Die täglich steigende Bosheit des Vogts, und sein Muthwillen, der jezt auch sogar die Feste nicht mehr schonet, machen mich glauben, die Zeit sei- ner Demüthigung sey nahe. -- Für den unglück- lichen armen Wüst bitte ich demüthig und dringend um alle Barmherzigkeit und um alle Gnade, welche die Pflichten der Gerechtigkeit dem menschenlieben- den Herzen Euer Gnaden erlauben können.
Meine liebe Frau empfiehlt sich ihrer edelmüthi- gen Gemahlinn, und meine Kinder ihren guten Fräu- leins. Sie sagen tausendfachen Dank für die Blumen- zwiebeln, mit denen Sie unsern Krautgarten verzie- ren wollen. Gewiß werden ihnen meine Kinder mit Fleiß abwarten; denn ihre Blumenfreude ist un- beschreiblich.
Erlauben Sie, Hochedelgebohrner, Gnädiger Herr! daß ich mit pflichtschuldiger Ergebenheit mich nenne
Euer Wohledelgebohrnen Gnaden
[Beginn Spaltensatz]Bonnal, den 20. Merz 1780. [Spaltenumbruch]
gehorsamsten Diener, Joachim Ernst, Pfr.
[Ende Spaltensatz]
Zwey-
Die taͤglich ſteigende Bosheit des Vogts, und ſein Muthwillen, der jezt auch ſogar die Feſte nicht mehr ſchonet, machen mich glauben, die Zeit ſei- ner Demuͤthigung ſey nahe. — Fuͤr den ungluͤck- lichen armen Wuͤſt bitte ich demuͤthig und dringend um alle Barmherzigkeit und um alle Gnade, welche die Pflichten der Gerechtigkeit dem menſchenlieben- den Herzen Euer Gnaden erlauben koͤnnen.
Meine liebe Frau empfiehlt ſich ihrer edelmuͤthi- gen Gemahlinn, und meine Kinder ihren guten Fraͤu- leins. Sie ſagen tauſendfachen Dank fuͤr die Blumen- zwiebeln, mit denen Sie unſern Krautgarten verzie- ren wollen. Gewiß werden ihnen meine Kinder mit Fleiß abwarten; denn ihre Blumenfreude iſt un- beſchreiblich.
Erlauben Sie, Hochedelgebohrner, Gnaͤdiger Herr! daß ich mit pflichtſchuldiger Ergebenheit mich nenne
Euer Wohledelgebohrnen Gnaden
[Beginn Spaltensatz]Bonnal, den 20. Merz 1780. [Spaltenumbruch]
gehorſamſten Diener, Joachim Ernſt, Pfr.
[Ende Spaltensatz]
Zwey-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0341"n="316"/>
Die taͤglich ſteigende Bosheit des Vogts, und ſein<lb/>
Muthwillen, der jezt auch ſogar die Feſte nicht<lb/>
mehr ſchonet, machen mich glauben, die Zeit ſei-<lb/>
ner Demuͤthigung ſey nahe. — Fuͤr den ungluͤck-<lb/>
lichen armen Wuͤſt bitte ich demuͤthig und dringend<lb/>
um alle Barmherzigkeit und um alle Gnade, welche<lb/>
die Pflichten der Gerechtigkeit dem menſchenlieben-<lb/>
den Herzen Euer Gnaden erlauben koͤnnen.</p><lb/><p>Meine liebe Frau empfiehlt ſich ihrer edelmuͤthi-<lb/>
gen Gemahlinn, und meine Kinder ihren guten Fraͤu-<lb/>
leins. Sie ſagen tauſendfachen Dank fuͤr die Blumen-<lb/>
zwiebeln, mit denen Sie unſern Krautgarten verzie-<lb/>
ren wollen. Gewiß werden ihnen meine Kinder mit<lb/>
Fleiß abwarten; denn ihre Blumenfreude iſt un-<lb/>
beſchreiblich.</p><lb/><p>Erlauben Sie, Hochedelgebohrner, Gnaͤdiger<lb/>
Herr! daß ich mit pflichtſchuldiger Ergebenheit mich<lb/>
nenne</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Euer Wohledelgebohrnen Gnaden</hi></salute><lb/><cbtype="start"/><dateline><placeName>Bonnal</placeName>, den <date>20. Merz<lb/>
1780</date>.</dateline><lb/><cb/><salute>gehorſamſten Diener,<lb/><hirendition="#fr">Joachim Ernſt,</hi> Pfr.</salute><cbtype="end"/></closer></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Zwey-</hi></hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[316/0341]
Die taͤglich ſteigende Bosheit des Vogts, und ſein
Muthwillen, der jezt auch ſogar die Feſte nicht
mehr ſchonet, machen mich glauben, die Zeit ſei-
ner Demuͤthigung ſey nahe. — Fuͤr den ungluͤck-
lichen armen Wuͤſt bitte ich demuͤthig und dringend
um alle Barmherzigkeit und um alle Gnade, welche
die Pflichten der Gerechtigkeit dem menſchenlieben-
den Herzen Euer Gnaden erlauben koͤnnen.
Meine liebe Frau empfiehlt ſich ihrer edelmuͤthi-
gen Gemahlinn, und meine Kinder ihren guten Fraͤu-
leins. Sie ſagen tauſendfachen Dank fuͤr die Blumen-
zwiebeln, mit denen Sie unſern Krautgarten verzie-
ren wollen. Gewiß werden ihnen meine Kinder mit
Fleiß abwarten; denn ihre Blumenfreude iſt un-
beſchreiblich.
Erlauben Sie, Hochedelgebohrner, Gnaͤdiger
Herr! daß ich mit pflichtſchuldiger Ergebenheit mich
nenne
Euer Wohledelgebohrnen Gnaden
Bonnal, den 20. Merz
1780.
gehorſamſten Diener,
Joachim Ernſt, Pfr.
Zwey-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/341>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.