einzige, das der Haushaltung Hülfe leisten konnte, jezt aber sollte es in 14 Tagen den Dienst an- treten.
Der Vater bat es mit weinenden Augen, und um Gottes willen, es solle das Haftgeld wieder zu- rück geben, und bey ihm bleiben, bis nach der Mutter Kindbette.
Ich will nicht, antwortete die Tochter; wo finde ich denn gleich wieder einen andern Dienst? wenn ich diesen aufsage.
Der Vater. Ich will nach der Kindbette selbst mit dir in die Stadt gehn, und dir helfen einen an- dern suchen; bleib doch nur so lange.
Die Tochter. Es geht ein halbes Jahr, Vater! bis zum andern Ziel, und der Dienst, den ich jezt habe, ist gut. Wer kann wissen, wie dann der seyn werde, den du mir willst suchen helfen. Und kurzum, ich warte nicht bis auf das andere Ziel.
Der Vater. Du weissest doch, Susan- neli! daß ich auch alles an dir gethan habe, was ich immer konnte. Denke doch auch an deine jüngern Jahre, und verlasse mich jezt nicht in mei- ner Noth.
Die Tochter. Willst du mir denn vor meinem Glück seyn? Vater!
Der Vater. Ach! es ist nicht dein Glück, daß du deine armen Eltern in diesen Umständen ver- lassest; thue es doch nicht, Susanneli! ich bitte
dich
einzige, das der Haushaltung Huͤlfe leiſten konnte, jezt aber ſollte es in 14 Tagen den Dienſt an- treten.
Der Vater bat es mit weinenden Augen, und um Gottes willen, es ſolle das Haftgeld wieder zu- ruͤck geben, und bey ihm bleiben, bis nach der Mutter Kindbette.
Ich will nicht, antwortete die Tochter; wo finde ich denn gleich wieder einen andern Dienſt? wenn ich dieſen aufſage.
Der Vater. Ich will nach der Kindbette ſelbſt mit dir in die Stadt gehn, und dir helfen einen an- dern ſuchen; bleib doch nur ſo lange.
Die Tochter. Es geht ein halbes Jahr, Vater! bis zum andern Ziel, und der Dienſt, den ich jezt habe, iſt gut. Wer kann wiſſen, wie dann der ſeyn werde, den du mir willſt ſuchen helfen. Und kurzum, ich warte nicht bis auf das andere Ziel.
Der Vater. Du weiſſeſt doch, Suſan- neli! daß ich auch alles an dir gethan habe, was ich immer konnte. Denke doch auch an deine juͤngern Jahre, und verlaſſe mich jezt nicht in mei- ner Noth.
Die Tochter. Willſt du mir denn vor meinem Gluͤck ſeyn? Vater!
Der Vater. Ach! es iſt nicht dein Gluͤck, daß du deine armen Eltern in dieſen Umſtaͤnden ver- laſſeſt; thue es doch nicht, Suſanneli! ich bitte
dich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0164"n="139"/>
einzige, das der Haushaltung Huͤlfe leiſten konnte,<lb/>
jezt aber ſollte es in 14 Tagen den Dienſt an-<lb/>
treten.</p><lb/><p>Der Vater bat es mit weinenden Augen, und<lb/>
um Gottes willen, es ſolle das Haftgeld wieder zu-<lb/>
ruͤck geben, und bey ihm bleiben, bis nach der<lb/>
Mutter Kindbette.</p><lb/><p>Ich will nicht, antwortete die Tochter; wo<lb/>
finde ich denn gleich wieder einen andern Dienſt?<lb/>
wenn ich dieſen aufſage.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Der Vater.</hi> Ich will nach der Kindbette ſelbſt<lb/>
mit dir in die Stadt gehn, und dir helfen einen an-<lb/>
dern ſuchen; bleib doch nur ſo lange.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Die Tochter.</hi> Es geht ein halbes Jahr,<lb/>
Vater! bis zum andern Ziel, und der Dienſt, den<lb/>
ich jezt habe, iſt gut. Wer kann wiſſen, wie dann<lb/>
der ſeyn werde, den du mir willſt ſuchen helfen. Und<lb/>
kurzum, ich warte nicht bis auf das andere Ziel.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Der Vater.</hi> Du weiſſeſt doch, Suſan-<lb/>
neli! daß ich auch alles an dir gethan habe, was<lb/>
ich immer konnte. Denke doch auch an deine<lb/>
juͤngern Jahre, und verlaſſe mich jezt nicht in mei-<lb/>
ner Noth.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Die Tochter.</hi> Willſt du mir denn vor meinem<lb/>
Gluͤck ſeyn? Vater!</p><lb/><p><hirendition="#fr">Der Vater.</hi> Ach! es iſt nicht dein Gluͤck,<lb/>
daß du deine armen Eltern in dieſen Umſtaͤnden ver-<lb/>
laſſeſt; thue es doch nicht, Suſanneli! ich bitte<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dich</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[139/0164]
einzige, das der Haushaltung Huͤlfe leiſten konnte,
jezt aber ſollte es in 14 Tagen den Dienſt an-
treten.
Der Vater bat es mit weinenden Augen, und
um Gottes willen, es ſolle das Haftgeld wieder zu-
ruͤck geben, und bey ihm bleiben, bis nach der
Mutter Kindbette.
Ich will nicht, antwortete die Tochter; wo
finde ich denn gleich wieder einen andern Dienſt?
wenn ich dieſen aufſage.
Der Vater. Ich will nach der Kindbette ſelbſt
mit dir in die Stadt gehn, und dir helfen einen an-
dern ſuchen; bleib doch nur ſo lange.
Die Tochter. Es geht ein halbes Jahr,
Vater! bis zum andern Ziel, und der Dienſt, den
ich jezt habe, iſt gut. Wer kann wiſſen, wie dann
der ſeyn werde, den du mir willſt ſuchen helfen. Und
kurzum, ich warte nicht bis auf das andere Ziel.
Der Vater. Du weiſſeſt doch, Suſan-
neli! daß ich auch alles an dir gethan habe, was
ich immer konnte. Denke doch auch an deine
juͤngern Jahre, und verlaſſe mich jezt nicht in mei-
ner Noth.
Die Tochter. Willſt du mir denn vor meinem
Gluͤck ſeyn? Vater!
Der Vater. Ach! es iſt nicht dein Gluͤck,
daß du deine armen Eltern in dieſen Umſtaͤnden ver-
laſſeſt; thue es doch nicht, Suſanneli! ich bitte
dich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/164>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.