Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Neger.
Monbuttu am Uelle entdeckt 1). Leibhaar und Bartwuchs sind vor-
handen, wenn auch nicht reichlich, Backenbärte selten, wenn auch
nicht ganz unerhört 2).

Die Neger bilden nur eine einzige Race, denn die vorherrschen-
den wie die beharrlichen Merkmale kehren in gleicher Weise in
Südafrika so gut wieder wie in Mittelafrika, es war daher ein
Missgriff, die Bantuneger als eine besondere Race abzutrennen.
Wohl aber kann man der Sprache nach die Südafrikaner sehr
streng als eine grosse Familie von den Sudannegern absondern.

1) Bantuneger.

Ihnen gehört Südafrika, soweit es überhaupt bekannt ist, vom
Aequator angefangen, ja ihre Sitze reichen sogar noch bis in die
nördliche Erdhälfte bis etwa zum 5. Breitegrade hinauf. Ihre
Sprachen kennen wir bereits 3) an ihren eigenthümlichen sinnbe-
grenzenden Präfixen, ausserdem aber ist ihnen allen eine grosse
Anzahl von Wurzeln gemeinsam. Zur bessern Uebersicht kann
man sie in Ost-, West- und Binnenstämme eintheilen 4). Die Ost-
stämme zerfallen wieder in sansibarische, zu denen die Suaheli
gehören, in Mosambique-Völker von der Küste bis zum Nyassa-
See, in die Betschuanen weiter im Innern, endlich in die soge-
nannten Kafirn. Zu den Binnenstämmen werden die noch wenig
bekannten Horden der Ba-yeiye, Ba-lojazi, Ba-toka, Barotse
u. s. w. gezählt. Gliederreicher sind die Weststämme in den
atlantischen Gebieten. Sie zerfallen erstens in die Bundavölker, zu
denen die Herero 5) (fälschlich Damara genannt), die Ovambo und
ihre Verwandten, die Nano oder Ba-nguela in Benguela, die
A-ngola in Angola, zählen. Das zweite Glied der westlichen
Gruppe vertreten die Kongoneger, nämlich die eigentlichen Kongo
und die Mpongwe. Endlich gehören zu einer dritten Abtheilung

1) S. oben S. 97.
2) S. oben S. 101--102. Gerhard Rohlfs. Reise von Kuka nach
Lagos. Petermann's Mittheilungen. Ergänzungsheft Nr. 34. S. 15.
3) S. oben S. 125 ff.
4) vgl. A. Bacmeister im Ausland 1871. S. 580.
5) Ihre Sprache dient im Verkehr auch vielen anderen Stämmen. Hugo
Hahn
, Petermann's Mittheilungen 1867. S. 290.
32*

Die Neger.
Monbuttu am Uëlle entdeckt 1). Leibhaar und Bartwuchs sind vor-
handen, wenn auch nicht reichlich, Backenbärte selten, wenn auch
nicht ganz unerhört 2).

Die Neger bilden nur eine einzige Race, denn die vorherrschen-
den wie die beharrlichen Merkmale kehren in gleicher Weise in
Südafrika so gut wieder wie in Mittelafrika, es war daher ein
Missgriff, die Bantuneger als eine besondere Race abzutrennen.
Wohl aber kann man der Sprache nach die Südafrikaner sehr
streng als eine grosse Familie von den Sudannegern absondern.

1) Bantuneger.

