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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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Beicht-Pfennig.
mahls wenig Brod nöthig war, dieses Brod aber zum Ge-
brauch des Opffers von der Clerisey zubereitet wurde, so hat,
wie
Honorius in gemma animae saget, das Volck angefangen,
statt des Brods oder Mehls, Geld zu lieffern.
Es ist auch
in der Protestirenden Kirchen-Ordnungen versehen b):
Daß in Hochzeiten die Bräute neben den Jungfrauen, desglei-
chen die Kind-Betterrinnen, wenn sie ihren Kirchgang hal-
ten, fein ordentlich zum Altar gehen, und allda opffern.

Man kan auch hieher ziehen diejenigen Gaben/ welche
durch den Klingebeurel gesammlet werden. Von diesem finde
ich folgende Verordnung des Hertzog Ernsts zu Sachsen c):
Es ist auch vor nöthig erachtet worden, daß an welchen Or-
ten die Klingel-Säcklein auf die Sonn und Fest-Tage nicht
gebräuchlich, dieselbe nachmahls angeordnet, und auch an
den Sonn und Fest-Tagen, da keine Communion gehalten
wird, herum etragen werden, damit man etwas davon de-
nen Armen zu steuren in Vorrath haben, oder zu andern vor-

fal-
b) Wie in ordin. consist. March. tit. 17. versehen. Hiemit stimmetWegen dieser
Gaben ist de-
nen Pfarr-Kin-
dern untersa-
get worden, an-
derwärts dem
Gottes-Dienst
beyzuwohnen.

auch überein, die Cellische Kirchen-Ordnung c. 12. Weil a-
ber vormahls alle Sonntäge die Gaben gelieffert worden, so ist
ohnfehlbar daher die Verordnung gekommen, daß die Pfarr-
Kinder, nicht in andern Kirchen dem GOttes-Dienst beywohnen
solten. Franciscus de Roy in Institut. jur. canon. Lib. II. tit. 14. §. 8.
beruffet sich auff dieses, und wird man auch keine andere ge-
gründete Ursache geben können.
c) Vid. Ernesti synodal Verordnung de Ao. 1645. tit. 16. Die Ar-Von denen
Sammlungen
durch den Klin-
ge-Beutel.

men aber bekommen gar ein weniges von solchem gesammleten
Gelde. Das meiste wird zur Erhaltung der Kirche, der Pfarr-
und Schul-Häuser, ja auch zur Besoldung der Pfarrer und
Schulmeister angewendet, und auf Zinsen ausgeliehen. Die
Armen bekommen zum öfftern kaum so viel, als nur zur Abnah-
me der jährlichen Rechnung dieser Einkünffte auffgewendet wer-
den muß. Wer mehr von dieser Sammlung des Geldes wis-
sen will, kan Wildvogels disputation de sacculo sonante nachsehen.
a) Jn
n n 2

Beicht-Pfennig.
mahls wenig Brod noͤthig war, dieſes Brod aber zum Ge-
brauch des Opffers von der Cleriſey zubereitet wurde, ſo hat,
wie
Honorius in gemma animæ ſaget, das Volck angefangen,
ſtatt des Brods oder Mehls, Geld zu lieffern.
Es iſt auch
in der Proteſtirenden Kirchen-Ordnungen verſehen b):
Daß in Hochzeiten die Braͤute neben den Jungfrauen, desglei-
chen die Kind-Betterrinnen, wenn ſie ihren Kirchgang hal-
ten, fein ordentlich zum Altar gehen, und allda opffern.

Man kan auch hieher ziehen diejenigen Gaben/ welche
durch den Klingebeurel geſammlet werden. Von dieſem finde
ich folgende Verordnung des Hertzog Ernſts zu Sachſen c):
Es iſt auch vor noͤthig erachtet worden, daß an welchen Or-
ten die Klingel-Saͤcklein auf die Sonn und Feſt-Tage nicht
gebraͤuchlich, dieſelbe nachmahls angeordnet, und auch an
den Sonn und Feſt-Tagen, da keine Communion gehalten
wird, herum etragen werden, damit man etwas davon de-
nen Armen zu ſteuren in Vorrath haben, oder zu andern vor-

fal-
b) Wie in ordin. conſiſt. March. tit. 17. verſehen. Hiemit ſtimmetWegen dieſer
Gaben iſt de-
nen Pfarr-Kin-
dern unterſa-
get worden, an-
derwaͤrts dem
Gottes-Dienſt
beyzuwohnen.

