Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.Fahrzeuge und Seetüchtigkeit. mungen zur See glänzten, nennen wir vorläufig zwei: die Phönicierund die Bewohner der Südküsten Arabiens. Die Nähe dankbarer überseeischer Ziele wirkt vor allem anregend zu den ersten Ver- suchen die Küste zu verlassen. Den Phöniciern winkte als leicht erreichbarer Gegenstand die Kupferinsel (Cypern), den Arabern das nahe gelegene Afrika. Die Küste Syriens wie die des ara- bischen Yemen, Hadhramauts und Omans erstrecken sich mehr oder weniger in gerader Richtung. Hinter einem schmalen Küsten- saume erhebt sich das Land, und hinter der Erhebung breiten sich sogenannte Wüsten aus. An solchen Küsten ist nicht nur der Weg zu Wasser gewöhnlich der kürzeste, oft der einzige zwischen den bewohnten Orten, sondern es bürgt auch die Regel- mässigkeit der Land- und Seewinde zugleich für bequeme Fahrten. So wie sich die Bevölkerung des engen Küstensaumes verdichtet, muss der Fischfang mehr und mehr zur Ernährung beitragen, und wenn auch er nicht ausreicht, ein Theil des Volkszuwachses über das Meer hinausstreben. Wie auf diese Art Phönicier nach Cypern, von Cypern nach Kreta, von Kreta nach Carthago, Spanien und bis zum Senegal gelangt sind, darf als bekannt gelten. In gleicher Lage wie sie befuhren die Bewohner Südarabiens die Ostküste Afrika's (Adschan jetzt, Azanien von den Griechen genannt), in älterer Zeit wahrscheinlich bis Kilwa am Eingang der Mozambique- strasse und Rhedern aus Aden verdankte Claudius Ptolemäus seine Kenntnisse nicht nur jener Küste, sondern auch der grossen Nil- seen, die damals wie jetzt vom heutigen Sansibar aus durch ara- bische Kaufleute besucht worden sind1). Später erstreckten sich Pflanzstädte der Araber von Hadhramaut und Oman am Gestade Afrika's bis Sofala, was für einen Küstenfahrer just so weit war wie aus einem phönicischen Hafen bis zu den Säulen des Her- cules2). Spähen wir in der neuen Welt nach Küsten ähnlicher Bildung, 1) Ptolemaeus, Geogr. lib. 1. cap. 17. ed. Wilb. p. 57. 2) Peschel, Geschichte der Erdkunde. S. 111.
Fahrzeuge und Seetüchtigkeit. mungen zur See glänzten, nennen wir vorläufig zwei: die Phönicierund die Bewohner der Südküsten Arabiens. Die Nähe dankbarer überseeischer Ziele wirkt vor allem anregend zu den ersten Ver- suchen die Küste zu verlassen. Den Phöniciern winkte als leicht erreichbarer Gegenstand die Kupferinsel (Cypern), den Arabern das nahe gelegene Afrika. Die Küste Syriens wie die des ara- bischen Yemen, Hadhramauts und Omans erstrecken sich mehr oder weniger in gerader Richtung. Hinter einem schmalen Küsten- saume erhebt sich das Land, und hinter der Erhebung breiten sich sogenannte Wüsten aus. An solchen Küsten ist nicht nur der Weg zu Wasser gewöhnlich der kürzeste, oft der einzige zwischen den bewohnten Orten, sondern es bürgt auch die Regel- mässigkeit der Land- und Seewinde zugleich für bequeme Fahrten. So wie sich die Bevölkerung des engen Küstensaumes verdichtet, muss der Fischfang mehr und mehr zur Ernährung beitragen, und wenn auch er nicht ausreicht, ein Theil des Volkszuwachses über das Meer hinausstreben. Wie auf diese Art Phönicier nach Cypern, von Cypern nach Kreta, von Kreta nach Carthago, Spanien und bis zum Senegal gelangt sind, darf als bekannt gelten. In gleicher Lage wie sie befuhren die Bewohner Südarabiens die Ostküste Afrika’s (Adschan jetzt, Azanien von den Griechen genannt), in älterer Zeit wahrscheinlich bis Kilwa am Eingang der Mozambique- strasse und Rhedern aus Aden verdankte Claudius Ptolemäus seine Kenntnisse nicht nur jener Küste, sondern auch der grossen Nil- seen, die damals wie jetzt vom heutigen Sansibar aus durch ara- bische Kaufleute besucht worden sind1). Später erstreckten sich Pflanzstädte der Araber von Hadhramaut und Oman am Gestade Afrika’s bis Sofala, was für einen Küstenfahrer just so weit war wie aus einem phönicischen Hafen bis zu den Säulen des Her- cules2). Spähen wir in der neuen Welt nach Küsten ähnlicher Bildung, 1) Ptolemaeus, Geogr. lib. 1. cap. 17. ed. Wilb. p. 57. 2) Peschel, Geschichte der Erdkunde. S. 111.
