Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Vorbericht von der Juristen Nachmahls ist es freylich geschehen/ daß die Ceremoniengehäuffet worden/ jemehr die Superstition bey denen Men- schen zugenommen. Der berühmte Huber hat nicht unebene Gedancken hiervon/ da er schreibet: (b) Als die wahre Andacht, welche eine Handlung eines sich selbst ver- leugnenden Gemüthes, das sich GOtt in Christo übergeben will, ist, und der innerliche Gottesdienst im Geist und in der Wahrheit, nach und nach vergienge, so hat man sich Mühe gegeben, das Volck mir Gebräuchen und Ceremonien, die aus Jüden und Heydenthum meistens hergehohlet waren, in einer abergläubischen Auffmercksamkeit zu erhalten, welches man eine Andacht nennete. Weil nun dem gemeinen Wesen zum höchsten daran gelegen/ daß das Volck in keine Superstition verfalle/ welches doch durch Menge der Ceremonien gar leicht geschiehet/ so ist einem Fürsten allerdings zu rathen/ hierbey ein wachsames Auge zu haben. §. XXI. Das Recht eines Fürsten in geistlichen Din- Weise; tullianus Apol. c. 39. Die Heyden, welche an viele Ceremonien geweh- net waren, hielten die Christen wegen ihrer schlechten Gebräuche vor Ver- ächter des Gottesdienstes, ja vor Atheisten. vid. Kortholt in pagano ob- trectat. Sie waren aber desto mehr auff den innerlichen Gottesdienst bedacht. Sie suchten die Vereinigung des Geistes durch das Band des Friedens zu erhalten. vid. Pfanner de catechum. in proem. n. 4. (b) Huberi Urtheil
von vielen Ceremonien.Vlric. Huberus in Hist. ciuil. Lib. 4. sect. 1. c. 8. Hinc cum vera deuo- tio, quae est animi actus, sibi ipsi renunciantis, seque Deo tradentis in Christo atque interior Dei cultus in Spiritu & veritate obsolesce- ret, data est opera, vt ritibus & ceremoniis magna ex parte e Judaismo & pagnismo petitis, plebs in attentione superstitiosa, quam deno- tionem vocarunt, detineretur. Vorbericht von der Juriſten Nachmahls iſt es freylich geſchehen/ daß die Ceremoniengehaͤuffet worden/ jemehr die Superſtition bey denen Men- ſchen zugenommen. Der beruͤhmte Huber hat nicht unebene Gedancken hiervon/ da er ſchreibet: (b) Als die wahre Andacht, welche eine Handlung eines ſich ſelbſt ver- leugnenden Gemuͤthes, das ſich GOtt in Chriſto uͤbergeben will, iſt, und der innerliche Gottesdienſt im Geiſt und in der Wahrheit, nach und nach vergienge, ſo hat man ſich Muͤhe gegeben, das Volck mir Gebraͤuchen und Ceremonien, die aus Juͤden und Heydenthum meiſtens hergehohlet waren, in einer aberglaͤubiſchen Auffmerckſamkeit zu erhalten, welches man eine Andacht nennete. Weil nun dem gemeinen Weſen zum hoͤchſten daran gelegen/ daß das Volck in keine Superſtition verfalle/ welches doch durch Menge der Ceremonien gar leicht geſchiehet/ ſo iſt einem Fuͤrſten allerdings zu rathen/ hierbey ein wachſames Auge zu haben. §. XXI. Das Recht eines Fuͤrſten in geiſtlichen Din- Weiſe; tullianus Apol. c. 39. Die Heyden, welche an viele Ceremonien geweh- net waren, hielten die Chriſten wegen ihrer ſchlechten Gebraͤuche vor Ver- aͤchter des Gottesdienſtes, ja vor Atheiſten. vid. Kortholt in pagano ob- trectat. Sie waren aber deſto mehr auff den innerlichen Gottesdienſt bedacht. Sie ſuchten die Vereinigung des Geiſtes durch das Band des Friedens zu erhalten. vid. Pfanner de catechum. in proem. n. 4. (b) Huberi Urtheil
