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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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gel der Sonne, den Hügel hinaufgieng: sah er
aus dem Prinzengarten ein Paar graugeklei¬
dete Menschen heftig winken, als wollten sie
ihm den Gang verbieten. Er gieng unbeküm¬
mert weiter, ja er wußte nicht einmal, ob
nicht sein vom Wachen glühendes und von
Lebens-Stößen erschüttertes Gehirn ihm diese
Gestalten wie aus einem Hohlspiegel vorflat¬
tern lasse.

Wie in einen griechischen dachlosen Tem¬
pel, trat er in den heiligen Kloster-Garten
der stillen Nonne, worin der Lindenbaum laut
sprach und die stillen Blumen wie Kinder über
der Ruhenden spielten und sich neigten und
wiegten. Hoch und weit giengen die Sternen¬
bogen wie schimmernde Ehrenbogen über die
kleine Erdenstelle her, über den geheiligten Ort,
wo sich Lianens Hülle, das kleine Licht- und
Rosenwölkchen, niedergesenkt, als es den En¬
gel nicht mehr zu tragen hatte, der in den Äther
gegangen war und aller Wolken nicht mehr
bedurfte. Plötzlich erblickte der schaudernde Al¬
bano Lianens weisse Gestalt an die Linde ge¬
lehnt und gegen den Abendstern und die Abend¬

gel der Sonne, den Hügel hinaufgieng: ſah er
aus dem Prinzengarten ein Paar graugeklei¬
dete Menſchen heftig winken, als wollten ſie
ihm den Gang verbieten. Er gieng unbeküm¬
mert weiter, ja er wußte nicht einmal, ob
nicht ſein vom Wachen glühendes und von
Lebens-Stößen erſchüttertes Gehirn ihm dieſe
Geſtalten wie aus einem Hohlſpiegel vorflat¬
tern laſſe.

Wie in einen griechiſchen dachloſen Tem¬
pel, trat er in den heiligen Kloſter-Garten
der ſtillen Nonne, worin der Lindenbaum laut
ſprach und die ſtillen Blumen wie Kinder über
der Ruhenden ſpielten und ſich neigten und
wiegten. Hoch und weit giengen die Sternen¬
bogen wie ſchimmernde Ehrenbogen über die
kleine Erdenſtelle her, über den geheiligten Ort,
wo ſich Lianens Hülle, das kleine Licht- und
Roſenwölkchen, niedergeſenkt, als es den En¬
gel nicht mehr zu tragen hatte, der in den Äther
gegangen war und aller Wolken nicht mehr
bedurfte. Plötzlich erblickte der ſchaudernde Al¬
bano Lianens weiſſe Geſtalt an die Linde ge¬
lehnt und gegen den Abendſtern und die Abend¬

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[488/0500] gel der Sonne, den Hügel hinaufgieng: ſah er aus dem Prinzengarten ein Paar graugeklei¬ dete Menſchen heftig winken, als wollten ſie ihm den Gang verbieten. Er gieng unbeküm¬ mert weiter, ja er wußte nicht einmal, ob nicht ſein vom Wachen glühendes und von Lebens-Stößen erſchüttertes Gehirn ihm dieſe Geſtalten wie aus einem Hohlſpiegel vorflat¬ tern laſſe. Wie in einen griechiſchen dachloſen Tem¬ pel, trat er in den heiligen Kloſter-Garten der ſtillen Nonne, worin der Lindenbaum laut ſprach und die ſtillen Blumen wie Kinder über der Ruhenden ſpielten und ſich neigten und wiegten. Hoch und weit giengen die Sternen¬ bogen wie ſchimmernde Ehrenbogen über die kleine Erdenſtelle her, über den geheiligten Ort, wo ſich Lianens Hülle, das kleine Licht- und Roſenwölkchen, niedergeſenkt, als es den En¬ gel nicht mehr zu tragen hatte, der in den Äther gegangen war und aller Wolken nicht mehr bedurfte. Plötzlich erblickte der ſchaudernde Al¬ bano Lianens weiſſe Geſtalt an die Linde ge¬ lehnt und gegen den Abendſtern und die Abend¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/500>, abgerufen am 22.11.2024.