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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stühle,
Die Beich-
te wird aus
göttlicher
Schrifft
von einigen
mit Exem-
peln erwie-sen.
§. IV.

Die Beichte aber haben sie aus verschiedenen Ursa-
chen beybehalten. So viel erkenneten sie zwar/ daß solche in
GOttes Wort nirgends gebothen; allein sie hielten doch da-
für/ daß man Spuren davon in der Schrifft fände. Sie sag-
ten/ die Beichte sey implicite daselbst anzutreffen a). Sie
beruffen sich zu dem Ende auf verschiedene Schrifftstellen.
Von vielen unter denen Protestirenden siehet man/ daß sie
es wie die Tridentinischen Patres machen/ und alles hieher
ziehen/ wo das Wort Beichte oder Bekäntniß, oder das
Verbum, beichten oder bekennen vorkommt. Sie beruffen
sich auf Exempel/ daß allerdings einige Personen gebeichtet,
und meinen damit vollkommen gewonnen zu haben. Al-
le tragen sich fast mit dem Exempel Davids. Man will
die Leute bereden/ David habe nicht allein vor Nathan nie-
dergekniet/ sondern auch seine Sünden gebeichtet, und sey
von ihm absolviret worden b). Accurat nach dem heutigen

Gebrauch.
ren, vid. Albaspinaeus Lib. II. obs. 3. Wenn dieses wahr ist, wie
es denn die Catholicken vor wahr halten, so folget, daß die Kirche
Gewalt hätte, GOtt selbst Gesetze vorzuschreiben, denn auf diese
Weise müste er diejenige Genugthuung, so die Kirche befohlen, gut
heissen, und nachdem es derselben beliebte, den Menschen so gesün-
diget, wiederum zu Gnaden auf und annehmen.
a) Ursache des Ge-
brauchs der
Beichte.
Sie meinen, man dürffte die Beichte nicht unterlassen wegen der
tröstlichen absolution. Aus dieser Ursache wäre dieselbe höchst
nöthig. Man erlernete dadurch die hohe und heilsame Ge-
walt der Schlüssel.
Durch deren Hülffe würde denen Gewis-
sen öffters Rath und Hülffe geschafft. Jch lasse solches vorjetzo
dahin gestellet seyn. Einige aber können diese herrlichen Früchte,
so die Beichte tragen soll, nicht erkennen. Andere meinen, es dürf-
ten viele seyn, welche dergleichen Hülffe weder verlangten noch
nöthig hätten, u. s. w.
b) Ob Nathan
Davids Hoff-
Prediger ge-
wesen.
II. Sam. XII. Jch kenne einige Priester, die sich und andere be-
reden, Nathan sey Davids Hoffprediger gewesen. Allein mich
wun-
I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle,
Die Beich-
te wird aus
goͤttlicher
Schrifft
von einigen
mit Exem-
peln erwie-ſen.
§. IV.

Die Beichte aber haben ſie aus verſchiedenen Urſa-
chen beybehalten. So viel erkenneten ſie zwar/ daß ſolche in
GOttes Wort nirgends gebothen; allein ſie hielten doch da-
fuͤr/ daß man Spuren davon in der Schrifft faͤnde. Sie ſag-
ten/ die Beichte ſey implicite daſelbſt anzutreffen a). Sie
beruffen ſich zu dem Ende auf verſchiedene Schrifftſtellen.
Von vielen unter denen Proteſtirenden ſiehet man/ daß ſie
es wie die Tridentiniſchen Patres machen/ und alles hieher
ziehen/ wo das Wort Beichte oder Bekaͤntniß, oder das
Verbum, beichten oder bekennen vorkommt. Sie beruffen
ſich auf Exempel/ daß allerdings einige Perſonen gebeichtet,
und meinen damit vollkommen gewonnen zu haben. Al-
le tragen ſich faſt mit dem Exempel Davids. Man will
die Leute bereden/ David habe nicht allein vor Nathan nie-
dergekniet/ ſondern auch ſeine Suͤnden gebeichtet, und ſey
von ihm abſolviret worden b). Accurat nach dem heutigen

