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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Das war aber doch nicht alles, erwidert der
Vogt.

Ich weiß einmal nichts anders, sagt Lenk.

Das ist nicht schön, Lenk! wenn man so sei-
ner Worte zurück geht, sagt Kriecher, und fährt
fort: Er war aber nicht allein, Herr Untervogt!
es murreten da etliche, daß ihr sie so allein gelassen
hättet; ich sagte aber: unser einer könne ja nicht wis-
sen, was so einem Herrn allemal vorfällt. Auf
dieses hin sagte einmal der Lenk: Ich mög wohl
den Vogt rühmen; er einmal rühme jezt den Jun-
ker.

Aha! es war also mit mir, daß du den Jun-
ker verglichen hast, sagt der Vogt, und lachte laut.

Er hat's aber eben auch nicht so gemeynt, wie
man es ihm jezt aufnimmt, sagen etliche Männer,
schütteln die Köpfe, und murren über den Kriecher.

Es hat gar nichts zu bedeuten, und ist nichts
Böses; es ist ein altes Sprichtwort: Deß Brod
ich eß, deß Lied ich sing, sagt der Vogt; drückt
dem Kriecher die Hand, redet aber nichts weiter
hiervon, sondern fragt die Männer: ob Arner zor-
nig gewesen wäre?

Nein, antworteten die Männer, gar nicht; er
sagte nur: wir sollten heim eilen, und ungesäumt
noch heute an die Arbeit gehn.

Sagt das dem Mäurer, und es habe mit dem
Mißverstand nichts zu bedeuten; ich lasse ihn grüs-

sen,
R

Das war aber doch nicht alles, erwidert der
Vogt.

Ich weiß einmal nichts anders, ſagt Lenk.

Das iſt nicht ſchoͤn, Lenk! wenn man ſo ſei-
ner Worte zuruͤck geht, ſagt Kriecher, und faͤhrt
fort: Er war aber nicht allein, Herr Untervogt!
es murreten da etliche, daß ihr ſie ſo allein gelaſſen
haͤttet; ich ſagte aber: unſer einer koͤnne ja nicht wiſ-
ſen, was ſo einem Herrn allemal vorfaͤllt. Auf
dieſes hin ſagte einmal der Lenk: Ich moͤg wohl
den Vogt ruͤhmen; er einmal ruͤhme jezt den Jun-
ker.

Aha! es war alſo mit mir, daß du den Jun-
ker verglichen haſt, ſagt der Vogt, und lachte laut.

Er hat’s aber eben auch nicht ſo gemeynt, wie
man es ihm jezt aufnimmt, ſagen etliche Maͤnner,
ſchuͤtteln die Koͤpfe, und murren uͤber den Kriecher.

Es hat gar nichts zu bedeuten, und iſt nichts
Boͤſes; es iſt ein altes Sprichtwort: Deß Brod
ich eß, deß Lied ich ſing, ſagt der Vogt; druͤckt
dem Kriecher die Hand, redet aber nichts weiter
hiervon, ſondern fragt die Maͤnner: ob Arner zor-
nig geweſen waͤre?

Nein, antworteten die Maͤnner, gar nicht; er
ſagte nur: wir ſollten heim eilen, und ungeſaͤumt
noch heute an die Arbeit gehn.

Sagt das dem Maͤurer, und es habe mit dem
Mißverſtand nichts zu bedeuten; ich laſſe ihn gruͤſ-

ſen,
R
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[257/0282] Das war aber doch nicht alles, erwidert der Vogt. Ich weiß einmal nichts anders, ſagt Lenk. Das iſt nicht ſchoͤn, Lenk! wenn man ſo ſei- ner Worte zuruͤck geht, ſagt Kriecher, und faͤhrt fort: Er war aber nicht allein, Herr Untervogt! es murreten da etliche, daß ihr ſie ſo allein gelaſſen haͤttet; ich ſagte aber: unſer einer koͤnne ja nicht wiſ- ſen, was ſo einem Herrn allemal vorfaͤllt. Auf dieſes hin ſagte einmal der Lenk: Ich moͤg wohl den Vogt ruͤhmen; er einmal ruͤhme jezt den Jun- ker. Aha! es war alſo mit mir, daß du den Jun- ker verglichen haſt, ſagt der Vogt, und lachte laut. Er hat’s aber eben auch nicht ſo gemeynt, wie man es ihm jezt aufnimmt, ſagen etliche Maͤnner, ſchuͤtteln die Koͤpfe, und murren uͤber den Kriecher. Es hat gar nichts zu bedeuten, und iſt nichts Boͤſes; es iſt ein altes Sprichtwort: Deß Brod ich eß, deß Lied ich ſing, ſagt der Vogt; druͤckt dem Kriecher die Hand, redet aber nichts weiter hiervon, ſondern fragt die Maͤnner: ob Arner zor- nig geweſen waͤre? Nein, antworteten die Maͤnner, gar nicht; er ſagte nur: wir ſollten heim eilen, und ungeſaͤumt noch heute an die Arbeit gehn. Sagt das dem Maͤurer, und es habe mit dem Mißverſtand nichts zu bedeuten; ich laſſe ihn gruͤſ- ſen, R

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/282>, abgerufen am 24.11.2024.