Ihnen gehört Südafrika, soweit es überhaupt bekannt ist, vom
Aequator angefangen, ja ihre Sitze reichen sogar noch bis in die
nördliche Erdhälfte bis etwa zum 5. Breitegrade hinauf. Ihre
Sprachen kennen wir bereits 3) an ihren eigenthümlichen sinnbe-
grenzenden Präfixen, ausserdem aber ist ihnen allen eine grosse
Anzahl von Wurzeln gemeinsam. Zur bessern Uebersicht kann
man sie in Ost-, West- und Binnenstämme eintheilen 4). Die Ost-
stämme zerfallen wieder in sansibarische, zu denen die Suaheli
gehören, in Mosambique-Völker von der Küste bis zum Nyassa-
See, in die Betschuanen weiter im Innern, endlich in die soge-
nannten Kafirn. Zu den Binnenstämmen werden die noch wenig
bekannten Horden der Ba-yeiye, Ba-lojazi, Ba-toka, Barotse
u. s. w. gezählt. Gliederreicher sind die Weststämme in den
atlantischen Gebieten. Sie zerfallen erstens in die Bundavölker, zu
denen die Herero 5) (fälschlich Damara genannt), die Ovambo und
ihre Verwandten, die Nano oder Ba-nguela in Benguela, die
A-ngola in Angola, zählen. Das zweite Glied der westlichen
Gruppe vertreten die Kongoneger, nämlich die eigentlichen Kongo
und die Mpongwe. Endlich gehören zu einer dritten Abtheilung

