Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

bey den Beicht-Stühlen überhaupt.
aufheben können? Der berühmte und grundgelehrte Ju-
rist/ Caspar Ziegler hat gar wohl geurtheilet/ daß er de-
nen Fürsten das Recht die Ceremonien anzuordnen, und die
allgemeinen Kirchen-Gebräuche aufzuheben, zugeschrieben.
So lauten aber seine Worte a): Weil aber in denen übri-
gen Dingen, die zur äusserlichen Ordnung, Zierde und
disci-
plin
gehören, GOtt nicht deutlich vorgeschrieben, wie es in
der Kirche zu halten, sondern der seinigen Klugheit überlas-
sen, so ist kein Zweiffel, daß gläubige Könige und Fürsten,
als Ernehrer und Beschützer derselben, hierinn grosse Gewalt
haben. So kommt demnach der Gebrauch der Lichter, ei-
nes weisen oder andern Kleides bey Verrichtung des Gottes-
dienstes, das Zeichen des Creutzes, die Beschwörung des Sa-
tans und anderes, alles auf menschliches Gutdüncken an, ob
wohl dergleichen Ceremonien, wo sie lange beobachtet wor-
den, nicht leicht zu ändern. Wo aber eine rechtmäßige Ur-
sache hiezu vorhanden, und die Nothwendigkeit des Kir-
chen-Staats es erfordert, können solche aus Macht und höch-
sten Gewalt des Fürsten eingeführet, oder abgeschaffet werden.

§. VII.

Weswegen solte denn heute zu Tage bey Ab-Die Ab-
schaffung

schaffung allgemeiner Ceremonien/ die Einwilligung der

gesamm-
a) Ziegler de jur. Majest. Lib. I. cap. 17. §. 1. Quomodo vero in ce-Ziegleri Ur-
theil.

teris ad externum ordinem, decorum, & disciplinam facientibus
ecclesia gubernari debeat, cum distincte non praescripserit Deus,
sed suorum prudentiae commiserit, dubitari non debet, Reges &
Principes fideles, vtpote ecclesiae nutritios & patronos, magnam
in iis habere potestatem. Ita vsus luminum, candidae aut al-
terius vestis in peragendis sacris, signi crucis, exercismi &
similium, totus subiacet arbitrio humano, quanquam vbi
inueteratae fuerint eiusmodi ceremoniae, non facile illae
sint mutandae. Dn. Carpzou. in Iurispr. eccles. Lib. 2. def. 246.
Vbi tamen iusta causa subest, & necessitas status ecclesiastici id
exposcit, poterunt illae introduci aut abrogari ex potestate prin-
eipis, & summo, quod tenet, imperio.

a) Dieses

bey den Beicht-Stuͤhlen uͤberhaupt.
aufheben koͤnnen? Der beruͤhmte und grundgelehrte Ju-
riſt/ Caſpar Ziegler hat gar wohl geurtheilet/ daß er de-
nen Fuͤrſten das Recht die Ceremonien anzuordnen, und die
allgemeinen Kirchen-Gebraͤuche aufzuheben, zugeſchrieben.
So lauten aber ſeine Worte a): Weil aber in denen uͤbri-
gen Dingen, die zur aͤuſſerlichen Ordnung, Zierde und
diſci-
plin
gehoͤren, GOtt nicht deutlich vorgeſchrieben, wie es in
der Kirche zu halten, ſondern der ſeinigen Klugheit uͤberlaſ-
ſen, ſo iſt kein Zweiffel, daß glaͤubige Koͤnige und Fuͤrſten,
als Ernehrer und Beſchuͤtzer derſelben, hierinn groſſe Gewalt
haben. So kommt demnach der Gebrauch der Lichter, ei-
nes weiſen oder andern Kleides bey Verrichtung des Gottes-
dienſtes, das Zeichen des Creutzes, die Beſchwoͤrung des Sa-
tans und anderes, alles auf menſchliches Gutduͤncken an, ob
wohl dergleichen Ceremonien, wo ſie lange beobachtet wor-
den, nicht leicht zu aͤndern. Wo aber eine rechtmaͤßige Ur-
ſache hiezu vorhanden, und die Nothwendigkeit des Kir-
chen-Staats es erfordert, koͤnnen ſolche aus Macht und hoͤch-
ſten Gewalt des Fuͤrſten eingefuͤhret, oder abgeſchaffet werden.

§. VII.

