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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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I. Abth. III. Cap. Von der solennen Ohren-Beichte,
Ordnung
des Triden-
tini
schen
Concilii
von derBeichte.
§. XI.

Der überall bekante Tridentinische Synodus
hat der Ohren-Beichte folgends die Crone aufgesetzet/ in-
dem derselbe nichts vorbey gelassen/ waß zur Beförderung
und Ansehen derselben gereichen könte. Es hat demselben be-
liebet/ diese Beichte vor eine göttliche Anordnung auszuge-
ben. Er hat befohlen/ daß man nicht allein alle Sünden,
wenn solche auch noch so verborgen sind/ hersagen solte/ son-
dern man müste noch darzu alle Umstände endecken. Die
Ursache/ so die Beichtende darzu bewegen solte/ wurde da-
her genommen/ daß man auf andere Weise keine Vergebung
der Sünden erhalten könnte a). Ja Paulus Sarpius kan die

sotti-
über hat, und ist die Geistlichkeit und Amt der Schlüssel hierzu
nicht nöthig. 4) Die Beichte soll geheim seyn, und nur auf ge-
heime, aber nicht offenbahre Sünden gehen. 5) Man soll keinen
Bußfertigen absoluiren, es sey ihm denn zuvor die Busse auferlegt.
6) Der Pabst kan keinen Lebenden von der Straffe des Fegefeu-
ers befreyen. 7) Die Kirche der Stadt Rom kan irren. 8) Der
Pabst kan in denen Verordnungen der allgemeinen Kirche kei-
ne dispensation ertheilen. 9) Das Sacrament der Busse, so viel
die Mittheilung der Gnade betrifft, ist ein natürliches Sacra-
ment,
keinesweges aber eine göttliche Einsetzung, weder des al-
ten noch neuen Bundes. Ob ich nun vor meinen Theil nicht al-
le Sätze billige, so wolte ich doch, daß das Buch noch vorhanden
wäre. Denn aus diesen wenigen Sätzen muthmasse ich, der Au-
tor
sey ein gelehrter Mann gewesen. Allein solcher Leute Schlüsse
können die Bischöffe und andere vornehme Geistliche nicht vertra-
gen. Man zwange auch also unsern Oxoniensem, daß er dasje-
nige, was er geschrieben, wiederruffen muste. Die Sache erzeh-
let weitläufftiger Barthol. Caranza, Instituti S. Dominici & Theol.
Prof. in Summa Concil. fol. 286. seq.
a) Intention bey
specialer
Sünden
Beichte.
Dieses Concilium wurde unter Paulo III. im Jahr 1545. in Mo-
nat December versammlet, die Lehre von der Beichte und der Bus-
se wurde in der XIV. session, die die vierte ist von denen, so un-
ter Julio III. gehalten worden, vorgetragen. Diese session wur-
de
I. Abth. III. Cap. Von der ſolennen Ohren-Beichte,
Ordnung
des Triden-
tini
ſchen
Concilii
von derBeichte.
§. XI.

Der uͤberall bekante Tridentiniſche Synodus
hat der Ohren-Beichte folgends die Crone aufgeſetzet/ in-
dem derſelbe nichts vorbey gelaſſen/ waß zur Befoͤrderung
und Anſehen derſelben gereichen koͤnte. Es hat demſelben be-
liebet/ dieſe Beichte vor eine goͤttliche Anordnung auszuge-
ben. Er hat befohlen/ daß man nicht allein alle Suͤnden,
wenn ſolche auch noch ſo verborgen ſind/ herſagen ſolte/ ſon-
dern man muͤſte noch darzu alle Umſtaͤnde endecken. Die
Urſache/ ſo die Beichtende darzu bewegen ſolte/ wurde da-
her genommen/ daß man auf andere Weiſe keine Vergebung
der Suͤnden erhalten koͤnnte a). Ja Paulus Sarpius kan die

