Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abth. III. Cap. Von dem
lich da diese Gast-Mahle mit der Zeit zur Uneinigkeit/ Ver-
achtung der Armen/ Schwelgerey und Geiiheit Anlaß ga-
ben/ hat man solche durch Verordnungen bey denen Ge-
meinden verboten. Der Synodus zu Laodicea hat fol-
gendes geordnet d): Man soll in denen Kirchen und Gemein-
den kein Liebes-Mahl halten, und darinnen essen, und sich die
Lagerstellen dazu zubereiten.
Das dritte Concilium zu
Carthago hat befohlen e); Die Bischöffe oder andere von
der Clerisey sollen in der Kirche keine Gasterey halten, es
wäre denn daß die Reisenden wegen der Gast-Freyheit solten
tractiret werden. Das Völck soll man ebenfals, so viel nur
möglich ist, von solchen Mahlen abhalten.
Endlich ist es
aber geschehen/ daß die Liebes-Mahle durch eine allgemei-
ne Verordnung völlig abgeschafft worden f).

§. XV.
befohlen. Wenn also eine Verfolgung vorhanden, ha-
ben sie zweiffels ohne die gewöhnlichen Gastmahle eingestellet.
Ware aber diese Noth vorüber, so düncket mir, es sey wahrschein-
lich, daß sie wiederum zu dem gewöhnlichen Mahl zusammen ge-
kommen. Jch glaube auch, daß die Liebesmahle währender Ver-
folgung in privat-Häusern nicht gäntzlich unterblieben. Denn
diese kunte ein jeder Hauß-Vater mit wenigen anstellen, wie be-
reits gezeiget worden. Man kunte auch solche Versammlung
nicht füglich unter die haeterias und verbotenen Zusammen-
künffte
rechnen.
d) Die Liebes-
Mahle werden
verboten.
Concil. Laodic. A. 364. can. 28. Non oportet in Basilicis seu ec-
clesiis Agapen facere, & intus manducare, vel accubitus sternere,
e) Concil. Carthagin. III. can. 30. Nulli episcopi vel clerici in eccle-
sia conuiuentur, nisi forte transeuntes hospitiorum necessitate
illa reficiantur. Populi etiam ab hujusmodi conuiuiis, quantum
fieri potest, prohibeantur.
f) Conf. Centuriator. Magdeburg. cent. IV. cap. 6. Fesselias in ad-
versar. sacr. sect. I. cap. 14.
Bey denen Griechen und Armeniern
aber findet man noch heute zu Tage Spuren von denen alten
Liebesmahlen. Denn am Ostertage empfangen sie das Abend-
mahl,

II. Abth. III. Cap. Von dem
lich da dieſe Gaſt-Mahle mit der Zeit zur Uneinigkeit/ Ver-
achtung der Armen/ Schwelgerey und Geiiheit Anlaß ga-
ben/ hat man ſolche durch Verordnungen bey denen Ge-
meinden verboten. Der Synodus zu Laodicea hat fol-
gendes geordnet d): Man ſoll in denen Kirchen und Gemein-
den kein Liebes-Mahl halten, und darinnen eſſen, und ſich die
Lagerſtellen dazu zubereiten.
Das dritte Concilium zu
Carthago hat befohlen e); Die Biſchoͤffe oder andere von
der Cleriſey ſollen in der Kirche keine Gaſterey halten, es
waͤre denn daß die Reiſenden wegen der Gaſt-Freyheit ſolten
tractiret werden. Das Voͤlck ſoll man ebenfals, ſo viel nur
moͤglich iſt, von ſolchen Mahlen abhalten.
Endlich iſt es
aber geſchehen/ daß die Liebes-Mahle durch eine allgemei-
ne Verordnung voͤllig abgeſchafft worden f).

§. XV.
befohlen. Wenn alſo eine Verfolgung vorhanden, ha-
ben ſie zweiffels ohne die gewoͤhnlichen Gaſtmahle eingeſtellet.
Ware aber dieſe Noth voruͤber, ſo duͤncket mir, es ſey wahrſchein-
lich, daß ſie wiederum zu dem gewoͤhnlichen Mahl zuſammen ge-
kommen. Jch glaube auch, daß die Liebesmahle waͤhrender Ver-
folgung in privat-Haͤuſern nicht gaͤntzlich unterblieben. Denn
dieſe kunte ein jeder Hauß-Vater mit wenigen anſtellen, wie be-
reits gezeiget worden. Man kunte auch ſolche Verſammlung
nicht fuͤglich unter die hæterias und verbotenen Zuſammen-
kuͤnffte
rechnen.
d) Die Liebes-
Mahle werden
verboten.