Weswegen ſolte denn heute zu Tage bey Ab-Die Ab-
ſchaffung

ſchaffung allgemeiner Ceremonien/ die Einwilligung der

geſamm-
a) Ziegler de jur. Majeſt. Lib. I. cap. 17. §. 1. Quomodo vero in ce-Ziegleri Ur-
theil.

teris ad externum ordinem, decorum, & diſciplinam facientibus
eccleſia gubernari debeat, cum diſtincte non præſcripſerit Deus,
ſed ſuorum prudentiæ commiſerit, dubitari non debet, Reges &
Principes fideles, vtpote eccleſiæ nutritios & patronos, magnam
in iis habere poteſtatem. Ita vſus luminum, candidæ aut al-
terius veſtis in peragendis ſacris, ſigni crucis, exercismi &
ſimilium, totus ſubiacet arbitrio humano, quanquam vbi
inueteratæ fuerint eiusmodi ceremoniæ, non facile illæ
ſint mutandæ. Dn. Carpzou. in Iurispr. eccleſ. Lib. 2. def. 246.
Vbi tamen iuſta cauſa ſubeſt, & neceſſitas ſtatus eccleſiaſtici id
expoſcit, poterunt illæ introduci aut abrogari ex poteſtate prin-
eipis, & ſummo, quod tenet, imperio.