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Fahrzeuge und Seetüchtigkeit.
mungen zur See glänzten, nennen wir vorläufig zwei: die Phönicier
und die Bewohner der Südküsten Arabiens. Die Nähe dankbarer
überseeischer Ziele wirkt vor allem anregend zu den ersten Ver-
suchen die Küste zu verlassen. Den Phöniciern winkte als leicht
erreichbarer Gegenstand die Kupferinsel (Cypern), den Arabern
das nahe gelegene Afrika. Die Küste Syriens wie die des ara-
bischen Yemen, Hadhramauts und Omans erstrecken sich mehr
oder weniger in gerader Richtung. Hinter einem schmalen Küsten-
saume erhebt sich das Land, und hinter der Erhebung breiten
sich sogenannte Wüsten aus. An solchen Küsten ist nicht nur
der Weg zu Wasser gewöhnlich der kürzeste, oft der einzige
zwischen den bewohnten Orten, sondern es bürgt auch die Regel-
mässigkeit der Land- und Seewinde zugleich für bequeme Fahrten.
So wie sich die Bevölkerung des engen Küstensaumes verdichtet,
muss der Fischfang mehr und mehr zur Ernährung beitragen, und
wenn auch er nicht ausreicht, ein Theil des Volkszuwachses über
das Meer hinausstreben. Wie auf diese Art Phönicier nach Cypern,
von Cypern nach Kreta, von Kreta nach Carthago, Spanien und
bis zum Senegal gelangt sind, darf als bekannt gelten. In gleicher
Lage wie sie befuhren die Bewohner Südarabiens die Ostküste
Afrika’s (Adschan jetzt, Azanien von den Griechen genannt), in
älterer Zeit wahrscheinlich bis Kilwa am Eingang der Mozambique-
strasse und Rhedern aus Aden verdankte Claudius Ptolemäus seine
Kenntnisse nicht nur jener Küste, sondern auch der grossen Nil-
seen, die damals wie jetzt vom heutigen Sansibar aus durch ara-
bische Kaufleute besucht worden sind 1). Später erstreckten sich
Pflanzstädte der Araber von Hadhramaut und Oman am Gestade
Afrika’s bis Sofala, was für einen Küstenfahrer just so weit war
wie aus einem phönicischen Hafen bis zu den Säulen des Her-
cules 2).
Spähen wir in der neuen Welt nach Küsten ähnlicher Bildung,
mit schmalem Ufersaume, begränzt von aufsteigenden Gebirgen
und verhältnissmässig dicht bevölkert, so dürfen wir nur am West-
rande Südamerikas, von der chilenischen Gränze angefangen,
gegen Norden bis zum Gestade von Ecuador die Phönicier Ameri-
1) Ptolemaeus, Geogr. lib. 1. cap. 17. ed. Wilb. p. 57.
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