Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Geheimhaltung der Beichte. er sich in acht nehmen/ daß er nichts vorbringt/ worausder Vorgesetzte schliessen könte/ wer an der Sache Theil hätte. Wenn aber ja etwas von ungefähr entfallen/ so müste man es nicht allzu genau nehmen/ sondern den Jrr- thum auf das beste ändern b). §. XXVI. Sonsten hält man dafür/ daß ein Prie-Ob man in vorstellt. Hierzu gehöret auch die Beschaffenheit der Person. conf. c. 9. X. de poen. & remiss. b) Beyer cit. l. cap. 5. §. 3. gedencket, daß ein Mensch, der TodschlagAber nicht den Nahmen der Person. und Meineid begangen, zu einem frembden Priester gekommen, von welchem er gehöret, daß er melancholische Leute über die mas- sen aufrichten könnte. Er habe ihn um Trost gebeten, und ab- solution nebst dem Abendmahl verlanget. Der Priester hätte die Sache vor wichtiger gehalten, als daß er etwas vor sich thun könnte, und es also an das Consistorium bericht. Er hätte es aber versehen, und den Nahmen des Ubelthäters mit in das Schreiben gesetzt. Der Superintendens habe es vorher durch- lesen, und da er den Jrrthum gefunden, die Zeit aber zu kurtz gewesen, die Schrifft umschreiben zu lassen, den Nahmen aus- radiret. Jn die Antwort aber, so er verfertiget, hätte er nach- mahls solchen wieder einfliessen lassen. a) Vid. c. 2. X. de offic. jud. ordin. Daselbst hat der Papst verboten,Der Päpste Ordnungen. niemand nahmentlich zu bestraffen, sondern nur überhaupt. conf. c. 5. X. de. adult. Also muß man nur von der Sache, keinesweges aber von der Person die Rede führen. b) Diese und andere Redens-Arten, z. E. in der Gemeinde, daUnzuläßige Formula. ich (Recht der Beicht-Stühle.) u u
Geheimhaltung der Beichte. er ſich in acht nehmen/ daß er nichts vorbringt/ worausder Vorgeſetzte ſchlieſſen koͤnte/ wer an der Sache Theil haͤtte. Wenn aber ja etwas von ungefaͤhr entfallen/ ſo muͤſte man es nicht allzu genau nehmen/ ſondern den Jrr- thum auf das beſte aͤndern b). §. XXVI. Sonſten haͤlt man dafuͤr/ daß ein Prie-Ob man in vorſtellt. Hierzu gehoͤret auch die Beſchaffenheit der Perſon. conf. c. 9. X. de pœn. & remisſ. b) Beyer cit. l. cap. 5. §. 3. gedencket, daß ein Menſch, der TodſchlagAber nicht den Nahmen der Perſon. und Meineid begangen, zu einem frembden Prieſter gekommen, von welchem er gehoͤret, daß er melancholiſche Leute uͤber die maſ- ſen aufrichten koͤnnte. Er habe ihn um Troſt gebeten, und ab- ſolution nebſt dem Abendmahl verlanget. Der Prieſter haͤtte die Sache vor wichtiger gehalten, als daß er etwas vor ſich thun koͤnnte, und es alſo an das Conſiſtorium bericht. Er haͤtte es aber verſehen, und den Nahmen des Ubelthaͤters mit in das Schreiben geſetzt. Der Superintendens habe es vorher durch- leſen, und da er den Jrrthum gefunden, die Zeit aber zu kurtz geweſen, die Schrifft umſchreiben zu laſſen, den Nahmen aus- radiret. Jn die Antwort aber, ſo er verfertiget, haͤtte er nach- mahls ſolchen wieder einflieſſen laſſen. a) Vid. c. 2. X. de offic. jud. ordin. Daſelbſt hat der Papſt verboten,Der Paͤpſte Ordnungen. niemand nahmentlich zu beſtraffen, ſondern nur uͤberhaupt. conf. c. 5. X. de. adult. Alſo muß man nur von der Sache, keinesweges aber von der Perſon die Rede fuͤhren. b) Dieſe und andere Redens-Arten, z. E. in der Gemeinde, daUnzulaͤßige Formula. ich (Recht der Beicht-Stuͤhle.) u u
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Geheimhaltung der Beichte.
er ſich in acht nehmen/ daß er nichts vorbringt/ woraus
der Vorgeſetzte ſchlieſſen koͤnte/ wer an der Sache Theil
haͤtte. Wenn aber ja etwas von ungefaͤhr entfallen/ ſo
muͤſte man es nicht allzu genau nehmen/ ſondern den Jrr-
thum auf das beſte aͤndern b).
§. XXVI. Sonſten haͤlt man dafuͤr/ daß ein Prie-
ſter von der Beichte/ und was ihm geoffenbahret worden/
uͤberhaupt fuͤglich reden koͤnte. Er muͤſte aber ſehr be-
hutſam gehen/ daß er nicht das geringſte vorbraͤchte/ dar-
aus man ſchlieſſen koͤnte/ wer die That begangen a). Die-
ſes zu vermeiden/ wollen einige/ baß ein Prieſter nicht ein-
mahl ſo viel ſagen duͤrffte: Er habe dieſen oder jenen Caſum
in der Beichte gehoͤret b). Ein Prieſter muͤſſe ſich ferner
in
(a)
Ob man
von Beicht-
Sachen uͤ-
berhaupt
reden koͤn-
ne?
b) Beyer cit. l. cap. 5. §. 3. gedencket, daß ein Menſch, der Todſchlag
und Meineid begangen, zu einem frembden Prieſter gekommen,
von welchem er gehoͤret, daß er melancholiſche Leute uͤber die maſ-
ſen aufrichten koͤnnte. Er habe ihn um Troſt gebeten, und ab-
ſolution nebſt dem Abendmahl verlanget. Der Prieſter haͤtte
die Sache vor wichtiger gehalten, als daß er etwas vor ſich thun
koͤnnte, und es alſo an das Conſiſtorium bericht. Er haͤtte es
aber verſehen, und den Nahmen des Ubelthaͤters mit in das
Schreiben geſetzt. Der Superintendens habe es vorher durch-
leſen, und da er den Jrrthum gefunden, die Zeit aber zu kurtz
geweſen, die Schrifft umſchreiben zu laſſen, den Nahmen aus-
radiret. Jn die Antwort aber, ſo er verfertiget, haͤtte er nach-
mahls ſolchen wieder einflieſſen laſſen.
a) Vid. c. 2. X. de offic. jud. ordin. Daſelbſt hat der Papſt verboten,
niemand nahmentlich zu beſtraffen, ſondern nur uͤberhaupt. conf.
c. 5. X. de. adult. Alſo muß man nur von der Sache, keinesweges
aber von der Perſon die Rede fuͤhren.
b) Dieſe und andere Redens-Arten, z. E. in der Gemeinde, da
ich
(a) vorſtellt. Hierzu gehoͤret auch die Beſchaffenheit der Perſon.
conf. c. 9. X. de pœn. & remisſ.
(Recht der Beicht-Stuͤhle.) u u
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