Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.II. Abth. II. Cap. Wenn und wie offt die Beichte hält/ räumet doch eben dieses ein/ und saget a):Es kan nichts destoweniger geschehen, daß jemand aus einer rechtmäßigen Ursache die Beichte unterläst, wenn er etwan durch die Kürtze der Zeit verhindert wird, aber doch ein so grosses Verlangen zum heil. Abendmahl träget, daß er keinen Verzug leiden kan, soll man ihn darum von dem Abendmahl abhalten? Traun nicht; denn ob wohl die Beichte wegen ih- res grossen Nutzens vor der heil. Communion ordentlich ge- schiehet, so folget doch nicht daraus, daß dieselbe ein wesent- liches Stück bey dem Abendmahl ist, weil sie nirgends befoh- len, und also nicht ohnumgänglich nöthig ist, sondern ein nütz- licher Gebrauch, die Communicanten zu erforschen, und zu ih- rem Trost eingeführet ist, welchen man, nur Aergerniß zu ver- meiden, beobachten muß. Darum wenn jemand ohne Ver- achtung oder aus einer singularität, wegen einer wichtigen Ursache bewogen wird, oder damit er seinem Gewissen kein nothwendiges Gesetze auffbürde, ohne Beichte zum Abend- mahl gehet, so soll man ihm keinesweges einen scrupel ma- chen, als hätte Er eine grosse Ubelthat begangen, und die Communion nicht wie sichs gebühret genossen, Frid. Balduin. de casib. conscient. Lib. II. cap. 12. cas. 18. pag. 467. viel weniger soll man ihm solche verweigern. §. X. a) Carpzovs
Meinung.Carpzov. cit. l. Fieri nihilominus potest, vt justa ex causa quis confiteri intermittat, temporis angustia forsan praepeditus, desi- derio tamen magno hujus sanctissimae coenae ita compulsus, quo minus tantillum morae admittat, anne hic a sacra coena arceri de- bet? Non certe: vt maxime enim confessio ob insignem ejus v- sum sacrae communionis regulariter praemitti soleat, inde tamen non efficitur, vt ipsam sacrae eucharistiae substantiam ingrediatur, quippe quae nuspiam mandata, adeoque praecise necessaria non est, sed vt vtilis ritus ad explorationem communicantium, inque eorum solatium introductus, qui vel saltem ob scandalum obser- vandum vitari debet. Quare si quis sine contemtu & studio sin- gularitatis, justa ex causa commotus, vel ne conscientiae suae ne- cessitatis legem imponat, omissa confessione ad sacram coenam acce- II. Abth. II. Cap. Wenn und wie offt die Beichte haͤlt/ raͤumet doch eben dieſes ein/ und ſaget a):Es kan nichts deſtoweniger geſchehen, daß jemand aus einer rechtmaͤßigen Urſache die Beichte unterlaͤſt, wenn er etwan durch die Kuͤrtze der Zeit verhindert wird, aber doch ein ſo groſſes Verlangen zum heil. Abendmahl traͤget, daß er keinen Verzug leiden kan, ſoll man ihn darum von dem Abendmahl abhalten? Traun nicht; denn ob wohl die Beichte wegen ih- res groſſen Nutzens vor der heil. Communion ordentlich ge- ſchiehet, ſo folget doch nicht daraus, daß dieſelbe ein weſent- liches Stuͤck bey dem Abendmahl iſt, weil ſie nirgends befoh- len, und alſo nicht ohnumgaͤnglich noͤthig iſt, ſondern ein nuͤtz- licher Gebrauch, die Communicanten zu erforſchen, und zu ih- rem Troſt eingefuͤhret iſt, welchen man, nur Aergerniß zu ver- meiden, beobachten muß. Darum wenn jemand ohne Ver- achtung oder aus einer ſingularitaͤt, wegen einer wichtigen Urſache bewogen wird, oder damit er ſeinem Gewiſſen kein nothwendiges Geſetze auffbuͤrde, ohne Beichte zum Abend- mahl gehet, ſo ſoll man ihm keinesweges einen ſcrupel ma- chen, als haͤtte Er eine groſſe Ubelthat begangen, und die Communion nicht wie ſichs gebuͤhret genoſſen, Frid. Balduin. de caſib. conſcient. Lib. II. cap. 12. caſ. 18. pag. 467. viel weniger ſoll man ihm ſolche verweigern. §. X. a) Carpzovs
