Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.der verborgenen Sünden. ten. Alles was man saget/ schmeisset meine Meinung nichtso bißher ge-sagt wor- den, machen könte, wer- den geho- ben. über einen Hauffen/ und die da meinen/ die Beichte sey gleich in dem ersten Christenthum üblich gewesen/ machen vergeb- liche Lufft-Streiche/ vornehmlich aber wenn Sie ihren Be- weiß aus der heiligen Schrifft herholen a). Diejenigen Stellen/ so sie aus denen Kirchen-Vätern anführen/ sind in diesem Stück etwas wichtiger/ und verdienen eine ge- nauere Uberlegung. Allein man schaue nur alles recht ein/ so wird man befinden/ daß wiederum ein unnützes Gewä- sche von dem Alterthum der geheimen Beichte/ wie sie jetzo ist/ gemachet worden. Man stösset vornehmlich darinnen an/ wenn man sich einbildet/ man habe die Beichte gefun- den/ wo man das Wort exomologesis antrifft b). Ferner ir- ret a) Einige Schrifft-Stellen habe schon beleuchtet, und nichts von derDie vornehm- sten Bertheidi- ger des Alter- thums der Beichte. Beichte darinn gefund en, ich werde aber unten auf noch mehrere antworten. Unter denenjenigen aber, welche das Alterthum der heutigen Beichte vertheidigen/ sind die vornehmsten Bellar- minus de poenitent. Natalis Alexander cit. l. diss. 14. Beyde über- trifft aber der Jacobus Boileau, der Grund-gelehrte Doctor und Senior in der Sorbonne, ingleichen in der Theologischen Facul- tät zu Pariß Decanus. Dieser hat Ao. 1683. zu Pariß in 8tavo heraus gegeben: Historiam auricularis confessionis ex antiquis scri- pturae, Patrum, Pontificum & conciliorum monumentis, cum cura & fide expressam. Jn dieser Schrifft hat er alles zusammen gele- sen, was das Alterthum der Beichte nur einiger massen beschei- nigen kan. Sein Leben und Schrifften hat der gelehrte Lud. Elias Dupin dans la nouvelle Bibliotheque des Auteurs ecclesiastiques Tom. XIX. pag. 63. uns aufgezeichnet. b) Jch mache also folgende Regul: So offt das Wort exomo-1) Negul. das- jenige was von dem Alter- thum der Beichte gesag wird, zu wie derlegen. logesis in denen Schrifften der Kirchen-Väter vorkommt, so zeiget es keines weges eine geheime Beichte an, sondern bedeutet die gantze Handlung der öffentlichen Busse. Die- se Regul ist durch dasjenige, so bißher gesaget worden, bereits deutlich n 2
der verborgenen Suͤnden. ten. Alles was man ſaget/ ſchmeiſſet meine Meinung nichtſo bißher ge-ſagt wor- den, machen koͤnte, wer- den geho- ben. uͤber einen Hauffen/ und die da meinen/ die Beichte ſey gleich in dem erſten Chriſtenthum uͤblich geweſen/ machen vergeb- liche Lufft-Streiche/ vornehmlich aber wenn Sie ihren Be- weiß aus der heiligen Schrifft herholen a). Diejenigen Stellen/ ſo ſie aus denen Kirchen-Vaͤtern anfuͤhren/ ſind in dieſem Stuͤck etwas wichtiger/ und verdienen eine ge- nauere Uberlegung. Allein man ſchaue nur alles recht ein/ ſo wird man befinden/ daß wiederum ein unnuͤtzes Gewaͤ- ſche von dem Alterthum der geheimen Beichte/ wie ſie jetzo iſt/ gemachet worden. Man ſtoͤſſet vornehmlich darinnen an/ wenn man ſich einbildet/ man habe die Beichte gefun- den/ wo man das Wort exomologeſis antrifft b). Ferner ir- ret a) Einige Schrifft-Stellen habe ſchon beleuchtet, und nichts von derDie vornehm- ſten Bertheidi- ger des Alter- thums der Beichte. Beichte darinn gefund en, ich werde aber unten auf noch mehrere antworten. Unter denenjenigen aber, welche das Alterthum der heutigen Beichte