brauchen, wie sie ist, weil man sie nicht ändern kann.
Ich dachte, es mag nun gewesen seyn, was es will, so ist der Vogt vielleicht jezt weich; ich muß also die gelegene Zeit nicht versäumen, und gieng deshalben sogleich zu ihm.
Ich fand ihn in einem erbärmlichen Zustande. Er glaubt steif und fest, der Teufel hab ihn neh- men wollen. Ich fragte zwar hin und her, um et- wann auf eine Spur zu kommen; aber ich begreife noch nichts von allem. Nur so viel ist gewiß, daß ihn Niemand angerührt hat, und daß seine Verwun- dung am Kopf, die aber leicht ist, von einem Falle herrührt. -- Auch hat der Teufel, sobald die Mann- schaft anrückte, mit seinem Rasseln und Heulen nachgelassen -- Aber es ist Zeit zur Hauptsache zu kommen.
Der Vogt war gedemüthigt, und bekannte mir zwo abscheuliche Thaten, die er mir freywillig er- laubt, Euer Gnaden zu offenbaren.
Erstlich: Es sey wahr, was mir der Hans Wüst gestern geklagt hätte; nemlich:
Er habe Ihren in Gott ruhenden Herrn Groß- vater in dem Handel mit dem Rudi irre geführt, und die Matte sey mit Unrecht in seiner Hand.
Zweytens: Er habe diese Nacht Euer Gnaden einen Markstein versetzen wollen, und sey wirklich an dieser Arbeit gewesen, als ihm der erschreck- liche Zufall begegnet sey.
Ich
brauchen, wie ſie iſt, weil man ſie nicht aͤndern kann.
Ich dachte, es mag nun geweſen ſeyn, was es will, ſo iſt der Vogt vielleicht jezt weich; ich muß alſo die gelegene Zeit nicht verſaͤumen, und gieng deshalben ſogleich zu ihm.
Ich fand ihn in einem erbaͤrmlichen Zuſtande. Er glaubt ſteif und feſt, der Teufel hab ihn neh- men wollen. Ich fragte zwar hin und her, um et- wann auf eine Spur zu kommen; aber ich begreife noch nichts von allem. Nur ſo viel iſt gewiß, daß ihn Niemand angeruͤhrt hat, und daß ſeine Verwun- dung am Kopf, die aber leicht iſt, von einem Falle herruͤhrt. — Auch hat der Teufel, ſobald die Mann- ſchaft anruͤckte, mit ſeinem Raſſeln und Heulen nachgelaſſen — Aber es iſt Zeit zur Hauptſache zu kommen.
Der Vogt war gedemuͤthigt, und bekannte mir zwo abſcheuliche Thaten, die er mir freywillig er- laubt, Euer Gnaden zu offenbaren.
Erſtlich: Es ſey wahr, was mir der Hans Wuͤſt geſtern geklagt haͤtte; nemlich:
Er habe Ihren in Gott ruhenden Herrn Groß- vater in dem Handel mit dem Rudi irre gefuͤhrt, und die Matte ſey mit Unrecht in ſeiner Hand.
Zweytens: Er habe dieſe Nacht Euer Gnaden einen Markſtein verſetzen wollen, und ſey wirklich an dieſer Arbeit geweſen, als ihm der erſchreck- liche Zufall begegnet ſey.
Ich
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brauchen, wie ſie iſt, weil man ſie nicht aͤndern<lb/>
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brauchen, wie ſie iſt, weil man ſie nicht aͤndern
kann.
Ich dachte, es mag nun geweſen ſeyn, was
es will, ſo iſt der Vogt vielleicht jezt weich; ich
muß alſo die gelegene Zeit nicht verſaͤumen, und
gieng deshalben ſogleich zu ihm.
Ich fand ihn in einem erbaͤrmlichen Zuſtande.
Er glaubt ſteif und feſt, der Teufel hab ihn neh-
men wollen. Ich fragte zwar hin und her, um et-
wann auf eine Spur zu kommen; aber ich begreife
noch nichts von allem. Nur ſo viel iſt gewiß, daß
ihn Niemand angeruͤhrt hat, und daß ſeine Verwun-
dung am Kopf, die aber leicht iſt, von einem Falle
herruͤhrt. — Auch hat der Teufel, ſobald die Mann-
ſchaft anruͤckte, mit ſeinem Raſſeln und Heulen
nachgelaſſen — Aber es iſt Zeit zur Hauptſache
zu kommen.
Der Vogt war gedemuͤthigt, und bekannte mir
zwo abſcheuliche Thaten, die er mir freywillig er-
laubt, Euer Gnaden zu offenbaren.
Erſtlich: Es ſey wahr, was mir der Hans
Wuͤſt geſtern geklagt haͤtte; nemlich:
Er habe Ihren in Gott ruhenden Herrn Groß-
vater in dem Handel mit dem Rudi irre gefuͤhrt,
und die Matte ſey mit Unrecht in ſeiner Hand.
Zweytens: Er habe dieſe Nacht Euer Gnaden
einen Markſtein verſetzen wollen, und ſey wirklich
an dieſer Arbeit geweſen, als ihm der erſchreck-
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Ich
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/343>, abgerufen am 22.11.2024.
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