebesaugen zurück. „O dürft' ich Dich jetzt küſſen!“ ſagte Albano. „Ach dürfteſt Du es!“ ſagte Linda. „So golden gieng einſt die Sonne auf dem Meere unter!“ ſagte er. — „Und nachher gaben wir uns den erſten Kuß!“ ſagte ſie. — „Wir wollen uns jetzt viel öfter ſehen“ ſagt' er. „Ja wohl, und länger am Tage, Nachts hab' ich Arme ja kein Auge. Nun geht mir dort ſchon mein Auge unter“ ſagte ſie, als die Sonne verſank. Es w__ ein guter, ſanfter Geiſt, oder Lia¬ B b 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/399>, abgerufen am 22.11.2024.