Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Studio in der Theologie. §. XI. Da nun über dieses/ die Gottes Männer selbstGlaubens §. XII. Wenn nun ein Juriste seine Gedancken von ei-Also auch die tzen (a) Vid. Origenes Lib. I. contr. Cell. p. 812. edit. Spencer. Denn da haben die Heyden von denen Christen gesagt, daß sie nur diesen einschärfften: Me exetaze, alla pisteuson. (b) Daher saget Virgilius gar recht Lib. XI. Aeneid. Multa dies variusque labor mutabilis aeui Rettulit in melius. b 3
Studio in der Theologie. §. XI. Da nun uͤber dieſes/ die Gottes Maͤnner ſelbſtGlaubens §. XII. Wenn nun ein Juriſte ſeine Gedancken von ei-Alſo auch die tzen (a) Vid. Origenes Lib. I. contr. Cell. p. 812. edit. Spencer. Denn da haben die Heyden von denen Chriſten geſagt, daß ſie nur dieſen einſchaͤrfften: Μὴ ἐξέταζε, ἀλλὰ πίϛευσον. (b) Daher ſaget Virgilius gar recht Lib. XI. Aeneid. Multa dies variusque labor mutabilis æui Rettulit in melius. b 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0032" n="13"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Studio</hi></hi> in der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Theologie.</hi></hi></hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head>§. <hi rendition="#aq">XI.</hi></head> <p>Da nun uͤber dieſes/ die Gottes Maͤnner ſelbſt<note place="right">Glaubens<lb/> Sachen muß<lb/> ein jeder<lb/> ſelbſt unter-<lb/> ſuchen.</note><lb/> die Unterſuchung ihrer Lehre allen Chriſten zu geſtanden/<lb/> warum ſolte es bey unſerer Prieſterſchafft verbothen ſeyn?<lb/> Wir verdienten/ wenn wir ſolches thaͤten/ und blindlings<lb/> glaubten/ mit allen Recht/ daß man uns vorwuͤrffe/ unſer<lb/> Glaube <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">dependir</hi></hi><hi rendition="#fr">te von der Geiſtlichkeit.</hi> Man koͤnte von<lb/> uns mit Recht ſagen/ was die Heyden ehemahls denen erſten<lb/> Chriſten ohne Grund vorgeworffen/ daß wir alles aus einer<lb/><hi rendition="#fr">Leichtglaͤubigkeit</hi> ohne den geringſten Grund vor wahr hiel-<lb/> ten. <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Vid. Origenes <hi rendition="#i">Lib. I. contr. Cell. p. 812. edit. Spencer.</hi></hi> Denn da haben<lb/> die Heyden von denen Chriſten geſagt, daß ſie nur dieſen einſchaͤrfften: Μὴ<lb/> ἐξέταζε, ἀλλὰ πίϛευσον.</note> Alſo ſieheſt du die erſte Urſache/ warum ein <hi rendition="#aq">Juriſte</hi><lb/> mit in die <hi rendition="#aq">Theologie</hi> hinein gucken kan/ und ſolches auch von<lb/> Rechts wegen thun ſoll. Sageſt du die Schrifft waͤre in<lb/> Glaubens-<hi rendition="#aq">articuln</hi> <hi rendition="#fr">klar und deutlich.</hi> Jch gebe es zu. Jch<lb/> muß aber meines <hi rendition="#fr">Glaubens gewiß ſeyn,</hi> und wiſſen was ich<lb/> glaube. Uber dieſes aber ſo ſind <hi rendition="#aq">j</hi>a noch andere Sachen in<lb/> der Schrifft/ die nicht zu denen Glaubens-<hi rendition="#aq">articuln</hi> gehoͤren.<lb/> Dennoch aber iſt es gut/ daß man auch davon Rede und Ant-<lb/> wort zu geben wiſſe. Vieles verdienet noch einer genauern Un-<lb/> terſuchung. Es iſt auch durch fleißiges Forſchen von vielen<lb/> manches an den Tag gebracht worden/ davon man vormahls<lb/> nichts gewuſt/ und ſo gehet es noch immerzu. Was wir heu-<lb/> tenicht ausmachen koͤnnen/ bringet ein anderer morgen oder<lb/> zur andern Zeit an den Tag. <note place="foot" n="(b)">Daher ſaget <hi rendition="#aq">Virgilius</hi> gar recht <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lib. XI. Aeneid.</hi><lb/> Multa dies variusque labor mutabilis æui<lb/> Rettulit in melius.</hi></note></p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. <hi rendition="#aq">XII.</hi></head> <p>Wenn nun ein <hi rendition="#aq">Juriſte</hi> ſeine Gedancken von ei-<note place="right">Alſo auch die<lb/><hi rendition="#aq">Juriſt</hi>en.</note><lb/> nigen Schrifftſtellen entdecket/ ſo darff man ihn deswegen<lb/> nicht anfeinden. Solche Wahrheiten/ ſind bey denen ſchwar-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">b 3</fw><fw place="bottom" type="catch">tzen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0032]
Studio in der Theologie.
§. XI. Da nun uͤber dieſes/ die Gottes Maͤnner ſelbſt
die Unterſuchung ihrer Lehre allen Chriſten zu geſtanden/
warum ſolte es bey unſerer Prieſterſchafft verbothen ſeyn?
Wir verdienten/ wenn wir ſolches thaͤten/ und blindlings
glaubten/ mit allen Recht/ daß man uns vorwuͤrffe/ unſer
Glaube dependirte von der Geiſtlichkeit. Man koͤnte von
uns mit Recht ſagen/ was die Heyden ehemahls denen erſten
Chriſten ohne Grund vorgeworffen/ daß wir alles aus einer
Leichtglaͤubigkeit ohne den geringſten Grund vor wahr hiel-
ten. (a) Alſo ſieheſt du die erſte Urſache/ warum ein Juriſte
mit in die Theologie hinein gucken kan/ und ſolches auch von
Rechts wegen thun ſoll. Sageſt du die Schrifft waͤre in
Glaubens-articuln klar und deutlich. Jch gebe es zu. Jch
muß aber meines Glaubens gewiß ſeyn, und wiſſen was ich
glaube. Uber dieſes aber ſo ſind ja noch andere Sachen in
der Schrifft/ die nicht zu denen Glaubens-articuln gehoͤren.
Dennoch aber iſt es gut/ daß man auch davon Rede und Ant-
wort zu geben wiſſe. Vieles verdienet noch einer genauern Un-
terſuchung. Es iſt auch durch fleißiges Forſchen von vielen
manches an den Tag gebracht worden/ davon man vormahls
nichts gewuſt/ und ſo gehet es noch immerzu. Was wir heu-
tenicht ausmachen koͤnnen/ bringet ein anderer morgen oder
zur andern Zeit an den Tag. (b)
Glaubens
Sachen muß
ein jeder
ſelbſt unter-
ſuchen.
§. XII. Wenn nun ein Juriſte ſeine Gedancken von ei-
nigen Schrifftſtellen entdecket/ ſo darff man ihn deswegen
nicht anfeinden. Solche Wahrheiten/ ſind bey denen ſchwar-
tzen
Alſo auch die
Juriſten.
(a) Vid. Origenes Lib. I. contr. Cell. p. 812. edit. Spencer. Denn da haben
die Heyden von denen Chriſten geſagt, daß ſie nur dieſen einſchaͤrfften: Μὴ
ἐξέταζε, ἀλλὰ πίϛευσον.
(b) Daher ſaget Virgilius gar recht Lib. XI. Aeneid.
Multa dies variusque labor mutabilis æui
Rettulit in melius.
b 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |