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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Flink schüttelte den Kopf und sagte; Das ist
herzhaft. Ich sah mit meinen Augen, daß der
Junker ihn überschrieb; ich stand neben ihm in
der Stube, als er's that.

Vogt. So hab ich mich denn verdammt ge-
irrt, Flink! Das Wort ist mir so entfahren --
Vergiß es, und komm, trink ein Glas Wein mit
mir in der Stube.

Nimm dich ein andermal in Acht, Vogt! Ich
mache nicht gern Ungelegenheit, sonst könnte das
geben, sagt Flink -- geht mit dem Vogt in die
Stube, stellt das kurze Gewehr ab, in einen Ecken,
läßt sich eins belieben, und geht dann wieder fort.

Da machte der Vogt den Brief auf, las ihn
und sagte:

Das sind ja alles lauter Lumpen und Bettler,
vom ersten bis zum letzten. Donner! wie das denn
auch geht. Von meinen Leuten kein einziger, als
der Schabenmichel! Nicht einmal einen Taglöh-
ner kann ich ihm mehr aufsalzen. Und jezt soll ich
es ihnen heute noch ansagen; das ist schwere Ar-
beit für mich. Aber ich will's thun. Es ist noch
nicht aller Tage Abend. Gerade jezt will ich's an-
sagen, und ihnen rathen, am Montag ins Schloß
zu gehn, dem Junker zu danken. Er kennt von den
Purschen nicht einen. Es fehlt nicht, der Mäurer hat
sie ihm alle angerathen. Wenn sie denn am Montag
ins Schloß kommen, und so alle miteinander zerris-

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F 5

Flink ſchuͤttelte den Kopf und ſagte; Das iſt
herzhaft. Ich ſah mit meinen Augen, daß der
Junker ihn uͤberſchrieb; ich ſtand neben ihm in
der Stube, als er’s that.

Vogt. So hab ich mich denn verdammt ge-
irrt, Flink! Das Wort iſt mir ſo entfahren —
Vergiß es, und komm, trink ein Glas Wein mit
mir in der Stube.

Nimm dich ein andermal in Acht, Vogt! Ich
mache nicht gern Ungelegenheit, ſonſt koͤnnte das
geben, ſagt Flink — geht mit dem Vogt in die
Stube, ſtellt das kurze Gewehr ab, in einen Ecken,
laͤßt ſich eins belieben, und geht dann wieder fort.

Da machte der Vogt den Brief auf, las ihn
und ſagte:

Das ſind ja alles lauter Lumpen und Bettler,
vom erſten bis zum letzten. Donner! wie das denn
auch geht. Von meinen Leuten kein einziger, als
der Schabenmichel! Nicht einmal einen Tagloͤh-
ner kann ich ihm mehr aufſalzen. Und jezt ſoll ich
es ihnen heute noch anſagen; das iſt ſchwere Ar-
beit fuͤr mich. Aber ich will’s thun. Es iſt noch
nicht aller Tage Abend. Gerade jezt will ich’s an-
ſagen, und ihnen rathen, am Montag ins Schloß
zu gehn, dem Junker zu danken. Er kennt von den
Purſchen nicht einen. Es fehlt nicht, der Maͤurer hat
ſie ihm alle angerathen. Wenn ſie denn am Montag
ins Schloß kommen, und ſo alle miteinander zerriſ-

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[89/0114] Flink ſchuͤttelte den Kopf und ſagte; Das iſt herzhaft. Ich ſah mit meinen Augen, daß der Junker ihn uͤberſchrieb; ich ſtand neben ihm in der Stube, als er’s that. Vogt. So hab ich mich denn verdammt ge- irrt, Flink! Das Wort iſt mir ſo entfahren — Vergiß es, und komm, trink ein Glas Wein mit mir in der Stube. Nimm dich ein andermal in Acht, Vogt! Ich mache nicht gern Ungelegenheit, ſonſt koͤnnte das geben, ſagt Flink — geht mit dem Vogt in die Stube, ſtellt das kurze Gewehr ab, in einen Ecken, laͤßt ſich eins belieben, und geht dann wieder fort. Da machte der Vogt den Brief auf, las ihn und ſagte: Das ſind ja alles lauter Lumpen und Bettler, vom erſten bis zum letzten. Donner! wie das denn auch geht. Von meinen Leuten kein einziger, als der Schabenmichel! Nicht einmal einen Tagloͤh- ner kann ich ihm mehr aufſalzen. Und jezt ſoll ich es ihnen heute noch anſagen; das iſt ſchwere Ar- beit fuͤr mich. Aber ich will’s thun. Es iſt noch nicht aller Tage Abend. Gerade jezt will ich’s an- ſagen, und ihnen rathen, am Montag ins Schloß zu gehn, dem Junker zu danken. Er kennt von den Purſchen nicht einen. Es fehlt nicht, der Maͤurer hat ſie ihm alle angerathen. Wenn ſie denn am Montag ins Schloß kommen, und ſo alle miteinander zerriſ- ſen F 5

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/114>, abgerufen am 24.11.2024.