ihre Vorväter etwa um 1300 n. Chr. auf der Nordinsel, während die östlich liegende vulkanische Chathamgruppe wiederum von Neu- seeländern erst seit dem vorigen Jahrhundert besiedelt worden ist, und die südlich liegenden vulcanischen Aucklandinseln, berühmt durch einige moderne Robinsonaden, bis jetzt noch auf den ersten Besitzergreifer harren.
Auf den bisher durchmusterten Meeresräumen waren nur die canarischen Inseln bewohnt, nämlich von den ausgestorbenen Guan- chen, die zur Zeit ihrer Entdeckung nichts mehr davon wussten, dass in der Nähe ein Festland lag, denn auf das Befragen der spanischen Missionäre wie sie nach ihrem Archipel gekommen seien, gaben sie die naive Antwort: "Gott hat uns auf diese Inseln ge- setzt, dann verlassen und vergessen." Reste ihrer Sprache haben indessen erlaubt sie als versprengte Bruchtheile der Berberfamilie zu erkennen. Auch wissen wir, dass sie ihre Todten in Mumien zu verwandeln pflegten, sowie dass sie bei ihrer ersten Besiedelung Ziegen mit nach den Inseln brachten.
Ebenso sind die Eilande im Stillen Meere westlich von Süd- amerika unbewohnt gefunden worden, und wir nennen hier: Juan Fernandez, den Schauplatz von Selkirks Abenteuern, mit Masafuera, S. Feliz und Ambrosio, nicht minder Sala y Gomez, ferner die vul- canischen Galapagos, welche die Buccanier zu ihren Schlupfwinkeln wählten, die Cocosinsel und die Revillagigedo-Gruppe. Ja selbst solche Inseln sind unbewohnt geblieben, welche geräumig und dem Festlande nahe lagen, wie die Bering-Insel, traurig berühmt durch den Schiffbruch des Entdeckers, dessen Namen sie trägt.
Von diesen geschichtlichen Erfahrungen ermuthigt, dürfen wir wohl aussprechen, dass die ersten Menschen Bewohner eines Fest- landes gewesen sein müssen. Als eine einzige, aber nur scheinbare Ausnahme könnte die Verbreitung der malayischen Völker gelten zu denen ausser den eigentlichen Malayen Sumatra's und Malaka's, sowie den Javanen, auch die braunen Stämme mit schlichtem Haar gehören, die unter dem Namen Polynesier über alle tropischen oder subtropischen Inseln der Südsee sich zerstreut haben. Seit Wilhelm v. Humboldts Forschungen über die Kawi-Sprache wissen wir, was vorher noch bestritten wurde, dass auch die herrschende Race auf Madagaskar zur malayischen Familie gehöre. Es hat sich dieser Menschenschlag von den Comoren, denn auch auf ihnen ist die Sprache malayisch, bis zur Osterinsel, vom 61. bis zum 268.
Schöpfungsherd des Menschengeschlechtes.
ihre Vorväter etwa um 1300 n. Chr. auf der Nordinsel, während die östlich liegende vulkanische Chathamgruppe wiederum von Neu- seeländern erst seit dem vorigen Jahrhundert besiedelt worden ist, und die südlich liegenden vulcanischen Aucklandinseln, berühmt durch einige moderne Robinsonaden, bis jetzt noch auf den ersten Besitzergreifer harren.
Auf den bisher durchmusterten Meeresräumen waren nur die canarischen Inseln bewohnt, nämlich von den ausgestorbenen Guan- chen, die zur Zeit ihrer Entdeckung nichts mehr davon wussten, dass in der Nähe ein Festland lag, denn auf das Befragen der spanischen Missionäre wie sie nach ihrem Archipel gekommen seien, gaben sie die naive Antwort: „Gott hat uns auf diese Inseln ge- setzt, dann verlassen und vergessen.“ Reste ihrer Sprache haben indessen erlaubt sie als versprengte Bruchtheile der Berberfamilie zu erkennen. Auch wissen wir, dass sie ihre Todten in Mumien zu verwandeln pflegten, sowie dass sie bei ihrer ersten Besiedelung Ziegen mit nach den Inseln brachten.
