Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
bey dem Beicht-Wesen.
§. VIII.

Wegen des Beicht-Pfennigs ist seit einigerRecht des
Consistorii
bey dem
Beicht-
Pfennig.

Zeit von verschiedenen Priestern selbst Klage geführet/ und
desselben Abschaffung gewünschet worden. Können aber
die Consistoria ein solches unternehmen? Jch dencke nicht/
daß man es ihnen zugestehen wird. Es sind die Beicht-
Pfennige nun einmahl eingeführet. Sie sind ein Stück
der Besoldung der Priester. Ja an manchen Orten ist
dieses Geld das einige soulagement, darauf sich ein Pfar-
rer verlassen kan. Hievon kan kein Consistorium etwas
entziehen/ noch andere Anlagen machen/ wie der Pfarrer
unterhalten werden soll. Alles muß mit Vorbewust und
Einwilligung der Landes-Herrschafft geschehen a). Wenn

aber
Man ist der Meinung, durch die Aenderung würde der Beicht-änderung des
Beicht-Vaters
schwerlich zu-
zulassen.

Vater geschimpfft, da doch kluge Leute keine injurie hieraus er-
zwingen können. Ferner heist es, es folgten andere nach. Allein
lässet sich ein solches mit Zwang bessern? Jch dencke nicht. Wie-
derum will man die Aenderung darum nicht wohl verstatten, weil
durch solche der Gehorsam, so der Geistlichkeit zu erweisen, und
die Kirchen-disciplin wegfiele. Aber solche raisonneurs solten
erstlich erweisen, daß der Geistlichkeit eine Herrschafft und
disciplin zustünde. Jch übergehe andere abgeschmackte Ursachen
mit Willen, worunter vornehmlich diese zu bemercken, daß man
darum schwer in solche Aenderungen willigen könte, weil dabey
keine rechte Seelen-Sorge wäre. Man möchte doch bedencken,
daß wenn eine Person bey seinem Pfarrer nicht beichten, und
sich seiner Seelen-Sorge bedienen will, der Priester entschul-
diget sey. Meine Meinung ist diese: Wenn ein Pfarr-Kind
eine von denen oben Sect. II. cap. I. erzehlten Ursachen beybringt,
die Consistoria gehalten seyn, ihm zu erlauben, bey einem andern
zu beichten.
a) Jedoch stehet es einem jeden Priester frey, ob er das Beicht-Zur Anneh-
mung des
Beicht-Pfen-

Geld nehmen will, oder nicht. Man kan ihn nicht dazu zwin-
gen. Denn ein jeder kan ja denen ihm zu gute eingeführten
Ge-
y y 3
bey dem Beicht-Weſen.
§. VIII.

Wegen des Beicht-Pfennigs iſt ſeit einigerRecht des
Conſiſtorii
bey dem
Beicht-
Pfennig.

Zeit von verſchiedenen Prieſtern ſelbſt Klage gefuͤhret/ und
deſſelben Abſchaffung gewuͤnſchet worden. Koͤnnen aber
die Conſiſtoria ein ſolches unternehmen? Jch dencke nicht/
daß man es ihnen zugeſtehen wird. Es ſind die Beicht-
Pfennige nun einmahl eingefuͤhret. Sie ſind ein Stuͤck
der Beſoldung der Prieſter. Ja an manchen Orten iſt
dieſes Geld das einige ſoulagement, darauf ſich ein Pfar-
rer verlaſſen kan. Hievon kan kein Conſiſtorium etwas
entziehen/ noch andere Anlagen machen/ wie der Pfarrer
unterhalten werden ſoll. Alles muß mit Vorbewuſt und
Einwilligung der Landes-Herrſchafft geſchehen a). Wenn

aber
Man iſt der Meinung, durch die Aenderung wuͤrde der Beicht-aͤnderung des
Beicht-Vaters
ſchwerlich zu-
zulaſſen.