ſotti-
uͤber hat, und iſt die Geiſtlichkeit und Amt der Schluͤſſel hierzu
nicht noͤthig. 4) Die Beichte ſoll geheim ſeyn, und nur auf ge-
heime, aber nicht offenbahre Suͤnden gehen. 5) Man ſoll keinen
Bußfertigen abſoluiren, es ſey ihm denn zuvor die Buſſe auferlegt.
6) Der Pabſt kan keinen Lebenden von der Straffe des Fegefeu-
ers befreyen. 7) Die Kirche der Stadt Rom kan irren. 8) Der
Pabſt kan in denen Verordnungen der allgemeinen Kirche kei-
ne diſpenſation ertheilen. 9) Das Sacrament der Buſſe, ſo viel
die Mittheilung der Gnade betrifft, iſt ein natuͤrliches Sacra-
ment,
keinesweges aber eine goͤttliche Einſetzung, weder des al-
ten noch neuen Bundes. Ob ich nun vor meinen Theil nicht al-
le Saͤtze billige, ſo wolte ich doch, daß das Buch noch vorhanden
waͤre. Denn aus dieſen wenigen Saͤtzen muthmaſſe ich, der Au-
tor
ſey ein gelehrter Mann geweſen. Allein ſolcher Leute Schluͤſſe
koͤnnen die Biſchoͤffe und andere vornehme Geiſtliche nicht vertra-
gen. Man zwange auch alſo unſern Oxonienſem, daß er dasje-
nige, was er geſchrieben, wiederruffen muſte. Die Sache erzeh-
let weitlaͤufftiger Barthol. Caranza, Inſtituti S. Dominici & Theol.
Prof. in Summa Concil. fol. 286. ſeq.
a) Intention bey
ſpecialer
Suͤnden
Beichte.
Dieſes Concilium wurde unter Paulo III. im Jahr 1545. in Mo-
nat December verſammlet, die Lehre von der Beichte und der Buſ-
ſe wurde in der XIV. ſesſion, die die vierte iſt von denen, ſo un-
ter Julio III. gehalten worden, vorgetragen. Dieſe ſesſion wur-
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[120/0139] I. Abth. III. Cap. Von der ſolennen Ohren-Beichte, §. XI. Der uͤberall bekante Tridentiniſche Synodus hat der Ohren-Beichte folgends die Crone aufgeſetzet/ in- dem derſelbe nichts vorbey gelaſſen/ waß zur Befoͤrderung und Anſehen derſelben gereichen koͤnte. Es hat demſelben be- liebet/ dieſe Beichte vor eine goͤttliche Anordnung auszuge- ben. Er hat befohlen/ daß man nicht allein alle Suͤnden, wenn ſolche auch noch ſo verborgen ſind/ herſagen ſolte/ ſon- dern man muͤſte noch darzu alle Umſtaͤnde endecken. Die Urſache/ ſo die Beichtende darzu bewegen ſolte/ wurde da- her genommen/ daß man auf andere Weiſe keine Vergebung der Suͤnden erhalten koͤnnte a). Ja Paulus Sarpius kan die ſotti- (d) a) Dieſes Concilium wurde unter Paulo III. im Jahr 1545. in Mo- nat December verſammlet, die Lehre von der Beichte und der Buſ- ſe wurde in der XIV. ſesſion, die die vierte iſt von denen, ſo un- ter Julio III. gehalten worden, vorgetragen. Dieſe ſesſion wur- de (d) uͤber hat, und iſt die Geiſtlichkeit und Amt der Schluͤſſel hierzu nicht noͤthig. 4) Die Beichte ſoll geheim ſeyn, und nur auf ge- heime, aber nicht offenbahre Suͤnden gehen. 5) Man ſoll keinen Bußfertigen abſoluiren, es ſey ihm denn zuvor die Buſſe auferlegt. 6) Der Pabſt kan keinen Lebenden von der Straffe des Fegefeu- ers befreyen. 7) Die Kirche der Stadt Rom kan irren. 8) Der Pabſt kan in denen Verordnungen der allgemeinen Kirche kei- ne diſpenſation ertheilen. 9) Das Sacrament der Buſſe, ſo viel die Mittheilung der Gnade betrifft, iſt ein natuͤrliches Sacra- ment, keinesweges aber eine goͤttliche Einſetzung, weder des al- ten noch neuen Bundes. Ob ich nun vor meinen Theil nicht al- le Saͤtze billige, ſo wolte ich doch, daß das Buch noch vorhanden waͤre. Denn aus dieſen wenigen Saͤtzen muthmaſſe ich, der Au- tor ſey ein gelehrter Mann geweſen. Allein ſolcher Leute Schluͤſſe koͤnnen die Biſchoͤffe und andere vornehme Geiſtliche nicht vertra- gen. Man zwange auch alſo unſern Oxonienſem, daß er dasje- nige, was er geſchrieben, wiederruffen muſte. Die Sache erzeh- let weitlaͤufftiger Barthol. Caranza, Inſtituti S. Dominici & Theol. Prof. in Summa Concil. fol. 286. ſeq.

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/139>, abgerufen am 25.11.2024.