Haushaltungsrechnungen, er bezahlt sie bloß" sagt' er und nahm empfindlich Abschied auf immer, um alle Inseln der Erde zu bereisen. Albano wollt' er nicht mehr sehen, aus Ver¬ druß über den Zufall, daß ihm durch Schop¬ pens Kirchen- und Gräberraub das Vergnü¬ gen entwendet war, Albano durch die Entde¬ ckung, daß er nur Linda's Vater und nicht sei¬ ner sey, für kühne Zweifel an seinem Werthe zu strafen und zu demüthigen. Wohin Linda noch in jener Nacht seiner Entdeckung als Va¬ ter gegangen war, verbarg er allen kalt.
Darauf nahm er auch feierlichen Abschied von seiner vorigen Braut, der fürstlichen Witt¬ we. "Er halte es für Pflicht, (sagte er ihr,) ihr die neueste Erbfolge zu hinterbringen, da er einigermaßen sich selber sehr in den Gang der Sache habe verflechten lassen." Nie war ihr Blick stolzer und giftiger: "Sie scheinen (sagte sie gefasset) in mehr als einen Irthum verleitet zu seyn. Wenn es Sie so interessirt, wie Sie Sich denn überhaupt für dieses Land zu interessiren scheinen, so mach' ich mir eine Freude daraus, Ihnen zu sagen, daß ich das Glück bekannt zu
M m 2
Haushaltungsrechnungen, er bezahlt ſie bloß“ ſagt' er und nahm empfindlich Abſchied auf immer, um alle Inſeln der Erde zu bereiſen. Albano wollt' er nicht mehr ſehen, aus Ver¬ druß über den Zufall, daß ihm durch Schop¬ pens Kirchen- und Gräberraub das Vergnü¬ gen entwendet war, Albano durch die Entde¬ ckung, daß er nur Linda's Vater und nicht ſei¬ ner ſey, für kühne Zweifel an ſeinem Werthe zu ſtrafen und zu demüthigen. Wohin Linda noch in jener Nacht ſeiner Entdeckung als Va¬ ter gegangen war, verbarg er allen kalt.
Darauf nahm er auch feierlichen Abſchied von ſeiner vorigen Braut, der fürſtlichen Witt¬ we. „Er halte es für Pflicht, (ſagte er ihr,) ihr die neueſte Erbfolge zu hinterbringen, da er einigermaßen ſich ſelber ſehr in den Gang der Sache habe verflechten laſſen.“ Nie war ihr Blick ſtolzer und giftiger: „Sie ſcheinen (ſagte ſie gefaſſet) in mehr als einen Irthum verleitet zu ſeyn. Wenn es Sie ſo intereſſirt, wie Sie Sich denn überhaupt für dieſes Land zu intereſſiren ſcheinen, ſo mach' ich mir eine Freude daraus, Ihnen zu ſagen, daß ich das Glück bekannt zu
M m 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0559"n="547"/>
Haushaltungsrechnungen, er bezahlt ſie bloß“<lb/>ſagt' er und nahm empfindlich Abſchied auf<lb/>
immer, um alle Inſeln der Erde zu bereiſen.<lb/>
Albano wollt' er nicht mehr ſehen, aus Ver¬<lb/>
druß über den Zufall, daß ihm durch Schop¬<lb/>
pens Kirchen- und Gräberraub das Vergnü¬<lb/>
gen entwendet war, Albano durch die Entde¬<lb/>
ckung, daß er nur Linda's Vater und nicht ſei¬<lb/>
ner ſey, für kühne Zweifel an ſeinem Werthe<lb/>
zu ſtrafen und zu demüthigen. Wohin Linda<lb/>
noch in jener Nacht ſeiner Entdeckung als Va¬<lb/>
ter gegangen war, verbarg er allen kalt.</p><lb/><p>Darauf nahm er auch feierlichen Abſchied<lb/>
von ſeiner vorigen Braut, der fürſtlichen Witt¬<lb/>
we. „Er halte es für Pflicht, (ſagte er ihr,)<lb/>
ihr die neueſte Erbfolge zu hinterbringen, da<lb/>
er einigermaßen ſich ſelber ſehr in den Gang<lb/>
der Sache habe verflechten laſſen.“ Nie war ihr<lb/>
Blick ſtolzer und giftiger: „Sie ſcheinen (ſagte ſie<lb/>
gefaſſet) in mehr als einen Irthum verleitet zu<lb/>ſeyn. Wenn es Sie ſo intereſſirt, wie Sie Sich<lb/>
denn überhaupt für dieſes Land zu intereſſiren<lb/>ſcheinen, ſo mach' ich mir eine Freude daraus,<lb/>
Ihnen zu ſagen, daß ich das Glück bekannt zu<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M m 2<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[547/0559]
Haushaltungsrechnungen, er bezahlt ſie bloß“
ſagt' er und nahm empfindlich Abſchied auf
immer, um alle Inſeln der Erde zu bereiſen.
Albano wollt' er nicht mehr ſehen, aus Ver¬
druß über den Zufall, daß ihm durch Schop¬
pens Kirchen- und Gräberraub das Vergnü¬
gen entwendet war, Albano durch die Entde¬
ckung, daß er nur Linda's Vater und nicht ſei¬
ner ſey, für kühne Zweifel an ſeinem Werthe
zu ſtrafen und zu demüthigen. Wohin Linda
noch in jener Nacht ſeiner Entdeckung als Va¬
ter gegangen war, verbarg er allen kalt.
Darauf nahm er auch feierlichen Abſchied
von ſeiner vorigen Braut, der fürſtlichen Witt¬
we. „Er halte es für Pflicht, (ſagte er ihr,)
ihr die neueſte Erbfolge zu hinterbringen, da
er einigermaßen ſich ſelber ſehr in den Gang
der Sache habe verflechten laſſen.“ Nie war ihr
Blick ſtolzer und giftiger: „Sie ſcheinen (ſagte ſie
gefaſſet) in mehr als einen Irthum verleitet zu
ſeyn. Wenn es Sie ſo intereſſirt, wie Sie Sich
denn überhaupt für dieſes Land zu intereſſiren
ſcheinen, ſo mach' ich mir eine Freude daraus,
Ihnen zu ſagen, daß ich das Glück bekannt zu
M m 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/559>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.