a) Dieſes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0386" n="367"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bey den Beicht-Stu&#x0364;hlen u&#x0364;berhaupt.</hi></fw><lb/>
aufheben ko&#x0364;nnen? Der beru&#x0364;hmte und grundgelehrte Ju-<lb/>
ri&#x017F;t/ Ca&#x017F;par Ziegler hat gar wohl geurtheilet/ daß er de-<lb/>
nen Fu&#x0364;r&#x017F;ten das Recht die <hi rendition="#fr">Ceremonien anzuordnen,</hi> und die<lb/><hi rendition="#fr">allgemeinen Kirchen-Gebra&#x0364;uche aufzuheben,</hi> zuge&#x017F;chrieben.<lb/>
So lauten aber &#x017F;eine Worte <note place="foot" n="a)"><hi rendition="#aq">Ziegler <hi rendition="#i">de jur. Maje&#x017F;t. Lib. I. cap. 17. §. 1.</hi> Quomodo vero in ce-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Ziegleri</hi> Ur-<lb/>
theil.</note><lb/><hi rendition="#aq">teris ad externum ordinem, decorum, &amp; di&#x017F;ciplinam facientibus<lb/>
eccle&#x017F;ia gubernari debeat, cum di&#x017F;tincte non præ&#x017F;crip&#x017F;erit Deus,<lb/>
&#x017F;ed &#x017F;uorum prudentiæ commi&#x017F;erit, dubitari non debet, Reges &amp;<lb/>
Principes fideles, vtpote eccle&#x017F;iæ nutritios &amp; patronos, magnam<lb/>
in iis habere pote&#x017F;tatem. Ita v&#x017F;us luminum, candidæ aut al-<lb/>
terius ve&#x017F;tis in peragendis &#x017F;acris, &#x017F;igni crucis, exercismi &amp;<lb/>
&#x017F;imilium, totus &#x017F;ubiacet arbitrio humano, quanquam vbi<lb/>
inueteratæ fuerint eiusmodi ceremoniæ, non facile illæ<lb/>
&#x017F;int mutandæ. Dn. Carpzou. in <hi rendition="#i">Iurispr. eccle&#x017F;. Lib. 2. def. 246.</hi><lb/>
Vbi tamen iu&#x017F;ta cau&#x017F;a &#x017F;ube&#x017F;t, &amp; nece&#x017F;&#x017F;itas &#x017F;tatus eccle&#x017F;ia&#x017F;tici id<lb/>
expo&#x017F;cit, poterunt illæ introduci aut abrogari ex pote&#x017F;tate prin-<lb/>
eipis, &amp; &#x017F;ummo, quod tenet, imperio.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">a)</hi> Die&#x017F;es</fw></note>: <hi rendition="#fr">Weil aber in denen u&#x0364;bri-<lb/>
gen Dingen, die zur a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Ordnung, Zierde und</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">di&#x017F;ci-<lb/>
plin</hi></hi> <hi rendition="#fr">geho&#x0364;ren, GOtt nicht deutlich vorge&#x017F;chrieben, wie es in<lb/>
der Kirche zu halten, &#x017F;ondern der &#x017F;einigen Klugheit u&#x0364;berla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, &#x017F;o i&#x017F;t kein Zweiffel, daß gla&#x0364;ubige Ko&#x0364;nige und Fu&#x0364;r&#x017F;ten,<lb/>
als Ernehrer und Be&#x017F;chu&#x0364;tzer der&#x017F;elben, hierinn gro&#x017F;&#x017F;e Gewalt<lb/>
haben. So kommt demnach der Gebrauch der Lichter, ei-<lb/>
nes wei&#x017F;en oder andern Kleides bey Verrichtung des Gottes-<lb/>
dien&#x017F;tes, das Zeichen des Creutzes, die Be&#x017F;chwo&#x0364;rung des Sa-<lb/>
tans und anderes, alles auf men&#x017F;chliches Gutdu&#x0364;ncken an, ob<lb/>
wohl dergleichen Ceremonien, wo &#x017F;ie lange beobachtet wor-<lb/>
den, nicht leicht zu a&#x0364;ndern. Wo aber eine rechtma&#x0364;ßige Ur-<lb/>
&#x017F;ache hiezu vorhanden, und die Nothwendigkeit des Kir-<lb/>
chen-Staats es erfordert, ko&#x0364;nnen &#x017F;olche aus Macht und ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten Gewalt des Fu&#x0364;r&#x017F;ten eingefu&#x0364;hret, oder abge&#x017F;chaffet werden.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. <hi rendition="#aq">VII.</hi></head>
            <p>Weswegen &#x017F;olte denn heute zu Tage bey Ab-<note place="right">Die Ab-<lb/>
&#x017F;chaffung</note><lb/>
&#x017F;chaffung allgemeiner Ceremonien/ die <hi rendition="#fr">Einwilligung der</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ge&#x017F;amm-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[367/0386] bey den Beicht-Stuͤhlen uͤberhaupt. aufheben koͤnnen? Der beruͤhmte und grundgelehrte Ju- riſt/ Caſpar Ziegler hat gar wohl geurtheilet/ daß er de- nen Fuͤrſten das Recht die Ceremonien anzuordnen, und die allgemeinen Kirchen-Gebraͤuche aufzuheben, zugeſchrieben. So lauten aber ſeine Worte a): Weil aber in denen uͤbri- gen Dingen, die zur aͤuſſerlichen Ordnung, Zierde und diſci- plin gehoͤren, GOtt nicht deutlich vorgeſchrieben, wie es in der Kirche zu halten, ſondern der ſeinigen Klugheit uͤberlaſ- ſen, ſo iſt kein Zweiffel, daß glaͤubige Koͤnige und Fuͤrſten, als Ernehrer und Beſchuͤtzer derſelben, hierinn groſſe Gewalt haben. So kommt demnach der Gebrauch der Lichter, ei- nes weiſen oder andern Kleides bey Verrichtung des Gottes- dienſtes, das Zeichen des Creutzes, die Beſchwoͤrung des Sa- tans und anderes, alles auf menſchliches Gutduͤncken an, ob wohl dergleichen Ceremonien, wo ſie lange beobachtet wor- den, nicht leicht zu aͤndern. Wo aber eine rechtmaͤßige Ur- ſache hiezu vorhanden, und die Nothwendigkeit des Kir- chen-Staats es erfordert, koͤnnen ſolche aus Macht und hoͤch- ſten Gewalt des Fuͤrſten eingefuͤhret, oder abgeſchaffet werden. §. VII. Weswegen ſolte denn heute zu Tage bey Ab- ſchaffung allgemeiner Ceremonien/ die Einwilligung der geſamm- Die Ab- ſchaffung a) Ziegler de jur. Majeſt. Lib. I. cap. 17. §. 1. Quomodo vero in ce- teris ad externum ordinem, decorum, & diſciplinam facientibus eccleſia gubernari debeat, cum diſtincte non præſcripſerit Deus, ſed ſuorum prudentiæ commiſerit, dubitari non debet, Reges & Principes fideles, vtpote eccleſiæ nutritios & patronos, magnam in iis habere poteſtatem. Ita vſus luminum, candidæ aut al- terius veſtis in peragendis ſacris, ſigni crucis, exercismi & ſimilium, totus ſubiacet arbitrio humano, quanquam vbi inueteratæ fuerint eiusmodi ceremoniæ, non facile illæ ſint mutandæ. Dn. Carpzou. in Iurispr. eccleſ. Lib. 2. def. 246. Vbi tamen iuſta cauſa ſubeſt, & neceſſitas ſtatus eccleſiaſtici id expoſcit, poterunt illæ introduci aut abrogari ex poteſtate prin- eipis, & ſummo, quod tenet, imperio. a) Dieſes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/386
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/386>, abgerufen am 18.12.2024.