auch uͤberein, die Celliſche Kirchen-Ordnung c. 12. Weil a-
ber vormahls alle Sonntaͤge die Gaben gelieffert worden, ſo iſt
ohnfehlbar daher die Verordnung gekommen, daß die Pfarr-
Kinder, nicht in andern Kirchen dem GOttes-Dienſt beywohnen
ſolten. Franciſcus de Roy in Inſtitut. jur. canon. Lib. II. tit. 14. §. 8.
beruffet ſich auff dieſes, und wird man auch keine andere ge-
gruͤndete Urſache geben koͤnnen.
c) Vid. Erneſti ſynodal Verordnung de Ao. 1645. tit. 16. Die Ar-Von denen
Sammlungen
durch den Klin-
ge-Beutel.

men aber bekommen gar ein weniges von ſolchem geſammleten
Gelde. Das meiſte wird zur Erhaltung der Kirche, der Pfarr-
und Schul-Haͤuſer, ja auch zur Beſoldung der Pfarrer und
Schulmeiſter angewendet, und auf Zinſen ausgeliehen. Die
Armen bekommen zum oͤfftern kaum ſo viel, als nur zur Abnah-
me der jaͤhrlichen Rechnung dieſer Einkuͤnffte auffgewendet wer-
den muß. Wer mehr von dieſer Sammlung des Geldes wiſ-
ſen will, kan Wildvogels diſputation de ſacculo ſonante nachſehen.
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n n 2
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[283/0302] Beicht-Pfennig. mahls wenig Brod noͤthig war, dieſes Brod aber zum Ge- brauch des Opffers von der Cleriſey zubereitet wurde, ſo hat, wie Honorius in gemma animæ ſaget, das Volck angefangen, ſtatt des Brods oder Mehls, Geld zu lieffern. Es iſt auch in der Proteſtirenden Kirchen-Ordnungen verſehen b): Daß in Hochzeiten die Braͤute neben den Jungfrauen, desglei- chen die Kind-Betterrinnen, wenn ſie ihren Kirchgang hal- ten, fein ordentlich zum Altar gehen, und allda opffern. Man kan auch hieher ziehen diejenigen Gaben/ welche durch den Klingebeurel geſammlet werden. Von dieſem finde ich folgende Verordnung des Hertzog Ernſts zu Sachſen c): Es iſt auch vor noͤthig erachtet worden, daß an welchen Or- ten die Klingel-Saͤcklein auf die Sonn und Feſt-Tage nicht gebraͤuchlich, dieſelbe nachmahls angeordnet, und auch an den Sonn und Feſt-Tagen, da keine Communion gehalten wird, herum etragen werden, damit man etwas davon de- nen Armen zu ſteuren in Vorrath haben, oder zu andern vor- fal- b) Wie in ordin. conſiſt. March. tit. 17. verſehen. Hiemit ſtimmet auch uͤberein, die Celliſche Kirchen-Ordnung c. 12. Weil a- ber vormahls alle Sonntaͤge die Gaben gelieffert worden, ſo iſt ohnfehlbar daher die Verordnung gekommen, daß die Pfarr- Kinder, nicht in andern Kirchen dem GOttes-Dienſt beywohnen ſolten. Franciſcus de Roy in Inſtitut. jur. canon. Lib. II. tit. 14. §. 8. beruffet ſich auff dieſes, und wird man auch keine andere ge- gruͤndete Urſache geben koͤnnen. c) Vid. Erneſti ſynodal Verordnung de Ao. 1645. tit. 16. Die Ar- men aber bekommen gar ein weniges von ſolchem geſammleten Gelde. Das meiſte wird zur Erhaltung der Kirche, der Pfarr- und Schul-Haͤuſer, ja auch zur Beſoldung der Pfarrer und Schulmeiſter angewendet, und auf Zinſen ausgeliehen. Die Armen bekommen zum oͤfftern kaum ſo viel, als nur zur Abnah- me der jaͤhrlichen Rechnung dieſer Einkuͤnffte auffgewendet wer- den muß. Wer mehr von dieſer Sammlung des Geldes wiſ- ſen will, kan Wildvogels diſputation de ſacculo ſonante nachſehen. a) Jn n n 2

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/302>, abgerufen am 22.11.2024.