Gebrauch.
ren, vid. Albaſpinæus Lib. II. obſ. 3. Wenn dieſes wahr iſt, wie
es denn die Catholicken vor wahr halten, ſo folget, daß die Kirche
Gewalt haͤtte, GOtt ſelbſt Geſetze vorzuſchreiben, denn auf dieſe
Weiſe muͤſte er diejenige Genugthuung, ſo die Kirche befohlen, gut
heiſſen, und nachdem es derſelben beliebte, den Menſchen ſo geſuͤn-
diget, wiederum zu Gnaden auf und annehmen.
a) Urſache des Ge-
brauchs der
Beichte.
Sie meinen, man duͤrffte die Beichte nicht unterlaſſen wegen der
troͤſtlichen abſolution. Aus dieſer Urſache waͤre dieſelbe hoͤchſt
noͤthig. Man erlernete dadurch die hohe und heilſame Ge-
walt der Schluͤſſel.
Durch deren Huͤlffe wuͤrde denen Gewiſ-
ſen oͤffters Rath und Huͤlffe geſchafft. Jch laſſe ſolches vorjetzo
dahin geſtellet ſeyn. Einige aber koͤnnen dieſe herrlichen Fruͤchte,
ſo die Beichte tragen ſoll, nicht erkennen. Andere meinen, es duͤrf-
ten viele ſeyn, welche dergleichen Huͤlffe weder verlangten noch
noͤthig haͤtten, u. ſ. w.
b) Ob Nathan
Davids Hoff-
Prediger ge-
weſen.
II. Sam. XII. Jch kenne einige Prieſter, die ſich und andere be-
reden, Nathan ſey Davids Hoffprediger geweſen. Allein mich
wun-
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[134/0153] I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle, §. IV. Die Beichte aber haben ſie aus verſchiedenen Urſa- chen beybehalten. So viel erkenneten ſie zwar/ daß ſolche in GOttes Wort nirgends gebothen; allein ſie hielten doch da- fuͤr/ daß man Spuren davon in der Schrifft faͤnde. Sie ſag- ten/ die Beichte ſey implicite daſelbſt anzutreffen a). Sie beruffen ſich zu dem Ende auf verſchiedene Schrifftſtellen. Von vielen unter denen Proteſtirenden ſiehet man/ daß ſie es wie die Tridentiniſchen Patres machen/ und alles hieher ziehen/ wo das Wort Beichte oder Bekaͤntniß, oder das Verbum, beichten oder bekennen vorkommt. Sie beruffen ſich auf Exempel/ daß allerdings einige Perſonen gebeichtet, und meinen damit vollkommen gewonnen zu haben. Al- le tragen ſich faſt mit dem Exempel Davids. Man will die Leute bereden/ David habe nicht allein vor Nathan nie- dergekniet/ ſondern auch ſeine Suͤnden gebeichtet, und ſey von ihm abſolviret worden b). Accurat nach dem heutigen Gebrauch. (d) a) Sie meinen, man duͤrffte die Beichte nicht unterlaſſen wegen der troͤſtlichen abſolution. Aus dieſer Urſache waͤre dieſelbe hoͤchſt noͤthig. Man erlernete dadurch die hohe und heilſame Ge- walt der Schluͤſſel. Durch deren Huͤlffe wuͤrde denen Gewiſ- ſen oͤffters Rath und Huͤlffe geſchafft. Jch laſſe ſolches vorjetzo dahin geſtellet ſeyn. Einige aber koͤnnen dieſe herrlichen Fruͤchte, ſo die Beichte tragen ſoll, nicht erkennen. Andere meinen, es duͤrf- ten viele ſeyn, welche dergleichen Huͤlffe weder verlangten noch noͤthig haͤtten, u. ſ. w. b) II. Sam. XII. Jch kenne einige Prieſter, die ſich und andere be- reden, Nathan ſey Davids Hoffprediger geweſen. Allein mich wun- (d) ren, vid. Albaſpinæus Lib. II. obſ. 3. Wenn dieſes wahr iſt, wie es denn die Catholicken vor wahr halten, ſo folget, daß die Kirche Gewalt haͤtte, GOtt ſelbſt Geſetze vorzuſchreiben, denn auf dieſe Weiſe muͤſte er diejenige Genugthuung, ſo die Kirche befohlen, gut heiſſen, und nachdem es derſelben beliebte, den Menſchen ſo geſuͤn- diget, wiederum zu Gnaden auf und annehmen.

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/153>, abgerufen am 24.11.2024.