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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Die Kinder freuten sich herzlich, und wiederhol-
ten, was sie in der Woche gelernt hatten, geschwind
und gut.

Da gab die Mutter ihnen ihr Abendbrod und
zwo Schüsseln Milch, von der sie den Rahm nicht
abgenommen hatte, weil es Festtag war.

Sie nahm jezt auch das Grüteli an ihre Brust,
und hörte mit Herzensfreude zu, wie die Kinder
während dem Essen eines dem andern erzählten, wem
sie ihr Abendbrod geben wollten. Keines aß einen
Mundvoll von seinem Brod -- Keines that ein
Bröcklein davon in die Milch, sondern alle assen
sie darohne, und jedes freute sich über sein Brod,
zeigte es dem andern, und jedes wollte, das seine
sey das größste.

Jezt waren sie fertig mit ihrer Milch -- das
Brod lag noch neben der Mutter.

Niclas schlich zu ihr hin, nahm ihr die Hand
und sagte: Du giebst mir doch auch noch einen
Mundvoll Brod für mich, Mutter!

Mutter. Du hast ja schon, Niclas!

Niclas. Ich muß es ja dem Rudeli geben.

Mutter. Ich habe dir's nicht befohlen; du
darfst es essen, wenn du willst.

Niclas. Nein, ich will's nicht essen; aber du
giebst mir doch noch einen Mundvoll?

Mutter. Nein, gewiß nicht.

Niclas. Ae -- warum nicht?

Mut-

Die Kinder freuten ſich herzlich, und wiederhol-
ten, was ſie in der Woche gelernt hatten, geſchwind
und gut.

Da gab die Mutter ihnen ihr Abendbrod und
zwo Schuͤſſeln Milch, von der ſie den Rahm nicht
abgenommen hatte, weil es Feſttag war.

Sie nahm jezt auch das Gruͤteli an ihre Bruſt,
und hoͤrte mit Herzensfreude zu, wie die Kinder
waͤhrend dem Eſſen eines dem andern erzaͤhlten, wem
ſie ihr Abendbrod geben wollten. Keines aß einen
Mundvoll von ſeinem Brod — Keines that ein
Broͤcklein davon in die Milch, ſondern alle aſſen
ſie darohne, und jedes freute ſich uͤber ſein Brod,
zeigte es dem andern, und jedes wollte, das ſeine
ſey das groͤßſte.

Jezt waren ſie fertig mit ihrer Milch — das
Brod lag noch neben der Mutter.

Niclas ſchlich zu ihr hin, nahm ihr die Hand
und ſagte: Du giebſt mir doch auch noch einen
Mundvoll Brod fuͤr mich, Mutter!

Mutter. Du haſt ja ſchon, Niclas!

Niclas. Ich muß es ja dem Rudeli geben.

Mutter. Ich habe dir’s nicht befohlen; du
darfſt es eſſen, wenn du willſt.

Niclas. Nein, ich will’s nicht eſſen; aber du
giebſt mir doch noch einen Mundvoll?

Mutter. Nein, gewiß nicht.

Niclas. Ae — warum nicht?

Mut-
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[239/0264] Die Kinder freuten ſich herzlich, und wiederhol- ten, was ſie in der Woche gelernt hatten, geſchwind und gut. Da gab die Mutter ihnen ihr Abendbrod und zwo Schuͤſſeln Milch, von der ſie den Rahm nicht abgenommen hatte, weil es Feſttag war. Sie nahm jezt auch das Gruͤteli an ihre Bruſt, und hoͤrte mit Herzensfreude zu, wie die Kinder waͤhrend dem Eſſen eines dem andern erzaͤhlten, wem ſie ihr Abendbrod geben wollten. Keines aß einen Mundvoll von ſeinem Brod — Keines that ein Broͤcklein davon in die Milch, ſondern alle aſſen ſie darohne, und jedes freute ſich uͤber ſein Brod, zeigte es dem andern, und jedes wollte, das ſeine ſey das groͤßſte. Jezt waren ſie fertig mit ihrer Milch — das Brod lag noch neben der Mutter. Niclas ſchlich zu ihr hin, nahm ihr die Hand und ſagte: Du giebſt mir doch auch noch einen Mundvoll Brod fuͤr mich, Mutter! Mutter. Du haſt ja ſchon, Niclas! Niclas. Ich muß es ja dem Rudeli geben. Mutter. Ich habe dir’s nicht befohlen; du darfſt es eſſen, wenn du willſt. Niclas. Nein, ich will’s nicht eſſen; aber du giebſt mir doch noch einen Mundvoll? Mutter. Nein, gewiß nicht. Niclas. Ae — warum nicht? Mut-

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/264>, abgerufen am 24.11.2024.