Meinung.Carpzov. cit. l. Fieri nihilominus poteſt, vt juſta ex cauſa quis confiteri intermittat, temporis anguſtia forſan præpeditus, deſi- derio tamen magno hujus ſanctisſimæ cœnæ ita compulſus, quo minus tantillum moræ admittat, anne hic a ſacra cœna arceri de- bet? Non certe: vt maxime enim confesſio ob inſignem ejus v- ſum ſacræ communionis regulariter præmitti ſoleat, inde tamen non efficitur, vt ipſam ſacræ euchariſtiæ ſubſtantiam ingrediatur, quippe quæ nuſpiam mandata, adeoque præciſe neceſſaria non eſt, ſed vt vtilis ritus ad explorationem communicantium, inque eorum ſolatium introductus, qui vel ſaltem ob ſcandalum obſer- vandum vitari debet. Quare ſi quis ſine contemtu & ſtudio ſin- gularitatis, juſta ex cauſa commotus, vel ne conſcientiæ ſuæ ne- cesſitatis legem imponat, omiſſa confesſione ad ſacram cœnam acce- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0255" n="236"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">II.</hi> Cap. Wenn und wie offt</hi></fw><lb/> die Beichte haͤlt/ raͤumet doch eben dieſes ein/ und ſaget <note xml:id="h34" next="#h35" place="foot" n="a)"><note place="left"><hi rendition="#aq">Carpzovs</hi><lb/> Meinung.</note><hi rendition="#aq">Carpzov. <hi rendition="#i">cit. l.</hi> Fieri nihilominus poteſt, vt juſta ex cauſa quis<lb/> confiteri intermittat, temporis anguſtia forſan præpeditus, deſi-<lb/> derio tamen magno hujus ſanctisſimæ cœnæ ita compulſus, quo<lb/> minus tantillum moræ admittat, anne hic a ſacra cœna arceri de-<lb/> bet? Non certe: vt maxime enim confesſio ob inſignem ejus v-<lb/> ſum ſacræ communionis regulariter præmitti ſoleat, inde tamen<lb/> non efficitur, vt ipſam ſacræ euchariſtiæ ſubſtantiam ingrediatur,<lb/> quippe quæ nuſpiam mandata, adeoque præciſe neceſſaria non<lb/> eſt, ſed vt vtilis ritus ad explorationem communicantium, inque<lb/> eorum ſolatium introductus, qui vel ſaltem ob ſcandalum obſer-<lb/> vandum vitari debet. Quare ſi quis ſine contemtu & ſtudio ſin-<lb/> gularitatis, juſta ex cauſa commotus, vel ne conſcientiæ ſuæ ne-<lb/> cesſitatis legem imponat, omiſſa confesſione ad ſacram cœnam</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">acce-</hi></fw></note>:<lb/><hi rendition="#fr">Es kan nichts deſtoweniger geſchehen, daß jemand aus einer<lb/> rechtmaͤßigen Urſache die Beichte unterlaͤſt, wenn er etwan<lb/> durch die Kuͤrtze der Zeit verhindert wird, aber doch ein ſo<lb/> groſſes Verlangen zum heil. Abendmahl traͤget, daß er keinen<lb/> Verzug leiden kan, ſoll man ihn darum von dem Abendmahl<lb/> abhalten? Traun nicht; denn ob wohl die Beichte wegen ih-<lb/> res groſſen Nutzens vor der heil. Communion ordentlich ge-<lb/> ſchiehet, ſo folget doch nicht daraus, daß dieſelbe ein weſent-<lb/> liches Stuͤck bey dem Abendmahl iſt, weil ſie nirgends befoh-<lb/> len, und alſo nicht ohnumgaͤnglich noͤthig iſt, ſondern ein nuͤtz-<lb/> licher Gebrauch, die Communicanten zu