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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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und Feuer brennt auf des Mannes Kopfe. Das
ist der Teufel leibhaftig, sagt der Vogt flieht,
heult entsetzlich, und läßt Karst und Pickel und
Schaufel, den Hut und die leere Brenntsflasche
dahinten.

Es war Christoff, der Hünerträger von Arn-
heim, der Eyer in Oberhofen, Lunkofen, Hirzau
und andern Orten aufgekauft hatte, und nun auf
seinem Heimweg begriffen war. Er trug auf sei-
nem Korb das Fell von einer schwarzen Ziege, und
hatte eine Laterne daran hängen, um den Weg im
Finstern zu finden. Dieser Eyerträger erkannte die
Stimme des fliehenden Vogts; und da er dachte,
daß er gewiß etwas Böses im Sinn hätte, er-
grimmte er bey sich selber, und sprach: Dem ver-
fluchten Buben will ich's jezt machen! er meynt,
ich sey der Teufel.

Schnell stellt er seinen Korb ab, nimmt Karst
und Pickel und Schaufel und seinen mit Eisen be-
schlagenen Botenstock, bindet alles zusammen, schleppt
es hinter sich her über den Felsweg hinunter, daß es
fürchterlich rasselte, läuft so dem Vogt nach, und
ruft mit hohler heulender Stimme: Oh -- Ah --
Uh -- Hummel -- Oh -- Ah -- Uh -- Du bist
mein -- Wa -- art -- Hu -- Hummel -- --

Der arme Vogt läuft, was er vermag, und
schreyt in seinem Laufen erbärmlich: Mordio --
und helsio -- Wächter! der Teufel nimmt mich.

Und

und Feuer brennt auf des Mannes Kopfe. Das
iſt der Teufel leibhaftig, ſagt der Vogt flieht,
heult entſetzlich, und laͤßt Karſt und Pickel und
Schaufel, den Hut und die leere Brenntsflaſche
dahinten.

Es war Chriſtoff, der Huͤnertraͤger von Arn-
heim, der Eyer in Oberhofen, Lunkofen, Hirzau
und andern Orten aufgekauft hatte, und nun auf
ſeinem Heimweg begriffen war. Er trug auf ſei-
nem Korb das Fell von einer ſchwarzen Ziege, und
hatte eine Laterne daran haͤngen, um den Weg im
Finſtern zu finden. Dieſer Eyertraͤger erkannte die
Stimme des fliehenden Vogts; und da er dachte,
daß er gewiß etwas Boͤſes im Sinn haͤtte, er-
grimmte er bey ſich ſelber, und ſprach: Dem ver-
fluchten Buben will ich’s jezt machen! er meynt,
ich ſey der Teufel.

Schnell ſtellt er ſeinen Korb ab, nimmt Karſt
und Pickel und Schaufel und ſeinen mit Eiſen be-
ſchlagenen Botenſtock, bindet alles zuſammen, ſchleppt
es hinter ſich her uͤber den Felsweg hinunter, daß es
fuͤrchterlich raſſelte, laͤuft ſo dem Vogt nach, und
ruft mit hohler heulender Stimme: Oh — Ah —
Uh — Hummel — Oh — Ah — Uh — Du biſt
mein — Wa — art — Hu — Hummel — —

Der arme Vogt laͤuft, was er vermag, und
ſchreyt in ſeinem Laufen erbaͤrmlich: Mordio —
und helſio — Waͤchter! der Teufel nimmt mich.

Und
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[300/0325] und Feuer brennt auf des Mannes Kopfe. Das iſt der Teufel leibhaftig, ſagt der Vogt flieht, heult entſetzlich, und laͤßt Karſt und Pickel und Schaufel, den Hut und die leere Brenntsflaſche dahinten. Es war Chriſtoff, der Huͤnertraͤger von Arn- heim, der Eyer in Oberhofen, Lunkofen, Hirzau und andern Orten aufgekauft hatte, und nun auf ſeinem Heimweg begriffen war. Er trug auf ſei- nem Korb das Fell von einer ſchwarzen Ziege, und hatte eine Laterne daran haͤngen, um den Weg im Finſtern zu finden. Dieſer Eyertraͤger erkannte die Stimme des fliehenden Vogts; und da er dachte, daß er gewiß etwas Boͤſes im Sinn haͤtte, er- grimmte er bey ſich ſelber, und ſprach: Dem ver- fluchten Buben will ich’s jezt machen! er meynt, ich ſey der Teufel. Schnell ſtellt er ſeinen Korb ab, nimmt Karſt und Pickel und Schaufel und ſeinen mit Eiſen be- ſchlagenen Botenſtock, bindet alles zuſammen, ſchleppt es hinter ſich her uͤber den Felsweg hinunter, daß es fuͤrchterlich raſſelte, laͤuft ſo dem Vogt nach, und ruft mit hohler heulender Stimme: Oh — Ah — Uh — Hummel — Oh — Ah — Uh — Du biſt mein — Wa — art — Hu — Hummel — — Der arme Vogt laͤuft, was er vermag, und ſchreyt in ſeinem Laufen erbaͤrmlich: Mordio — und helſio — Waͤchter! der Teufel nimmt mich. Und

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/325>, abgerufen am 22.11.2024.