vertheidigen/ ſind die vornehmſten Bellar- minus de pœnitent. Natalis Alexander cit. l. diſſ. 14. Beyde uͤber- trifft aber der Jacobus Boileau, der Grund-gelehrte Doctor und Senior in der Sorbonne, ingleichen in der Theologiſchen Facul- taͤt zu Pariß Decanus. Dieſer hat Ao. 1683. zu Pariß in 8tavo heraus gegeben: Hiſtoriam auricularis confeſſionis ex antiquis ſcri- pturæ, Patrum, Pontificum & conciliorum monumentis, cum cura & fide expreſſam. Jn dieſer Schrifft hat er alles zuſammen gele- ſen, was das Alterthum der Beichte nur einiger maſſen beſchei- nigen kan. Sein Leben und Schrifften hat der gelehrte Lud. Elias Dupin dans la nouvelle Bibliotheque des Auteurs eccleſiaſtiques Tom. XIX. pag. 63. uns aufgezeichnet. b) Jch mache alſo folgende Regul: So offt das Wort exomo-1) Negul. das- jenige was von dem Alter- thum der Beichte geſag wird, zu wie derlegen. logeſis in denen Schrifften der Kirchen-Vaͤter vorkommt, ſo zeiget es keines weges eine geheime Beichte an, ſondern bedeutet die gantze Handlung der oͤffentlichen Buſſe. Die- ſe Regul iſt durch dasjenige, ſo bißher geſaget worden, bereits deutlich n 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0118" n="99"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der verborgenen Suͤnden.</hi></fw><lb/> ten. Alles was man ſaget/ ſchmeiſſet meine Meinung nicht<note place="right">ſo bißher ge-<lb/> ſagt wor-<lb/> den, machen<lb/> koͤnte, wer-<lb/> den geho-<lb/> ben.</note><lb/> uͤber einen Hauffen/ und die da meinen/ die Beichte ſey gleich<lb/> in dem erſten Chriſtenthum uͤblich geweſen/ machen vergeb-<lb/> liche Lufft-Streiche/ vornehmlich aber wenn Sie ihren Be-<lb/> weiß aus der heiligen Schrifft herholen <note place="foot" n="a)">Einige Schrifft-Stellen habe ſchon beleuchtet, und nichts von der<note place="right">Die vornehm-<lb/> ſten Bertheidi-<lb/> ger des Alter-<lb/> thums der<lb/> Beichte.</note><lb/> Beichte darinn gefund en, ich werde aber unten auf noch mehrere<lb/> antworten. Unter denenjenigen aber, welche das Alterthum<lb/> der heutigen Beichte vertheidigen/ ſind die vornehmſten <hi rendition="#aq">Bellar-<lb/> minus <hi rendition="#i">de pœnitent.</hi> Natalis Alexander <hi rendition="#i">cit. l. diſſ. 14.</hi></hi> Beyde uͤber-<lb/> trifft aber der <hi rendition="#aq">Jacobus Boileau,</hi> der Grund-gelehrte <hi rendition="#aq">Doctor</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Senior</hi> in der <hi rendition="#aq">Sorbonne,</hi> ingleichen in der <hi rendition="#aq">Theologi</hi>ſchen <hi rendition="#aq">Facul-</hi><lb/> taͤt zu Pariß <hi rendition="#aq">Decanus.</hi> Dieſer hat <hi rendition="#aq">Ao.</hi> 1683. zu Pariß in 8<hi rendition="#aq">tavo</hi><lb/> heraus gegeben: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hiſtoriam auricularis confeſſionis ex antiquis ſcri-<lb/> pturæ, Patrum, Pontificum & conciliorum monumentis, cum cura &<lb/> fide expreſſam.</hi></hi> Jn dieſer Schrifft hat er alles zuſammen gele-<lb/> ſen, was das Alterthum der Beichte nur einiger maſſen beſchei-<lb/> nigen kan. Sein Leben und Schrifften hat der gelehrte <hi rendition="#aq">Lud. Elias<lb/> Dupin <hi rendition="#i">dans la nouvelle Bibliotheque des Auteurs eccleſiaſtiques Tom.<lb/> XIX. pag. 63.</hi></hi> uns aufgezeichnet.