erforſchen, und zu ih-<lb/> rem Troſt eingefuͤhret iſt, welchen man, nur Aergerniß zu ver-<lb/> meiden, beobachten muß. Darum wenn jemand ohne Ver-<lb/> achtung oder aus einer</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ſingulari</hi></hi><hi rendition="#fr">taͤt, wegen einer wichtigen<lb/> Urſache bewogen wird, oder damit er ſeinem Gewiſſen kein<lb/> nothwendiges Geſetze auffbuͤrde, ohne Beichte zum Abend-<lb/> mahl gehet, ſo ſoll man ihm keinesweges einen</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ſcrupel</hi></hi> <hi rendition="#fr">ma-<lb/> chen, als haͤtte Er eine groſſe Ubelthat begangen, und die<lb/> Communion nicht wie ſichs gebuͤhret genoſſen,</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Frid. Balduin.<lb/> de caſib. conſcient. Lib. II. cap. 12. caſ. 18. pag. 467.</hi></hi> <hi rendition="#fr">viel weniger ſoll<lb/> man ihm ſolche verweigern.</hi></p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. <hi rendition="#aq">X.</hi></fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [236/0255]
II. Abth. II. Cap. Wenn und wie offt
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Es kan nichts deſtoweniger geſchehen, daß jemand aus einer
rechtmaͤßigen Urſache die Beichte unterlaͤſt, wenn er etwan
durch die Kuͤrtze der Zeit verhindert wird, aber doch ein ſo
groſſes Verlangen zum heil. Abendmahl traͤget, daß er keinen
Verzug leiden kan, ſoll man ihn darum von dem Abendmahl
abhalten? Traun nicht; denn ob wohl die Beichte wegen ih-
res groſſen Nutzens vor der heil. Communion ordentlich ge-
ſchiehet, ſo folget doch nicht daraus, daß dieſelbe ein weſent-
liches Stuͤck bey dem Abendmahl iſt, weil ſie nirgends befoh-
len, und alſo nicht ohnumgaͤnglich noͤthig iſt, ſondern ein nuͤtz-
licher Gebrauch, die Communicanten zu erforſchen, und zu ih-
rem Troſt eingefuͤhret iſt, welchen man, nur Aergerniß zu ver-
meiden, beobachten muß. Darum wenn jemand ohne Ver-
achtung oder aus einer ſingularitaͤt, wegen einer wichtigen
Urſache bewogen wird, oder damit er ſeinem Gewiſſen kein
nothwendiges Geſetze auffbuͤrde, ohne Beichte zum Abend-
mahl gehet, ſo ſoll man ihm keinesweges einen ſcrupel ma-
chen, als haͤtte Er eine groſſe Ubelthat begangen, und die
Communion nicht wie ſichs gebuͤhret genoſſen, Frid. Balduin.
de caſib. conſcient. Lib. II. cap. 12. caſ. 18. pag. 467. viel weniger ſoll
man ihm ſolche verweigern.
§. X.
a) Carpzov. cit. l. Fieri nihilominus poteſt, vt juſta ex cauſa quis
confiteri intermittat, temporis anguſtia forſan præpeditus, deſi-
derio tamen magno hujus ſanctisſimæ cœnæ ita compulſus, quo
minus tantillum moræ admittat, anne hic a ſacra cœna arceri de-
bet? Non certe: vt maxime enim confesſio ob inſignem ejus v-
ſum ſacræ communionis regulariter præmitti ſoleat, inde tamen
non efficitur, vt ipſam ſacræ euchariſtiæ ſubſtantiam ingrediatur,
quippe quæ nuſpiam mandata, adeoque præciſe neceſſaria non
eſt, ſed vt vtilis ritus ad explorationem communicantium, inque
eorum ſolatium introductus, qui vel ſaltem ob ſcandalum obſer-
vandum vitari debet. Quare ſi quis ſine contemtu & ſtudio ſin-
gularitatis, juſta ex cauſa commotus, vel ne conſcientiæ ſuæ ne-
cesſitatis legem imponat, omiſſa confesſione ad ſacram cœnam
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