von vielen Ceremonien.Vlric. Huberus in Hiſt. ciuil. Lib. 4. ſect. 1. c. 8. Hinc cum vera deuo- tio, quæ eſt animi actus, ſibi ipſi renunciantis, ſeque Deo tradentis in Chriſto atque interior Dei cultus in Spiritu & veritate obſoleſce- ret, data eſt opera, vt ritibus & ceremoniis magna ex parte e Judaismo & pagnismo petitis, plebs in attentione ſuperſtitioſa, quam deno- tionem vocarunt, detineretur. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0047" n="28"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorbericht von der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Juriſten</hi></hi></hi></fw><lb/> Nachmahls iſt es freylich geſchehen/ daß die <hi rendition="#aq">Ceremonien</hi><lb/> gehaͤuffet worden/ jemehr die <hi rendition="#aq">Superſtition</hi> bey denen Men-<lb/> ſchen zugenommen. Der beruͤhmte <hi rendition="#aq">Huber</hi> hat nicht unebene<lb/> Gedancken hiervon/ da er ſchreibet: <note place="foot" n="(b)"><note place="left"><hi rendition="#aq">Huberi</hi> Urtheil<lb/> von vielen<lb/><hi rendition="#aq">Ceremonien.</hi></note><hi rendition="#aq">Vlric. Huberus <hi rendition="#i">in Hiſt. ciuil. Lib. 4. ſect. 1. c. 8.</hi> Hinc cum vera deuo-<lb/> tio, quæ eſt animi actus, ſibi ipſi renunciantis, ſeque Deo tradentis in<lb/> Chriſto atque interior Dei cultus in Spiritu & veritate obſoleſce-<lb/> ret, data eſt opera, vt ritibus & ceremoniis magna ex parte e Judaismo<lb/> & pagnismo petitis, plebs in attentione ſuperſtitioſa, quam deno-<lb/> tionem vocarunt, detineretur.</hi></note> <hi rendition="#fr">Als die wahre<lb/> Andacht, welche eine Handlung eines ſich ſelbſt ver-<lb/> leugnenden Gemuͤthes, das ſich GOtt in Chriſto uͤbergeben<lb/> will, iſt, und der innerliche Gottesdienſt im Geiſt und in der<lb/> Wahrheit, nach und nach vergienge, ſo hat man ſich Muͤhe<lb/> gegeben, das Volck mir Gebraͤuchen und</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ceremonien,</hi></hi> <hi rendition="#fr">die aus<lb/> Juͤden und Heydenthum meiſtens hergehohlet waren, in einer<lb/> aberglaͤubiſchen Auffmerckſamkeit zu erhalten, welches man<lb/> eine Andacht nennete.</hi> Weil nun dem gemeinen Weſen zum<lb/> hoͤchſten daran gelegen/ daß das Volck in keine <hi rendition="#aq">Superſtition</hi><lb/> verfalle/ welches doch durch Menge der <hi rendition="#aq">Ceremonien</hi> gar<lb/> leicht geſchiehet/ ſo iſt einem Fuͤrſten allerdings zu rathen/<lb/> hierbey ein wachſames Auge zu haben.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. <hi rendition="#aq">XXI.</hi></head> <p>Das Recht eines Fuͤrſten in geiſtlichen Din-<lb/><note place="left">Von Ver-<lb/> folgungder<lb/> Jrrenden.</note>gen euſert ſich auch darinnen/ daß er nicht geſtatte die<lb/><hi rendition="#fr">Jrrenden zu verfolgen.