Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Studio in der Theologie.
was abgeschmacktes/ wenn man denen Juristen/ das studium
der Theologie verbieten will.

§. XVIII.

Juristen müssen de jure principis circaFünffte Ur-
sache warum
ein Jurist die
Theologie
zu studiren
hat.

sacra, oder Recht bey dem Gottesdiest handeln. Geziemet
ihnen nun davon zu reden/ so folget daraus/ daß auch die
res und personae sacrae, und dieser ihr Amt/ vor die Juristen ge-
hören. Jhre Pflicht bringet es mit sich die Geheimnisse und
überbleibsel des Pabstthums, damit dieselben hin und wieder
behafftet/ mit Bescheidenheit anzuzeigen. Das Recht aber
eines Fürsten in geistlichen Dingen/ eusert sich unter andern
darinnen/ daß er Sorge tragen kan/ damit in dem gemeinen
Wesen die wahre Religion und Gottes-Furcht blühe. Denn
ob wohl die Ruhe und Erhaltung des gemeinen Wesens nicht
der vornehmste Endzweck der wahren
Religion, welche viel-
mehr in der Menschen ewigen Seligkeit bestehet, so ist doch
klar, daß die
Religion, wenn recht damit umgegangen wird,
viel zur Sicherheit und Ruhe des gemeinen Wesens beytragen
kan.
Saget der berühmte Buddeus gar wohl. (a) Er fäh-
ret ferner fort: (b) Nichts kan zur wahren Glückseligkeit
und Ruhe des gemeinen Wesens mehr beytragen, als wenn die
wahre
Religion blühet. Denn weil die meisten Uhel damit

gemei-
(a) Buddeus in Theol. moral. P. II. c. 3. sect. 7. §. 17. Etsi tranquillitasWarum ein
Fürste wegen
der Religion
Sorge tragen
soll.

& conseruatio rerum publicarum neutiquam praecipuus religionis
verae scopus sit, qui potius in salute hominum aeterna consistit, pluri-
mum tamen ad securitatem tranquillitatemque rerumpublica rum re-
ligionem, si recte administretur, conferre, palam est.
(b) Buddens cit. loc. §. 19. Nihil magis ad veram rerumpublicarumNoch andere
Gründe hie-
von.

felicitatem tranquillitatemque confert, quam si vera religio floreat.
Cum enim mala pleraque quibuscum rebuspublicis societatibusque
ciuilibus conflictandum est, a prauis adfectibus, vitiisque, aut impe-
rantium aut ciuium speciatim ab ambitione, auaritia, ac voluptate
eorum proueniant, melior ea euitandi aut auertendi non est ratio,
quam si cupiditatibus imponere modum, prauosque exuere adfectus,
condoceantur homines.

Studio in der Theologie.
was abgeſchmacktes/ wenn man denen Juriſten/ das ſtudium
der Theologie verbieten will.

§. XVIII.

Juriſten muͤſſen de jure principis circaFuͤnffte Ur-
ſache warum
ein Juriſt die
Theologie
zu ſtudiren
hat.

ſacra, oder Recht bey dem Gottesdieſt handeln. Geziemet
ihnen nun davon zu reden/ ſo folget daraus/ daß auch die
res und perſonæ ſacræ, und dieſer ihr Amt/ vor die Juriſten ge-
hoͤren. Jhre Pflicht bringet es mit ſich die Geheimniſſe und
uͤberbleibſel des Pabſtthums, damit dieſelben hin und wieder
behafftet/ mit Beſcheidenheit anzuzeigen. Das Recht aber
eines Fuͤrſten in geiſtlichen Dingen/ euſert ſich unter andern
darinnen/ daß er Sorge tragen kan/ damit in dem gemeinen
Weſen die wahre Religion und Gottes-Furcht bluͤhe. Denn
ob wohl die Ruhe und Erhaltung des gemeinen Weſens nicht
der vornehmſte Endzweck der wahren
Religion, welche viel-
mehr in der Menſchen ewigen Seligkeit beſtehet, ſo iſt doch
klar, daß die
Religion, wenn recht damit umgegangen wird,
viel zur Sicherheit und Ruhe des gemeinen Weſens beytragen
kan.
Saget der beruͤhmte Buddeus gar wohl. (a) Er faͤh-
ret ferner fort: (b) Nichts kan zur wahren Gluͤckſeligkeit
und Ruhe des gemeinen Weſens mehr beytragen, als wenn die
wahre
Religion bluͤhet. Denn weil die meiſten Uhel damit

gemei-
(a) Buddeus in Theol. moral. P. II. c. 3. ſect. 7. §. 17. Etſi tranquillitasWarum ein
Fuͤrſte wegen
der Religion
Sorge tragen
ſoll.

