an Gottes Tempel aufbauete, als man an de[m] Tem- pel des Aberglaubens hinunter reißt.
Pfarrer. Eben da fehlts, und eben das schwächt oder zernichtet meine Freude darüber, daß man gegen den Aberglauben arbeitet; weil ich sehe, daß alle diese Leute gar nicht bekümmert sind, das Heiligthum Gottes, die Religion, in ihrer Kraft und in ihrer Stärke auf der Erde zu er- halten.
Junker. Es ist so; aber bey allen Revolutio- nen will man im Anfang das Kind mit dem Bad ausschütten. Man hatte Recht, den Tempel des Herrn zu reinigen; aber man fühlet jetzo schon, daß man im Eifer seine Mauern zerstossen hat, und man wird zurück kommen, und die Mauern wie- der aufbauen.
Pfarrer. Ich hoffe es zu Gott, und sehe es mit meinen Augen, daß man anfängt zu fühlen, daß die eingerissene Irreligiosität die menschliche Glückseligkeit unendlich untergräbt.
Junker. Indessen müssen wir gehn, und ich will einmal auch heute gegen den Aberglauben stürmen, und eure Gespenstercapelle zu Bonnal an- greifen.
Pfarrer. Möge es Ihnen gelingen. Ich habe es mit meinem Angreifen und mit meinem Predigen dagegen noch nicht weit gebracht.
Junker.
an Gottes Tempel aufbauete, als man an de[m] Tem- pel des Aberglaubens hinunter reißt.
Pfarrer. Eben da fehlts, und eben das ſchwaͤcht oder zernichtet meine Freude daruͤber, daß man gegen den Aberglauben arbeitet; weil ich ſehe, daß alle dieſe Leute gar nicht bekuͤmmert ſind, das Heiligthum Gottes, die Religion, in ihrer Kraft und in ihrer Staͤrke auf der Erde zu er- halten.
Junker. Es iſt ſo; aber bey allen Revolutio- nen will man im Anfang das Kind mit dem Bad ausſchuͤtten. Man hatte Recht, den Tempel des Herrn zu reinigen; aber man fuͤhlet jetzo ſchon, daß man im Eifer ſeine Mauern zerſtoſſen hat, und man wird zuruͤck kommen, und die Mauern wie- der aufbauen.
Pfarrer. Ich hoffe es zu Gott, und ſehe es mit meinen Augen, daß man anfaͤngt zu fuͤhlen, daß die eingeriſſene Irreligioſitaͤt die menſchliche Gluͤckſeligkeit unendlich untergraͤbt.
Junker. Indeſſen muͤſſen wir gehn, und ich will einmal auch heute gegen den Aberglauben ſtuͤrmen, und eure Geſpenſtercapelle zu Bonnal an- greifen.
Pfarrer. Moͤge es Ihnen gelingen. Ich habe es mit meinem Angreifen und mit meinem Predigen dagegen noch nicht weit gebracht.
Junker.
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an Gottes Tempel aufbauete, als man an dem Tem-
pel des Aberglaubens hinunter reißt.
Pfarrer. Eben da fehlts, und eben das ſchwaͤcht
oder zernichtet meine Freude daruͤber, daß man
gegen den Aberglauben arbeitet; weil ich ſehe,
daß alle dieſe Leute gar nicht bekuͤmmert ſind,
das Heiligthum Gottes, die Religion, in ihrer
Kraft und in ihrer Staͤrke auf der Erde zu er-
halten.
Junker. Es iſt ſo; aber bey allen Revolutio-
nen will man im Anfang das Kind mit dem Bad
ausſchuͤtten. Man hatte Recht, den Tempel des
Herrn zu reinigen; aber man fuͤhlet jetzo ſchon,
daß man im Eifer ſeine Mauern zerſtoſſen hat, und
man wird zuruͤck kommen, und die Mauern wie-
der aufbauen.
Pfarrer. Ich hoffe es zu Gott, und ſehe es
mit meinen Augen, daß man anfaͤngt zu fuͤhlen,
daß die eingeriſſene Irreligioſitaͤt die menſchliche
Gluͤckſeligkeit unendlich untergraͤbt.
Junker. Indeſſen muͤſſen wir gehn, und ich
will einmal auch heute gegen den Aberglauben
ſtuͤrmen, und eure Geſpenſtercapelle zu Bonnal an-
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Junker.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/367>, abgerufen am 22.11.2024.
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