1) S. oben S. 97.
2) S. oben S. 101—102. Gerhard Rohlfs. Reise von Kuka nach
Lagos. Petermann’s Mittheilungen. Ergänzungsheft Nr. 34. S. 15.
3) S. oben S. 125 ff.
4) vgl. A. Bacmeister im Ausland 1871. S. 580.
5) Ihre Sprache dient im Verkehr auch vielen anderen Stämmen. Hugo
Hahn
, Petermann’s Mittheilungen 1867. S. 290.
32*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0517" n="499"/><fw place="top" type="header">Die Neger.</fw><lb/>
Monbuttu am Uëlle entdeckt <note place="foot" n="1)">S. oben S. 97.</note>. Leibhaar und Bartwuchs sind vor-<lb/>
handen, wenn auch nicht reichlich, Backenbärte selten, wenn auch<lb/>
nicht ganz unerhört <note place="foot" n="2)">S. oben S. 101&#x2014;102. <hi rendition="#g">Gerhard Rohlfs</hi>. Reise von Kuka nach<lb/>
Lagos. <hi rendition="#g">Petermann&#x2019;s</hi> Mittheilungen. Ergänzungsheft Nr. 34. S. 15.</note>.</p><lb/>
          <p>Die Neger bilden nur eine einzige Race, denn die vorherrschen-<lb/>
den wie die beharrlichen Merkmale kehren in gleicher Weise in<lb/>
Südafrika so gut wieder wie in Mittelafrika, es war daher ein<lb/>
Missgriff, die Bantuneger als eine besondere Race abzutrennen.<lb/>
Wohl aber kann man der Sprache nach die Südafrikaner sehr<lb/>
streng als eine grosse Familie von den Sudannegern absondern.</p><lb/>
          <div n="3">
            <head>1) <hi rendition="#g">Bantuneger</hi>.</head><lb/>
            <p>Ihnen gehört Südafrika, soweit es überhaupt bekannt ist, vom<lb/>
Aequator angefangen, ja ihre Sitze reichen sogar noch bis in die<lb/>
nördliche Erdhälfte bis etwa zum 5. Breitegrade hinauf. Ihre<lb/>
Sprachen kennen wir bereits <note place="foot" n="3)">S. oben S. 125 ff.</note> an ihren eigenthümlichen sinnbe-<lb/>
grenzenden Präfixen, ausserdem aber ist ihnen allen eine grosse<lb/>
Anzahl von Wurzeln gemeinsam. Zur bessern Uebersicht kann<lb/>
man sie in Ost-, West- und Binnenstämme eintheilen <note place="foot" n="4)">vgl. A. <hi rendition="#g">Bacmeister</hi> im Ausland 1871. S. 580.</note>. Die Ost-<lb/>
stämme zerfallen wieder in sansibarische, zu denen die Suaheli<lb/>
gehören, in Mosambique-Völker von der Küste bis zum Nyassa-<lb/>
See, in die Betschuanen weiter im Innern, endlich in die soge-<lb/>
nannten Kafirn. Zu den Binnenstämmen werden die noch wenig<lb/>
bekannten Horden der Ba-yeiye, Ba-lojazi, Ba-toka, Barotse<lb/>
u. s. w. gezählt. Gliederreicher sind die Weststämme in den<lb/>
atlantischen Gebieten. Sie zerfallen erstens in die Bundavölker, zu<lb/>
denen die Herero <note place="foot" n="5)">Ihre Sprache dient im Verkehr auch vielen anderen Stämmen. <hi rendition="#g">Hugo<lb/>
Hahn</hi>, Petermann&#x2019;s Mittheilungen 1867. S. 290.</note> (fälschlich Damara genannt), die Ovambo und<lb/>
ihre Verwandten, die Nano oder Ba-nguela in Benguela, die<lb/>
A-ngola in Angola, zählen. Das zweite Glied der westlichen<lb/>
Gruppe vertreten die Kongoneger, nämlich die eigentlichen Kongo<lb/>
und die Mpongwe. Endlich gehören zu einer dritten Abtheilung<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">32*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[499/0517] Die Neger. Monbuttu am Uëlle entdeckt 1). Leibhaar und Bartwuchs sind vor- handen, wenn auch nicht reichlich, Backenbärte selten, wenn auch nicht ganz unerhört 2). Die Neger bilden nur eine einzige Race, denn die vorherrschen- den wie die beharrlichen Merkmale kehren in gleicher Weise in Südafrika so gut wieder wie in Mittelafrika, es war daher ein Missgriff, die Bantuneger als eine besondere Race abzutrennen. Wohl aber kann man der Sprache nach die Südafrikaner sehr streng als eine grosse Familie von den Sudannegern absondern. 1) Bantuneger. Ihnen gehört Südafrika, soweit es überhaupt bekannt ist, vom Aequator angefangen, ja ihre Sitze reichen sogar noch bis in die nördliche Erdhälfte bis etwa zum 5. Breitegrade hinauf. Ihre Sprachen kennen wir bereits 3) an ihren eigenthümlichen sinnbe- grenzenden Präfixen, ausserdem aber ist ihnen allen eine grosse Anzahl von Wurzeln gemeinsam. Zur bessern Uebersicht kann man sie in Ost-, West- und Binnenstämme eintheilen 4). Die Ost- stämme zerfallen wieder in sansibarische, zu denen die Suaheli gehören, in Mosambique-Völker von der Küste bis zum Nyassa- See, in die Betschuanen weiter im Innern, endlich in die soge- nannten Kafirn. Zu den Binnenstämmen werden die noch wenig bekannten Horden der Ba-yeiye, Ba-lojazi, Ba-toka, Barotse u. s. w. gezählt. Gliederreicher sind die Weststämme in den atlantischen Gebieten. Sie zerfallen erstens in die Bundavölker, zu denen die Herero 5) (fälschlich Damara genannt), die Ovambo und ihre Verwandten, die Nano oder Ba-nguela in Benguela, die A-ngola in Angola, zählen. Das zweite Glied der westlichen Gruppe vertreten die Kongoneger, nämlich die eigentlichen Kongo und die Mpongwe. Endlich gehören zu einer dritten Abtheilung 1) S. oben S. 97. 2) S. oben S. 101—102. Gerhard Rohlfs. Reise von Kuka nach Lagos. Petermann’s Mittheilungen. Ergänzungsheft Nr. 34. S. 15. 3) S. oben S. 125 ff. 4) vgl. A. Bacmeister im Ausland 1871. S. 580. 5) Ihre Sprache dient im Verkehr auch vielen anderen Stämmen. Hugo Hahn, Petermann’s Mittheilungen 1867. S. 290. 32*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/517
Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/517>, abgerufen am 23.12.2024.