Vater geſchimpfft, da doch kluge Leute keine injurie hieraus er-
zwingen koͤnnen. Ferner heiſt es, es folgten andere nach. Allein
laͤſſet ſich ein ſolches mit Zwang beſſern? Jch dencke nicht. Wie-
derum will man die Aenderung darum nicht wohl verſtatten, weil
durch ſolche der Gehorſam, ſo der Geiſtlichkeit zu erweiſen, und
die Kirchen-diſciplin wegfiele. Aber ſolche raiſonneurs ſolten
erſtlich erweiſen, daß der Geiſtlichkeit eine Herrſchafft und
diſciplin zuſtuͤnde. Jch uͤbergehe andere abgeſchmackte Urſachen
mit Willen, worunter vornehmlich dieſe zu bemercken, daß man
darum ſchwer in ſolche Aenderungen willigen koͤnte, weil dabey
keine rechte Seelen-Sorge waͤre. Man moͤchte doch bedencken,
daß wenn eine Perſon bey ſeinem Pfarrer nicht beichten, und
ſich ſeiner Seelen-Sorge bedienen will, der Prieſter entſchul-
diget ſey. Meine Meinung iſt dieſe: Wenn ein Pfarr-Kind
eine von denen oben Sect. II. cap. I. erzehlten Urſachen beybringt,
die Conſiſtoria gehalten ſeyn, ihm zu erlauben, bey einem andern
zu beichten.
a) Jedoch ſtehet es einem jeden Prieſter frey, ob er das Beicht-Zur Anneh-
mung des
Beicht-Pfen-