</hi> Von dieſem <hi rendition="#aq">Punct</hi> werde bald mit<lb/> mehrern reden. Es kan nichts abgeſchmackters ausgedacht<lb/> werden/ als wenn man einen darum/ daß man ihn vor irrig<lb/> haͤlt/ <hi rendition="#aq">Tort</hi> anthun will. Dieſes iſt gewißlich nicht die rechte<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Weiſe;</fw><lb/><note xml:id="f25" prev="#f26" place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">tullianus <hi rendition="#i">Apol. c. 39.</hi></hi> Die Heyden, welche an viele <hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en geweh-<lb/> net waren, hielten die Chriſten wegen ihrer ſchlechten Gebraͤuche vor Ver-<lb/> aͤchter des Gottesdienſtes, ja vor <hi rendition="#aq">Atheiſt</hi>en. <hi rendition="#aq">vid. Kortholt <hi rendition="#i">in pagano ob-<lb/> trectat.</hi></hi> Sie waren aber deſto mehr auff den innerlichen Gottesdienſt<lb/> bedacht. Sie ſuchten die Vereinigung des Geiſtes durch das Band des<lb/> Friedens zu erhalten. <hi rendition="#aq">vid. Pfanner <hi rendition="#i">de catechum. in proem. n. 4.</hi></hi></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0047]
Vorbericht von der Juriſten
Nachmahls iſt es freylich geſchehen/ daß die Ceremonien
gehaͤuffet worden/ jemehr die Superſtition bey denen Men-
ſchen zugenommen. Der beruͤhmte Huber hat nicht unebene
Gedancken hiervon/ da er ſchreibet: (b) Als die wahre
Andacht, welche eine Handlung eines ſich ſelbſt ver-
leugnenden Gemuͤthes, das ſich GOtt in Chriſto uͤbergeben
will, iſt, und der innerliche Gottesdienſt im Geiſt und in der
Wahrheit, nach und nach vergienge, ſo hat man ſich Muͤhe
gegeben, das Volck mir Gebraͤuchen und Ceremonien, die aus
Juͤden und Heydenthum meiſtens hergehohlet waren, in einer
aberglaͤubiſchen Auffmerckſamkeit zu erhalten, welches man
eine Andacht nennete. Weil nun dem gemeinen Weſen zum
hoͤchſten daran gelegen/ daß das Volck in keine Superſtition
verfalle/ welches doch durch Menge der Ceremonien gar
leicht geſchiehet/ ſo iſt einem Fuͤrſten allerdings zu rathen/
hierbey ein wachſames Auge zu haben.
§. XXI. Das Recht eines Fuͤrſten in geiſtlichen Din-
gen euſert ſich auch darinnen/ daß er nicht geſtatte die
Jrrenden zu verfolgen. Von dieſem Punct werde bald mit
mehrern reden. Es kan nichts abgeſchmackters ausgedacht
werden/ als wenn man einen darum/ daß man ihn vor irrig
haͤlt/ Tort anthun will. Dieſes iſt gewißlich nicht die rechte
Weiſe;
(a)
Von Ver-
folgungder
Jrrenden.
(b) Vlric. Huberus in Hiſt. ciuil. Lib. 4. ſect. 1. c. 8. Hinc cum vera deuo-
tio, quæ eſt animi actus, ſibi ipſi renunciantis, ſeque Deo tradentis in
Chriſto atque interior Dei cultus in Spiritu & veritate obſoleſce-
ret, data eſt opera, vt ritibus & ceremoniis magna ex parte e Judaismo
& pagnismo petitis, plebs in attentione ſuperſtitioſa, quam deno-
tionem vocarunt, detineretur.
(a) tullianus Apol. c. 39. Die Heyden, welche an viele Ceremonien geweh-
net waren, hielten die Chriſten wegen ihrer ſchlechten Gebraͤuche vor Ver-
aͤchter des Gottesdienſtes, ja vor Atheiſten. vid. Kortholt in pagano ob-
trectat. Sie waren aber deſto mehr auff den innerlichen Gottesdienſt
bedacht. Sie ſuchten die Vereinigung des Geiſtes durch das Band des
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