& conſeruatio rerum publicarum neutiquam præcipuus religionis
veræ ſcopus ſit, qui potius in ſalute hominum æterna conſiſtit, pluri-
mum tamen ad ſecuritatem tranquillitatemque rerumpublica rum re-
ligionem, ſi recte adminiſtretur, conferre, palam eſt.
(b) Buddens cit. loc. §. 19. Nihil magis ad veram rerumpublicarumNoch andere
Gruͤnde hie-
von.

felicitatem tranquillitatemque confert, quam ſi vera religio floreat.
Cum enim mala pleraque quibuscum rebuspublicis ſocietatibusque
ciuilibus conflictandum eſt, a prauis adfectibus, vitiisque, aut impe-
rantium aut ciuium ſpeciatim ab ambitione, auaritia, ac voluptate
eorum proueniant, melior ea euitandi aut auertendi non eſt ratio,
quam ſi cupiditatibus imponere modum, prauosque exuere adfectus,
condoceantur homines.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0042" n="23"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Studio</hi></hi> in der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Theologie.</hi></hi></hi></fw><lb/>
was abge&#x017F;chmacktes/ wenn man denen Juri&#x017F;ten/ das <hi rendition="#aq">&#x017F;tudium</hi><lb/><hi rendition="#fr">der</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Theologie</hi></hi> <hi rendition="#fr">verbieten will.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#i">§.</hi> <hi rendition="#aq">XVIII.</hi> </head>
          <p>Juri&#x017F;ten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">de jure principis circa</hi><note place="right">Fu&#x0364;nffte Ur-<lb/>
&#x017F;ache warum<lb/>
ein Juri&#x017F;t die<lb/><hi rendition="#aq">Theologie</hi><lb/>
zu <hi rendition="#aq">&#x017F;tudir</hi>en<lb/>
hat.</note><lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;acra,</hi> oder Recht bey dem Gottesdie&#x017F;t handeln. Geziemet<lb/>
ihnen nun davon zu reden/ &#x017F;o folget daraus/ daß auch die<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">res</hi></hi> <hi rendition="#fr">und</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">per&#x017F;onæ &#x017F;acræ,</hi></hi> und die&#x017F;er ihr Amt/ vor die Juri&#x017F;ten ge-<lb/>
ho&#x0364;ren. Jhre Pflicht bringet es mit &#x017F;ich die Geheimni&#x017F;&#x017F;e und<lb/><hi rendition="#fr">u&#x0364;berbleib&#x017F;el des Pab&#x017F;tthums,</hi> damit die&#x017F;elben hin und wieder<lb/>
behafftet/ mit Be&#x017F;cheidenheit anzuzeigen. Das Recht aber<lb/>
eines Fu&#x0364;r&#x017F;ten in gei&#x017F;tlichen Dingen/ eu&#x017F;ert &#x017F;ich unter andern<lb/>
darinnen/ daß er Sorge tragen kan/ damit in dem gemeinen<lb/>
We&#x017F;en die <hi rendition="#fr">wahre</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Religion</hi></hi> <hi rendition="#fr">und Gottes-Furcht</hi> blu&#x0364;he. <hi rendition="#fr">Denn<lb/>
ob wohl die Ruhe und Erhaltung des gemeinen We&#x017F;ens nicht<lb/>
der vornehm&#x017F;te Endzweck der wahren</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Religion,</hi></hi> <hi rendition="#fr">welche viel-<lb/>
mehr in der Men&#x017F;chen ewigen Seligkeit be&#x017F;tehet, &#x017F;o i&#x017F;t doch<lb/>
klar, daß die</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Religion,</hi></hi> <hi rendition="#fr">wenn recht damit umgegangen wird,<lb/>
viel zur Sicherheit und Ruhe des gemeinen We&#x017F;ens beytragen<lb/>
kan.</hi> Saget der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#aq">Buddeus</hi> gar wohl. <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Buddeus <hi rendition="#i">in Theol. moral. P. II. c. 3. &#x017F;ect. 7. §. 17.</hi> Et&#x017F;i tranquillitas</hi><note place="right">Warum ein<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;te wegen<lb/>
der Religion<lb/>
Sorge tragen<lb/>
&#x017F;oll.</note><lb/><hi rendition="#aq">&amp; con&#x017F;eruatio rerum publicarum neutiquam præcipuus religionis<lb/>
veræ &#x017F;copus &#x017F;it, qui potius in &#x017F;alute hominum æterna con&#x017F;i&#x017F;tit, pluri-<lb/>
mum tamen ad &#x017F;ecuritatem tranquillitatemque rerumpublica rum re-<lb/>
ligionem, &#x017F;i recte admini&#x017F;tretur, conferre, palam e&#x017F;t.</hi></note> Er fa&#x0364;h-<lb/>
ret ferner fort: <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Buddens <hi rendition="#i">cit. loc. §. 19.</hi> Nihil magis ad veram rerumpublicarum</hi><note place="right">Noch andere<lb/>
Gru&#x0364;nde hie-<lb/>
von.</note><lb/><hi rendition="#aq">felicitatem tranquillitatemque confert, quam &#x017F;i vera religio floreat.<lb/>
Cum enim mala pleraque quibuscum rebuspublicis &#x017F;ocietatibusque<lb/>
ciuilibus conflictandum e&#x017F;t, a prauis adfectibus, vitiisque, aut impe-<lb/>
rantium aut ciuium &#x017F;peciatim ab ambitione, auaritia, ac voluptate<lb/>
eorum proueniant, melior ea euitandi aut auertendi non e&#x017F;t ratio,<lb/>
quam &#x017F;i cupiditatibus imponere modum, prauosque exuere adfectus,<lb/>
condoceantur homines.</hi></note> <hi rendition="#fr">Nichts kan zur wahren Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit<lb/>
und Ruhe des gemeinen We&#x017F;ens mehr beytragen, als wenn die<lb/>
wahre</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Religion</hi></hi> <hi rendition="#fr">blu&#x0364;het. Denn weil die mei&#x017F;ten Uhel damit</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">gemei-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0042] Studio in der Theologie. was abgeſchmacktes/ wenn man denen Juriſten/ das ſtudium der Theologie verbieten will. §. XVIII. Juriſten muͤſſen de jure principis circa ſacra, oder Recht bey dem Gottesdieſt handeln. Geziemet ihnen nun davon zu reden/ ſo folget daraus/ daß auch die res und perſonæ ſacræ, und dieſer ihr Amt/ vor die Juriſten ge- hoͤren. Jhre Pflicht bringet es mit ſich die Geheimniſſe und uͤberbleibſel des Pabſtthums, damit dieſelben hin und wieder behafftet/ mit Beſcheidenheit anzuzeigen. Das Recht aber eines Fuͤrſten in geiſtlichen Dingen/ euſert ſich unter andern darinnen/ daß er Sorge tragen kan/ damit in dem gemeinen Weſen die wahre Religion und Gottes-Furcht bluͤhe. Denn ob wohl die Ruhe und Erhaltung des gemeinen Weſens nicht der vornehmſte Endzweck der wahren Religion, welche viel- mehr in der Menſchen ewigen Seligkeit beſtehet, ſo iſt doch klar, daß die Religion, wenn recht damit umgegangen wird, viel zur Sicherheit und Ruhe des gemeinen Weſens beytragen kan. Saget der beruͤhmte Buddeus gar wohl. (a) Er faͤh- ret ferner fort: (b) Nichts kan zur wahren Gluͤckſeligkeit und Ruhe des gemeinen Weſens mehr beytragen, als wenn die wahre Religion bluͤhet. Denn weil die meiſten Uhel damit gemei- Fuͤnffte Ur- ſache warum ein Juriſt die Theologie zu ſtudiren hat. (a) Buddeus in Theol. moral. P. II. c. 3. ſect. 7. §. 17. Etſi tranquillitas & conſeruatio rerum publicarum neutiquam præcipuus religionis veræ ſcopus ſit, qui potius in ſalute hominum æterna conſiſtit, pluri- mum tamen ad ſecuritatem tranquillitatemque rerumpublica rum re- ligionem, ſi recte adminiſtretur, conferre, palam eſt. (b) Buddens cit. loc. §. 19. Nihil magis ad veram rerumpublicarum felicitatem tranquillitatemque confert, quam ſi vera religio floreat. Cum enim mala pleraque quibuscum rebuspublicis ſocietatibusque ciuilibus conflictandum eſt, a prauis adfectibus, vitiisque, aut impe- rantium aut ciuium ſpeciatim ab ambitione, auaritia, ac voluptate eorum proueniant, melior ea euitandi aut auertendi non eſt ratio, quam ſi cupiditatibus imponere modum, prauosque exuere adfectus, condoceantur homines.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/42
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/42>, abgerufen am 23.11.2024.