Concil. Laodic. A. 364. can. 28. Non oportet in Baſilicis ſeu ec-
cleſiis Agapen facere, & intus manducare, vel accubitus ſternere,
e) Concil. Carthagin. III. can. 30. Nulli epiſcopi vel clerici in eccle-
ſia conuiuentur, niſi forte tranſeuntes hoſpitiorum necesſitate
illa reficiantur. Populi etiam ab hujusmodi conuiuiis, quantum
fieri poteſt, prohibeantur.
f) Conf. Centuriator. Magdeburg. cent. IV. cap. 6. Feſſelias in ad-
verſar. ſacr. ſect. I. cap. 14.
Bey denen Griechen und Armeniern
aber findet man noch heute zu Tage Spuren von denen alten
Liebesmahlen. Denn am Oſtertage empfangen ſie das Abend-
mahl,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0281" n="262"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">III.</hi> Cap. Von dem</hi></fw><lb/>
lich da die&#x017F;e Ga&#x017F;t-Mahle mit der Zeit zur Uneinigkeit/ Ver-<lb/>
achtung der Armen/ Schwelgerey und Geiiheit Anlaß ga-<lb/>
ben/ hat man &#x017F;olche durch Verordnungen bey denen Ge-<lb/>
meinden verboten. Der <hi rendition="#aq">Synodus</hi> zu <hi rendition="#aq">Laodicea</hi> hat fol-<lb/>
gendes geordnet <note place="foot" n="d)"><note place="left">Die Liebes-<lb/>
Mahle werden<lb/>
verboten.</note><hi rendition="#aq">Concil. Laodic. A. 364. <hi rendition="#i">can. 28.</hi> Non oportet in Ba&#x017F;ilicis &#x017F;eu ec-<lb/>
cle&#x017F;iis Agapen facere, &amp; intus manducare, vel accubitus &#x017F;ternere,</hi></note>: <hi rendition="#fr">Man &#x017F;oll in denen Kirchen und Gemein-<lb/>
den kein Liebes-Mahl halten, und darinnen e&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;ich die<lb/>
Lager&#x017F;tellen dazu zubereiten.</hi> Das dritte <hi rendition="#aq">Concilium</hi> zu<lb/><hi rendition="#aq">Carthago</hi> hat befohlen <note place="foot" n="e)"><hi rendition="#aq">Concil. Carthagin. III. <hi rendition="#i">can. 30.</hi> Nulli epi&#x017F;copi vel clerici in eccle-<lb/>
&#x017F;ia conuiuentur, ni&#x017F;i forte tran&#x017F;euntes ho&#x017F;pitiorum neces&#x017F;itate<lb/>
illa reficiantur. Populi etiam ab hujusmodi conuiuiis, quantum<lb/>
fieri pote&#x017F;t, prohibeantur.</hi></note>; <hi rendition="#fr">Die Bi&#x017F;cho&#x0364;ffe oder andere von<lb/>
der Cleri&#x017F;ey &#x017F;ollen in der Kirche keine Ga&#x017F;terey halten, es<lb/>
wa&#x0364;re denn daß die Rei&#x017F;enden wegen der Ga&#x017F;t-Freyheit &#x017F;olten<lb/>
tractiret werden. Das Vo&#x0364;lck &#x017F;oll man ebenfals, &#x017F;o viel nur<lb/>
mo&#x0364;glich i&#x017F;t, von &#x017F;olchen Mahlen abhalten.</hi> Endlich i&#x017F;t es<lb/>
aber ge&#x017F;chehen/ daß die Liebes-Mahle durch eine allgemei-<lb/>
ne Verordnung vo&#x0364;llig abge&#x017F;chafft worden <note xml:id="h64" next="#h65" place="foot" n="f)"><hi rendition="#aq">Conf. Centuriator. Magdeburg. <hi rendition="#i">cent. IV. cap. 6.</hi> Fe&#x017F;&#x017F;elias <hi rendition="#i">in ad-<lb/>
ver&#x017F;ar. &#x017F;acr. &#x017F;ect. I. cap. 14.</hi></hi> Bey denen Griechen und Armeniern<lb/>
aber findet man noch heute zu Tage Spuren von denen alten<lb/>
Liebesmahlen. Denn am O&#x017F;tertage empfangen &#x017F;ie das Abend-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mahl,</fw></note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. <hi rendition="#aq">XV.</hi></fw><lb/>
            <p>