</note>. Diejenigen<lb/> Stellen/ ſo ſie aus denen Kirchen-Vaͤtern anfuͤhren/ ſind<lb/> in dieſem Stuͤck etwas wichtiger/ und verdienen eine ge-<lb/> nauere Uberlegung. Allein man ſchaue nur alles recht ein/<lb/> ſo wird man befinden/ daß wiederum ein unnuͤtzes Gewaͤ-<lb/> ſche von dem Alterthum der geheimen Beichte/ wie ſie jetzo<lb/> iſt/ gemachet worden. Man ſtoͤſſet vornehmlich darinnen<lb/> an/ wenn man ſich einbildet/ man habe die Beichte gefun-<lb/> den/ wo man das Wort <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">exomologeſis</hi></hi> antrifft <note xml:id="f81" next="#f82" place="foot" n="b)">Jch mache alſo folgende Regul: <hi rendition="#fr">So offt das Wort</hi> <hi rendition="#aq">exomo-</hi><note place="right">1) Negul. das-<lb/> jenige was von<lb/> dem Alter-<lb/> thum der<lb/> Beichte geſag<lb/> wird, zu wie<lb/> derlegen.</note><lb/><hi rendition="#aq">logeſis</hi> <hi rendition="#fr">in denen Schrifften der Kirchen-Vaͤter vorkommt,<lb/> ſo zeiget es keines weges eine geheime Beichte an, ſondern<lb/> bedeutet die gantze Handlung der oͤffentlichen Buſſe.</hi> Die-<lb/> ſe Regul iſt durch dasjenige, ſo bißher geſaget worden, bereits<lb/> <fw place="bottom" type="catch">deutlich</fw></note>. Ferner ir-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ret</fw><lb/> <fw place="bottom" type="sig">n 2</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0118]
der verborgenen Suͤnden.
ten. Alles was man ſaget/ ſchmeiſſet meine Meinung nicht
uͤber einen Hauffen/ und die da meinen/ die Beichte ſey gleich
in dem erſten Chriſtenthum uͤblich geweſen/ machen vergeb-
liche Lufft-Streiche/ vornehmlich aber wenn Sie ihren Be-
weiß aus der heiligen Schrifft herholen a). Diejenigen
Stellen/ ſo ſie aus denen Kirchen-Vaͤtern anfuͤhren/ ſind
in dieſem Stuͤck etwas wichtiger/ und verdienen eine ge-
nauere Uberlegung. Allein man ſchaue nur alles recht ein/
ſo wird man befinden/ daß wiederum ein unnuͤtzes Gewaͤ-
ſche von dem Alterthum der geheimen Beichte/ wie ſie jetzo
iſt/ gemachet worden. Man ſtoͤſſet vornehmlich darinnen
an/ wenn man ſich einbildet/ man habe die Beichte gefun-
den/ wo man das Wort exomologeſis antrifft b). Ferner ir-
ret
ſo bißher ge-
ſagt wor-
den, machen
koͤnte, wer-
den geho-
ben.
a) Einige Schrifft-Stellen habe ſchon beleuchtet, und nichts von der
Beichte darinn gefund en, ich werde aber unten auf noch mehrere
antworten. Unter denenjenigen aber, welche das Alterthum
der heutigen Beichte vertheidigen/ ſind die vornehmſten Bellar-
minus de pœnitent. Natalis Alexander cit. l. diſſ. 14. Beyde uͤber-
trifft aber der Jacobus Boileau, der Grund-gelehrte Doctor und
Senior in der Sorbonne, ingleichen in der Theologiſchen Facul-
taͤt zu Pariß Decanus. Dieſer hat Ao. 1683. zu Pariß in 8tavo
heraus gegeben: Hiſtoriam auricularis confeſſionis ex antiquis ſcri-
pturæ, Patrum, Pontificum & conciliorum monumentis, cum cura &
fide expreſſam. Jn dieſer Schrifft hat er alles zuſammen gele-
ſen, was das Alterthum der Beichte nur einiger maſſen beſchei-
nigen kan. Sein Leben und Schrifften hat der gelehrte Lud. Elias
Dupin dans la nouvelle Bibliotheque des Auteurs eccleſiaſtiques Tom.
XIX. pag. 63. uns aufgezeichnet.
b) Jch mache alſo folgende Regul: So offt das Wort exomo-
logeſis in denen Schrifften der Kirchen-Vaͤter vorkommt,
ſo zeiget es keines weges eine geheime Beichte an, ſondern
bedeutet die gantze Handlung der oͤffentlichen Buſſe. Die-
ſe Regul iſt durch dasjenige, ſo bißher geſaget worden, bereits
deutlich
n 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |