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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Die Vögtinn wartete in Todesangst, wie's ihm
auf dem Berg gehn möchte; und da sie den nächt-
lichen Lärm hörte, und da die Männer mit den Wind-
lichtern an ihrem Hause klopften, erschrack sie ent-
setzlich, und rief ihnen: Herr Jesus! was wollt
ihr?

Dein Mann soll herunter kommen, sagten die
Männer.

Er ist nicht bey Hause; aber, Herr Jesus! was
ist's doch, warum ihr da seyd? sagte die Frau.

Und die Männer: Das ist eben schlimm, wenn
er nicht daheim ist -- Horch, wie er Mordio und
Helfio schreyt, als wenn der Teufel ihm nach-
liefe.

Die Frau läuft jezt mit den Männern, wie un-
sinnig, fort. Der Wächter fragte sie unterwegs:

Was Teufels thut doch dein Mann jezt noch auf
dem Berg? Er war ja noch vor ein Paar Stun-
den bey Haus?

Sie antwortete kein Wort, sondern heulete ent-
setzlich.

Auch des Vogts Hund heulete an seiner Ket-
te entsetzlich.

Als aber der Hünerträger das Volk, so dem
Vogt zu Hülfe eilte, sich nähern sah, und als er des
Vogts Hund so fürchterlich heulen hörte, kehrte er
um, und gieng so still und so geschwind, als er konnte,
wieder den Berg hinauf, zu seinem Korb, packte

seine

Die Voͤgtinn wartete in Todesangſt, wie’s ihm
auf dem Berg gehn moͤchte; und da ſie den naͤcht-
lichen Laͤrm hoͤrte, und da die Maͤnner mit den Wind-
lichtern an ihrem Hauſe klopften, erſchrack ſie ent-
ſetzlich, und rief ihnen: Herr Jeſus! was wollt
ihr?

Dein Mann ſoll herunter kommen, ſagten die
Maͤnner.

Er iſt nicht bey Hauſe; aber, Herr Jeſus! was
iſt’s doch, warum ihr da ſeyd? ſagte die Frau.

Und die Maͤnner: Das iſt eben ſchlimm, wenn
er nicht daheim iſt — Horch, wie er Mordio und
Helfio ſchreyt, als wenn der Teufel ihm nach-
liefe.

Die Frau laͤuft jezt mit den Maͤnnern, wie un-
ſinnig, fort. Der Waͤchter fragte ſie unterwegs:

Was Teufels thut doch dein Mann jezt noch auf
dem Berg? Er war ja noch vor ein Paar Stun-
den bey Haus?

Sie antwortete kein Wort, ſondern heulete ent-
ſetzlich.

Auch des Vogts Hund heulete an ſeiner Ket-
te entſetzlich.

Als aber der Huͤnertraͤger das Volk, ſo dem
Vogt zu Huͤlfe eilte, ſich naͤhern ſah, und als er des
Vogts Hund ſo fuͤrchterlich heulen hoͤrte, kehrte er
um, und gieng ſo ſtill und ſo geſchwind, als er konnte,
wieder den Berg hinauf, zu ſeinem Korb, packte

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[302/0327] Die Voͤgtinn wartete in Todesangſt, wie’s ihm auf dem Berg gehn moͤchte; und da ſie den naͤcht- lichen Laͤrm hoͤrte, und da die Maͤnner mit den Wind- lichtern an ihrem Hauſe klopften, erſchrack ſie ent- ſetzlich, und rief ihnen: Herr Jeſus! was wollt ihr? Dein Mann ſoll herunter kommen, ſagten die Maͤnner. Er iſt nicht bey Hauſe; aber, Herr Jeſus! was iſt’s doch, warum ihr da ſeyd? ſagte die Frau. Und die Maͤnner: Das iſt eben ſchlimm, wenn er nicht daheim iſt — Horch, wie er Mordio und Helfio ſchreyt, als wenn der Teufel ihm nach- liefe. Die Frau laͤuft jezt mit den Maͤnnern, wie un- ſinnig, fort. Der Waͤchter fragte ſie unterwegs: Was Teufels thut doch dein Mann jezt noch auf dem Berg? Er war ja noch vor ein Paar Stun- den bey Haus? Sie antwortete kein Wort, ſondern heulete ent- ſetzlich. Auch des Vogts Hund heulete an ſeiner Ket- te entſetzlich. Als aber der Huͤnertraͤger das Volk, ſo dem Vogt zu Huͤlfe eilte, ſich naͤhern ſah, und als er des Vogts Hund ſo fuͤrchterlich heulen hoͤrte, kehrte er um, und gieng ſo ſtill und ſo geſchwind, als er konnte, wieder den Berg hinauf, zu ſeinem Korb, packte ſeine

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/327>, abgerufen am 22.11.2024.