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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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"Der Mensch (sagte Gaspard) hat etwas
im ganzen Spiele wie wahren Ernst, ich stehe
nicht dafür, daß er sich nicht wirklich vor uns
allen todtschießet." -- "Unmöglich, (sagte Al¬
bano erschreckend,) zu einer solchen Wirklich¬
keit hat er keine Kraft;" indeß vermocht' er
doch sich selber nicht recht von dieser bangen
Möglichkeit loszubringen.

Verstört, ungestüm, mit losem Haar kam
Hiort zurück und sagte leise: "es ist geschehen.
-- Ich war seelig -- niemand wird's nach
mir." -- "Bei der Gelben und jetzt in der
Nacht steh' ich für nichts," sagte Gaspard. Al¬
bano erröthete über die freche Vermuthung
verschämt und noch mehr über Roquairols
Frevel erzürnt, im Spiele die geheiligte Ge¬
liebte zu entehren und zu entführen. "Töne
her, aber weiche, gute" rief er und ließ sich
vom Zephyr der Harmonie umwehen und trank
unaufhörlich "Leichentrunk" oder Wein; bei¬
des zum Verdrusse des Ritters, der das Trin¬
ken verabscheuete und die Musik vermied, weil
diese oder beide weich machten.

„Der Menſch (ſagte Gaſpard) hat etwas
im ganzen Spiele wie wahren Ernſt, ich ſtehe
nicht dafür, daß er ſich nicht wirklich vor uns
allen todtſchießet.“ — „Unmöglich, (ſagte Al¬
bano erſchreckend,) zu einer ſolchen Wirklich¬
keit hat er keine Kraft;“ indeß vermocht' er
doch ſich ſelber nicht recht von dieſer bangen
Möglichkeit loszubringen.

Verſtört, ungeſtüm, mit loſem Haar kam
Hiort zurück und ſagte leiſe: „es iſt geſchehen.
— Ich war ſeelig — niemand wird's nach
mir.“ — „Bei der Gelben und jetzt in der
Nacht ſteh' ich für nichts,“ ſagte Gaſpard. Al¬
bano erröthete über die freche Vermuthung
verſchämt und noch mehr über Roquairols
Frevel erzürnt, im Spiele die geheiligte Ge¬
liebte zu entehren und zu entführen. „Töne
her, aber weiche, gute“ rief er und ließ ſich
vom Zephyr der Harmonie umwehen und trank
unaufhörlich „Leichentrunk“ oder Wein; bei¬
des zum Verdruſſe des Ritters, der das Trin¬
ken verabſcheuete und die Muſik vermied, weil
dieſe oder beide weich machten.

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[407/0419] „Der Menſch (ſagte Gaſpard) hat etwas im ganzen Spiele wie wahren Ernſt, ich ſtehe nicht dafür, daß er ſich nicht wirklich vor uns allen todtſchießet.“ — „Unmöglich, (ſagte Al¬ bano erſchreckend,) zu einer ſolchen Wirklich¬ keit hat er keine Kraft;“ indeß vermocht' er doch ſich ſelber nicht recht von dieſer bangen Möglichkeit loszubringen. Verſtört, ungeſtüm, mit loſem Haar kam Hiort zurück und ſagte leiſe: „es iſt geſchehen. — Ich war ſeelig — niemand wird's nach mir.“ — „Bei der Gelben und jetzt in der Nacht ſteh' ich für nichts,“ ſagte Gaſpard. Al¬ bano erröthete über die freche Vermuthung verſchämt und noch mehr über Roquairols Frevel erzürnt, im Spiele die geheiligte Ge¬ liebte zu entehren und zu entführen. „Töne her, aber weiche, gute“ rief er und ließ ſich vom Zephyr der Harmonie umwehen und trank unaufhörlich „Leichentrunk“ oder Wein; bei¬ des zum Verdruſſe des Ritters, der das Trin¬ ken verabſcheuete und die Muſik vermied, weil dieſe oder beide weich machten.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/419>, abgerufen am 22.11.2024.