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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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da hat endlich sein Credit mit dem Erzählen ab-
genommen.

Jost. Das ist ziemlich spät.

Aebi. Ja, wir waren lang Narren, und zahl-
ten ihm manchen guten Krug Wein für lautre
Lügen.

Jost. Ich denke, es wäre ihm besser gewesen,
ihr hättet ihm keinen bezahlt.

Aebi. Bey Gott! Ich glaube selbst, wenn wir
ihm keinen bezahlt hätten, so wäre er nicht unter
den Galgen gekommen, er hätte alsdann arbeiten
müssen.

Jost. So ist ihm eure Gutherzigkeit eben übel
bekommen.

Bauern. Ja wohl, in Gottes Namen.

Jost. Es ist ein verflucht verführerisches Ding
um das müßiggängerische Histörlein-Aufsuchen und
Histörlein-Erzählen, und gar heillos, die Bibel in
diesen Narrenzeitvertreib hineinzuziehen.

Leupi. Mein Vater hat mich einst tüchtig ge-
prügelt, da ich so über einem Histörlein, ich glau-
be, es war auch aus der Bibel, vergessen, das
Vieh ab der Weyde zu holen.

Jost. Er hatte auch Recht. Thun, was in
der Bibel steht, ist unser Einem seine Sache, und
davon erzählen, des Pfarrers -- Die Bibel ist
ein Mandat, ein Befehl, und was würde der
Commandant zu dir sagen, wenn er einen Befehl

ins
O

da hat endlich ſein Credit mit dem Erzaͤhlen ab-
genommen.

Joſt. Das iſt ziemlich ſpaͤt.

Aebi. Ja, wir waren lang Narren, und zahl-
ten ihm manchen guten Krug Wein fuͤr lautre
Luͤgen.

Joſt. Ich denke, es waͤre ihm beſſer geweſen,
ihr haͤttet ihm keinen bezahlt.

Aebi. Bey Gott! Ich glaube ſelbſt, wenn wir
ihm keinen bezahlt haͤtten, ſo waͤre er nicht unter
den Galgen gekommen, er haͤtte alsdann arbeiten
muͤſſen.

Joſt. So iſt ihm eure Gutherzigkeit eben uͤbel
bekommen.

Bauern. Ja wohl, in Gottes Namen.

Joſt. Es iſt ein verflucht verfuͤhreriſches Ding
um das muͤßiggaͤngeriſche Hiſtoͤrlein-Aufſuchen und
Hiſtoͤrlein-Erzaͤhlen, und gar heillos, die Bibel in
dieſen Narrenzeitvertreib hineinzuziehen.

Leupi. Mein Vater hat mich einſt tuͤchtig ge-
pruͤgelt, da ich ſo uͤber einem Hiſtoͤrlein, ich glau-
be, es war auch aus der Bibel, vergeſſen, das
Vieh ab der Weyde zu holen.

Joſt. Er hatte auch Recht. Thun, was in
der Bibel ſteht, iſt unſer Einem ſeine Sache, und
davon erzaͤhlen, des Pfarrers — Die Bibel iſt
ein Mandat, ein Befehl, und was wuͤrde der
Commandant zu dir ſagen, wenn er einen Befehl

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[209/0234] da hat endlich ſein Credit mit dem Erzaͤhlen ab- genommen. Joſt. Das iſt ziemlich ſpaͤt. Aebi. Ja, wir waren lang Narren, und zahl- ten ihm manchen guten Krug Wein fuͤr lautre Luͤgen. Joſt. Ich denke, es waͤre ihm beſſer geweſen, ihr haͤttet ihm keinen bezahlt. Aebi. Bey Gott! Ich glaube ſelbſt, wenn wir ihm keinen bezahlt haͤtten, ſo waͤre er nicht unter den Galgen gekommen, er haͤtte alsdann arbeiten muͤſſen. Joſt. So iſt ihm eure Gutherzigkeit eben uͤbel bekommen. Bauern. Ja wohl, in Gottes Namen. Joſt. Es iſt ein verflucht verfuͤhreriſches Ding um das muͤßiggaͤngeriſche Hiſtoͤrlein-Aufſuchen und Hiſtoͤrlein-Erzaͤhlen, und gar heillos, die Bibel in dieſen Narrenzeitvertreib hineinzuziehen. Leupi. Mein Vater hat mich einſt tuͤchtig ge- pruͤgelt, da ich ſo uͤber einem Hiſtoͤrlein, ich glau- be, es war auch aus der Bibel, vergeſſen, das Vieh ab der Weyde zu holen. Joſt. Er hatte auch Recht. Thun, was in der Bibel ſteht, iſt unſer Einem ſeine Sache, und davon erzaͤhlen, des Pfarrers — Die Bibel iſt ein Mandat, ein Befehl, und was wuͤrde der Commandant zu dir ſagen, wenn er einen Befehl ins O

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/234>, abgerufen am 24.11.2024.