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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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in seinen Paradiesen gegangen war, über die
Gebürge herüber und rauschte mit den alten
Wellen herab so nahe an ihm. Anfangs wehrte
sich sein Geist gegen die alte eingeschlafne Zeit,
die im Schlummer sprach; aber als endlich die
Töne, die Liane selber einst vor ihm gespielet
und gesungen hatte, über die Bahre der Ge¬
bürge herüber kamen und sich herunter hiengen
als glänzende Teppiche der goldnen Tage; als
er daran dachte, welche Stunden er und Liane
hier gesunden hätten aber nicht fanden: da
lief der schwarze Gram wie ein böser ausplün¬
dernder Genius die Tonleiter hinauf und Al¬
bano sah seinen entsetzlichen Verlust hell im
Himmel stehen. Da kehrt' er das Auge nicht
gegen die Fürstinn, aber in der Weihe der
Töne drückt' er die Hand, an der einst die
Verklärte hatte in diese Gefilde kommen sollen.
Spät sagte er: "ich werde mich im reichen
Neapel immer sehnen nach meiner einzigen
Freundin und den Glücklichen beneiden, der sie
begleiten darf." Sie kam in große Bewegung
über diese neue Nachricht von seinem trennen¬
den Abweg, und in eine noch größere über

seine

in ſeinen Paradieſen gegangen war, über die
Gebürge herüber und rauſchte mit den alten
Wellen herab ſo nahe an ihm. Anfangs wehrte
ſich ſein Geiſt gegen die alte eingeſchlafne Zeit,
die im Schlummer ſprach; aber als endlich die
Töne, die Liane ſelber einſt vor ihm geſpielet
und geſungen hatte, über die Bahre der Ge¬
bürge herüber kamen und ſich herunter hiengen
als glänzende Teppiche der goldnen Tage; als
er daran dachte, welche Stunden er und Liane
hier geſunden hätten aber nicht fanden: da
lief der ſchwarze Gram wie ein böſer ausplün¬
dernder Genius die Tonleiter hinauf und Al¬
bano ſah ſeinen entſetzlichen Verluſt hell im
Himmel ſtehen. Da kehrt' er das Auge nicht
gegen die Fürſtinn, aber in der Weihe der
Töne drückt' er die Hand, an der einſt die
Verklärte hatte in dieſe Gefilde kommen ſollen.
Spät ſagte er: „ich werde mich im reichen
Neapel immer ſehnen nach meiner einzigen
Freundin und den Glücklichen beneiden, der ſie
begleiten darf.“ Sie kam in große Bewegung
über dieſe neue Nachricht von ſeinem trennen¬
den Abweg, und in eine noch größere über

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[80/0092] in ſeinen Paradieſen gegangen war, über die Gebürge herüber und rauſchte mit den alten Wellen herab ſo nahe an ihm. Anfangs wehrte ſich ſein Geiſt gegen die alte eingeſchlafne Zeit, die im Schlummer ſprach; aber als endlich die Töne, die Liane ſelber einſt vor ihm geſpielet und geſungen hatte, über die Bahre der Ge¬ bürge herüber kamen und ſich herunter hiengen als glänzende Teppiche der goldnen Tage; als er daran dachte, welche Stunden er und Liane hier geſunden hätten aber nicht fanden: da lief der ſchwarze Gram wie ein böſer ausplün¬ dernder Genius die Tonleiter hinauf und Al¬ bano ſah ſeinen entſetzlichen Verluſt hell im Himmel ſtehen. Da kehrt' er das Auge nicht gegen die Fürſtinn, aber in der Weihe der Töne drückt' er die Hand, an der einſt die Verklärte hatte in dieſe Gefilde kommen ſollen. Spät ſagte er: „ich werde mich im reichen Neapel immer ſehnen nach meiner einzigen Freundin und den Glücklichen beneiden, der ſie begleiten darf.“ Sie kam in große Bewegung über dieſe neue Nachricht von ſeinem trennen¬ den Abweg, und in eine noch größere über ſeine

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/92>, abgerufen am 21.11.2024.