Ebenso sind die Eilande im Stillen Meere westlich von Süd- amerika unbewohnt gefunden worden, und wir nennen hier: Juan Fernandez, den Schauplatz von Selkirks Abenteuern, mit Masafuera, S. Feliz und Ambrosio, nicht minder Sala y Gomez, ferner die vul- canischen Galápagos, welche die Buccanier zu ihren Schlupfwinkeln wählten, die Cocosinsel und die Revillagigedo-Gruppe. Ja selbst solche Inseln sind unbewohnt geblieben, welche geräumig und dem Festlande nahe lagen, wie die Bering-Insel, traurig berühmt durch den Schiffbruch des Entdeckers, dessen Namen sie trägt.
Von diesen geschichtlichen Erfahrungen ermuthigt, dürfen wir wohl aussprechen, dass die ersten Menschen Bewohner eines Fest- landes gewesen sein müssen. Als eine einzige, aber nur scheinbare Ausnahme könnte die Verbreitung der malayischen Völker gelten zu denen ausser den eigentlichen Malayen Sumatra’s und Malaka’s, sowie den Javanen, auch die braunen Stämme mit schlichtem Haar gehören, die unter dem Namen Polynesier über alle tropischen oder subtropischen Inseln der Südsee sich zerstreut haben. Seit Wilhelm v. Humboldts Forschungen über die Kawi-Sprache wissen wir, was vorher noch bestritten wurde, dass auch die herrschende Race auf Madagaskar zur malayischen Familie gehöre. Es hat sich dieser Menschenschlag von den Comoren, denn auch auf ihnen ist die Sprache malayisch, bis zur Osterinsel, vom 61. bis zum 268.
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Schöpfungsherd des Menschengeschlechtes.
ihre Vorväter etwa um 1300 n. Chr. auf der Nordinsel, während
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seeländern erst seit dem vorigen Jahrhundert besiedelt worden ist,
und die südlich liegenden vulcanischen Aucklandinseln, berühmt
durch einige moderne Robinsonaden, bis jetzt noch auf den ersten
Besitzergreifer harren.
Auf den bisher durchmusterten Meeresräumen waren nur die
canarischen Inseln bewohnt, nämlich von den ausgestorbenen Guan-
chen, die zur Zeit ihrer Entdeckung nichts mehr davon wussten,
dass in der Nähe ein Festland lag, denn auf das Befragen der
spanischen Missionäre wie sie nach ihrem Archipel gekommen seien,
gaben sie die naive Antwort: „Gott hat uns auf diese Inseln ge-
setzt, dann verlassen und vergessen.“ Reste ihrer Sprache haben
indessen erlaubt sie als versprengte Bruchtheile der Berberfamilie
zu erkennen. Auch wissen wir, dass sie ihre Todten in Mumien
zu verwandeln pflegten, sowie dass sie bei ihrer ersten Besiedelung
Ziegen mit nach den Inseln brachten.
Ebenso sind die Eilande im Stillen Meere westlich von Süd-
amerika unbewohnt gefunden worden, und wir nennen hier: Juan
Fernandez, den Schauplatz von Selkirks Abenteuern, mit Masafuera,
S. Feliz und Ambrosio, nicht minder Sala y Gomez, ferner die vul-
canischen Galápagos, welche die Buccanier zu ihren Schlupfwinkeln
wählten, die Cocosinsel und die Revillagigedo-Gruppe. Ja selbst
solche Inseln sind unbewohnt geblieben, welche geräumig und dem
Festlande nahe lagen, wie die Bering-Insel, traurig berühmt durch
den Schiffbruch des Entdeckers, dessen Namen sie trägt.
Von diesen geschichtlichen Erfahrungen ermuthigt, dürfen wir
wohl aussprechen, dass die ersten Menschen Bewohner eines Fest-
landes gewesen sein müssen. Als eine einzige, aber nur scheinbare
Ausnahme könnte die Verbreitung der malayischen Völker gelten
zu denen ausser den eigentlichen Malayen Sumatra’s und Malaka’s,
sowie den Javanen, auch die braunen Stämme mit schlichtem Haar
gehören, die unter dem Namen Polynesier über alle tropischen oder
subtropischen Inseln der Südsee sich zerstreut haben. Seit Wilhelm
v. Humboldts Forschungen über die Kawi-Sprache wissen wir, was
vorher noch bestritten wurde, dass auch die herrschende Race
auf Madagaskar zur malayischen Familie gehöre. Es hat sich
dieser Menschenschlag von den Comoren, denn auch auf ihnen ist
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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/47>, abgerufen am 22.12.2024.
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