Geld nehmen will, oder nicht. Man kan ihn nicht dazu zwin-
gen. Denn ein jeder kan ja denen ihm zu gute eingefuͤhrten
Ge-
y y 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0376" n="357"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">bey dem Beicht-We&#x017F;en.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. <hi rendition="#aq">VIII.</hi></head>
            <p>Wegen des Beicht-Pfennigs i&#x017F;t &#x017F;eit einiger<note place="right">Recht des<lb/><hi rendition="#aq">Con&#x017F;i&#x017F;torii</hi><lb/>
bey dem<lb/><hi rendition="#g">Beicht-</hi><lb/>
Pfennig.</note><lb/>
Zeit von ver&#x017F;chiedenen Prie&#x017F;tern &#x017F;elb&#x017F;t Klage gefu&#x0364;hret/ und<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben Ab&#x017F;chaffung gewu&#x0364;n&#x017F;chet worden. Ko&#x0364;nnen aber<lb/>
die <hi rendition="#aq">Con&#x017F;i&#x017F;toria</hi> ein &#x017F;olches unternehmen? Jch dencke nicht/<lb/>
daß man es ihnen zuge&#x017F;tehen wird. Es &#x017F;ind die Beicht-<lb/>
Pfennige nun einmahl eingefu&#x0364;hret. Sie &#x017F;ind ein Stu&#x0364;ck<lb/>
der Be&#x017F;oldung der Prie&#x017F;ter. Ja an manchen Orten i&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;es Geld das einige <hi rendition="#aq">&#x017F;oulagement,</hi> darauf &#x017F;ich ein Pfar-<lb/>
rer verla&#x017F;&#x017F;en kan. Hievon kan kein <hi rendition="#aq">Con&#x017F;i&#x017F;torium</hi> etwas<lb/>
entziehen/ noch andere Anlagen machen/ wie der Pfarrer<lb/>
unterhalten werden &#x017F;oll. Alles muß mit Vorbewu&#x017F;t und<lb/>
Einwilligung der Landes-Herr&#x017F;chafft ge&#x017F;chehen <note xml:id="i53" next="#i54" place="foot" n="a)">Jedoch &#x017F;tehet es einem jeden Prie&#x017F;ter frey, ob er das Beicht-<note place="right">Zur Anneh-<lb/>
mung des<lb/>
Beicht-Pfen-</note><lb/>
Geld nehmen will, oder nicht. Man kan ihn nicht dazu zwin-<lb/>
gen. Denn ein jeder kan ja denen ihm zu gute eingefu&#x0364;hrten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw></note>. Wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/><note xml:id="i52" prev="#i51" place="foot" n="(a)">Man i&#x017F;t der Meinung, durch die Aenderung wu&#x0364;rde der Beicht-<note place="right">a&#x0364;nderung des<lb/>
Beicht-Vaters<lb/>
&#x017F;chwerlich zu-<lb/>
zula&#x017F;&#x017F;en.</note><lb/>
Vater ge&#x017F;chimpfft, da doch kluge Leute keine <hi rendition="#aq">injurie</hi> hieraus er-<lb/>
zwingen ko&#x0364;nnen. Ferner hei&#x017F;t es, es folgten andere nach. Allein<lb/>
la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich ein &#x017F;olches mit Zwang be&#x017F;&#x017F;ern? Jch dencke nicht. Wie-<lb/>
derum will man die Aenderung darum nicht wohl ver&#x017F;tatten, weil<lb/>
durch &#x017F;olche der Gehor&#x017F;am, &#x017F;o der Gei&#x017F;tlichkeit zu erwei&#x017F;en, und<lb/>
die Kirchen-<hi rendition="#aq">di&#x017F;ciplin</hi> wegfiele. Aber &#x017F;olche <hi rendition="#aq">rai&#x017F;onneurs</hi> &#x017F;olten<lb/>
er&#x017F;tlich erwei&#x017F;en, daß der Gei&#x017F;tlichkeit eine Herr&#x017F;chafft und<lb/><hi rendition="#aq">di&#x017F;ciplin</hi> zu&#x017F;tu&#x0364;nde. Jch u&#x0364;bergehe andere abge&#x017F;chmackte Ur&#x017F;achen<lb/>
mit Willen, worunter vornehmlich die&#x017F;e zu bemercken, daß man<lb/>
darum &#x017F;chwer in &#x017F;olche Aenderungen willigen ko&#x0364;nte, weil dabey<lb/>
keine rechte Seelen-Sorge wa&#x0364;re. Man mo&#x0364;chte doch bedencken,<lb/>
daß wenn eine Per&#x017F;on bey &#x017F;einem Pfarrer nicht beichten, und<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;einer Seelen-Sorge bedienen will, der Prie&#x017F;ter ent&#x017F;chul-<lb/>
diget &#x017F;ey. Meine Meinung i&#x017F;t die&#x017F;e: Wenn ein Pfarr-Kind<lb/>
eine von denen oben <hi rendition="#aq">Sect. II. cap. I.</hi> erzehlten Ur&#x017F;achen beybringt,<lb/>
die <hi rendition="#aq">Con&#x017F;i&#x017F;toria</hi> gehalten &#x017F;eyn, ihm zu erlauben, bey einem andern<lb/>
zu beichten.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">y y 3</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[357/0376] bey dem Beicht-Weſen. §. VIII. Wegen des Beicht-Pfennigs iſt ſeit einiger Zeit von verſchiedenen Prieſtern ſelbſt Klage gefuͤhret/ und deſſelben Abſchaffung gewuͤnſchet worden. Koͤnnen aber die Conſiſtoria ein ſolches unternehmen? Jch dencke nicht/ daß man es ihnen zugeſtehen wird. Es ſind die Beicht- Pfennige nun einmahl eingefuͤhret. Sie ſind ein Stuͤck der Beſoldung der Prieſter. Ja an manchen Orten iſt dieſes Geld das einige ſoulagement, darauf ſich ein Pfar- rer verlaſſen kan. Hievon kan kein Conſiſtorium etwas entziehen/ noch andere Anlagen machen/ wie der Pfarrer unterhalten werden ſoll. Alles muß mit Vorbewuſt und Einwilligung der Landes-Herrſchafft geſchehen a). Wenn aber (a) Recht des Conſiſtorii bey dem Beicht- Pfennig. a) Jedoch ſtehet es einem jeden Prieſter frey, ob er das Beicht- Geld nehmen will, oder nicht. Man kan ihn nicht dazu zwin- gen. Denn ein jeder kan ja denen ihm zu gute eingefuͤhrten Ge- (a) Man iſt der Meinung, durch die Aenderung wuͤrde der Beicht- Vater geſchimpfft, da doch kluge Leute keine injurie hieraus er- zwingen koͤnnen. Ferner heiſt es, es folgten andere nach. Allein laͤſſet ſich ein ſolches mit Zwang beſſern? Jch dencke nicht. Wie- derum will man die Aenderung darum nicht wohl verſtatten, weil durch ſolche der Gehorſam, ſo der Geiſtlichkeit zu erweiſen, und die Kirchen-diſciplin wegfiele. Aber ſolche raiſonneurs ſolten erſtlich erweiſen, daß der Geiſtlichkeit eine Herrſchafft und diſciplin zuſtuͤnde. Jch uͤbergehe andere abgeſchmackte Urſachen mit Willen, worunter vornehmlich dieſe zu bemercken, daß man darum ſchwer in ſolche Aenderungen willigen koͤnte, weil dabey keine rechte Seelen-Sorge waͤre. Man moͤchte doch bedencken, daß wenn eine Perſon bey ſeinem Pfarrer nicht beichten, und ſich ſeiner Seelen-Sorge bedienen will, der Prieſter entſchul- diget ſey. Meine Meinung iſt dieſe: Wenn ein Pfarr-Kind eine von denen oben Sect. II. cap. I. erzehlten Urſachen beybringt, die Conſiſtoria gehalten ſeyn, ihm zu erlauben, bey einem andern zu beichten. y y 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/376
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/376>, abgerufen am 18.12.2024.