Wüst. Dummheit hin, und Dummheit her. Hätte ich nicht geschworen, so hätte der Rudi noch seine Matte.
Vogt. Aber du hast sie ihm doch nicht ab- gesprochen, und mir hast du sie nicht zuerkannt? Was geht's also in's Teufels Namen zuletzt dich an, wem die Matte sey.
Wüst. Nichts geht's mich an, wem die Mat- ten sey; aber daß ich falsch geschworen habe, das geht mich leider, Gott erbarm, an.
Vogt. Aber das ist nicht wahr, du hast nicht falsch geschworen; das, worauf du schwurst, war wahr.
Wüst. Aber das ist nur verdreht: ich sagte dem Junker nicht, wie ich die Schrift verstuhnd; und er verstuhnde sie anders, du magst sagen, was du willst. Ich weiß! ich empfinde es in mir selber. Ich war ein Judas und ein Verräther; und mein Eid, Worte hin und Worte her, war Meyneid.
Vogt. Du dauerst mich, Wüst! mit deinem Unverstand; aber du bist krank: du siehst ja aus, wie wenn du aus dem Grabe kämest; und wenn's einem nicht wohl ist, so sieht man alles anders an, als es ist. Beruhige dich, Wüst! Komm mit mix heim, und trink ein Glas Wein mit mir!
Wüst. Ich mag nicht, Vogt! mich erquickt nichts mehr auf Erden.
Vogt.
Wuͤſt. Dummheit hin, und Dummheit her. Haͤtte ich nicht geſchworen, ſo haͤtte der Rudi noch ſeine Matte.
Vogt. Aber du haſt ſie ihm doch nicht ab- geſprochen, und mir haſt du ſie nicht zuerkannt? Was geht’s alſo in’s Teufels Namen zuletzt dich an, wem die Matte ſey.
Wuͤſt. Nichts geht’s mich an, wem die Mat- ten ſey; aber daß ich falſch geſchworen habe, das geht mich leider, Gott erbarm, an.
Vogt. Aber das iſt nicht wahr, du haſt nicht falſch geſchworen; das, worauf du ſchwurſt, war wahr.
Wuͤſt. Aber das iſt nur verdreht: ich ſagte dem Junker nicht, wie ich die Schrift verſtuhnd; und er verſtuhnde ſie anders, du magſt ſagen, was du willſt. Ich weiß! ich empfinde es in mir ſelber. Ich war ein Judas und ein Verraͤther; und mein Eid, Worte hin und Worte her, war Meyneid.
Vogt. Du dauerſt mich, Wuͤſt! mit deinem Unverſtand; aber du biſt krank: du ſiehſt ja aus, wie wenn du aus dem Grabe kaͤmeſt; und wenn’s einem nicht wohl iſt, ſo ſieht man alles anders an, als es iſt. Beruhige dich, Wuͤſt! Komm mit mix heim, und trink ein Glas Wein mit mir!
Wuͤſt. Ich mag nicht, Vogt! mich erquickt nichts mehr auf Erden.
Vogt.
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Wuͤſt. Dummheit hin, und Dummheit her.
Haͤtte ich nicht geſchworen, ſo haͤtte der Rudi noch
ſeine Matte.
Vogt. Aber du haſt ſie ihm doch nicht ab-
geſprochen, und mir haſt du ſie nicht zuerkannt?
Was geht’s alſo in’s Teufels Namen zuletzt dich
an, wem die Matte ſey.
Wuͤſt. Nichts geht’s mich an, wem die Mat-
ten ſey; aber daß ich falſch geſchworen habe, das
geht mich leider, Gott erbarm, an.
Vogt. Aber das iſt nicht wahr, du haſt nicht
falſch geſchworen; das, worauf du ſchwurſt, war
wahr.
Wuͤſt. Aber das iſt nur verdreht: ich ſagte
dem Junker nicht, wie ich die Schrift verſtuhnd;
und er verſtuhnde ſie anders, du magſt ſagen,
was du willſt. Ich weiß! ich empfinde es in mir
ſelber. Ich war ein Judas und ein Verraͤther;
und mein Eid, Worte hin und Worte her, war
Meyneid.
Vogt. Du dauerſt mich, Wuͤſt! mit deinem
Unverſtand; aber du biſt krank: du ſiehſt ja aus,
wie wenn du aus dem Grabe kaͤmeſt; und wenn’s
einem nicht wohl iſt, ſo ſieht man alles anders an,
als es iſt. Beruhige dich, Wuͤſt! Komm mit mix
heim, und trink ein Glas Wein mit mir!
Wuͤſt. Ich mag nicht, Vogt! mich erquickt
nichts mehr auf Erden.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/147>, abgerufen am 24.11.2024.
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