              <note xml:id="h63" prev="#h62" place="foot" n="(c)">befohlen. Wenn al&#x017F;o eine <hi rendition="#fr">Verfolgung</hi> vorhanden, ha-<lb/>
ben &#x017F;ie zweiffels ohne die gewo&#x0364;hnlichen Ga&#x017F;tmahle einge&#x017F;tellet.<lb/>
Ware aber die&#x017F;e Noth voru&#x0364;ber, &#x017F;o du&#x0364;ncket mir, es &#x017F;ey wahr&#x017F;chein-<lb/>
lich, daß &#x017F;ie wiederum zu dem gewo&#x0364;hnlichen Mahl zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
kommen. Jch glaube auch, daß die Liebesmahle wa&#x0364;hrender Ver-<lb/>
folgung in <hi rendition="#fr">privat-Ha&#x0364;u&#x017F;ern</hi> nicht ga&#x0364;ntzlich unterblieben. Denn<lb/>
die&#x017F;e kunte ein jeder Hauß-Vater mit wenigen an&#x017F;tellen, wie be-<lb/>
reits gezeiget worden. Man kunte auch &#x017F;olche Ver&#x017F;ammlung<lb/>
nicht fu&#x0364;glich unter die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">hæterias</hi></hi> und <hi rendition="#fr">verbotenen Zu&#x017F;ammen-<lb/>
ku&#x0364;nffte</hi> rechnen.</note>
            </p>
          </div><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0281] II. Abth. III. Cap. Von dem lich da dieſe Gaſt-Mahle mit der Zeit zur Uneinigkeit/ Ver- achtung der Armen/ Schwelgerey und Geiiheit Anlaß ga- ben/ hat man ſolche durch Verordnungen bey denen Ge- meinden verboten. Der Synodus zu Laodicea hat fol- gendes geordnet d): Man ſoll in denen Kirchen und Gemein- den kein Liebes-Mahl halten, und darinnen eſſen, und ſich die Lagerſtellen dazu zubereiten. Das dritte Concilium zu Carthago hat befohlen e); Die Biſchoͤffe oder andere von der Cleriſey ſollen in der Kirche keine Gaſterey halten, es waͤre denn daß die Reiſenden wegen der Gaſt-Freyheit ſolten tractiret werden. Das Voͤlck ſoll man ebenfals, ſo viel nur moͤglich iſt, von ſolchen Mahlen abhalten. Endlich iſt es aber geſchehen/ daß die Liebes-Mahle durch eine allgemei- ne Verordnung voͤllig abgeſchafft worden f). §. XV. (c) d) Concil. Laodic. A. 364. can. 28. Non oportet in Baſilicis ſeu ec- cleſiis Agapen facere, & intus manducare, vel accubitus ſternere, e) Concil. Carthagin. III. can. 30. Nulli epiſcopi vel clerici in eccle- ſia conuiuentur, niſi forte tranſeuntes hoſpitiorum necesſitate illa reficiantur. Populi etiam ab hujusmodi conuiuiis, quantum fieri poteſt, prohibeantur. f) Conf. Centuriator. Magdeburg. cent. IV. cap. 6. Feſſelias in ad- verſar. ſacr. ſect. I. cap. 14. Bey denen Griechen und Armeniern aber findet man noch heute zu Tage Spuren von denen alten Liebesmahlen. Denn am Oſtertage empfangen ſie das Abend- mahl, (c) befohlen. Wenn alſo eine Verfolgung vorhanden, ha- ben ſie zweiffels ohne die gewoͤhnlichen Gaſtmahle eingeſtellet. Ware aber dieſe Noth voruͤber, ſo duͤncket mir, es ſey wahrſchein- lich, daß ſie wiederum zu dem gewoͤhnlichen Mahl zuſammen ge- kommen. Jch glaube auch, daß die Liebesmahle waͤhrender Ver- folgung in privat-Haͤuſern nicht gaͤntzlich unterblieben. Denn dieſe kunte ein jeder Hauß-Vater mit wenigen anſtellen, wie be- reits gezeiget worden. Man kunte auch ſolche Verſammlung nicht fuͤglich unter die hæterias und verbotenen Zuſammen- kuͤnffte rechnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/281
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/281>, abgerufen am 22.11.2024.