eurer Dohrheit -- Meyer! bist du auch der Mey- nung: man dürfe es gar nicht mehr in Zweifel ziehen, daß es wirklich der leidige Satan gewesen sey, der den Vogt auf dem Berg so erschreckt hat?
Der junge Meyer antwortete: Was weiß ich, Gnädiger Herr!
Der Ehegaumer und viele Bauern ergrimmten über den Meyer, daß er also antwortete.
Und der Ehegaumer murrete hinter sich über die Bänke zu: Wie du auch wider Wissen und Gewissen redst, Meyer! -- Viele Bauern aber sag- ten: Wir haben doch alle die erschreckliche Stimme des leidigen Satans gehört.
Junker. Ich weiß wohl, daß ihr ein Geschrey, ein Gebrüll und ein Gerassel gehört habt; aber wie könnt ihr sagen, daß das der Teufel gewesen sey? Kann es nicht seyn, daß ein Mensch oder mehrere den Vogt, der zimlich zur Unzeit an diesem Ort war, haben erschrecken wollen? Der Wald ist nie leer von Leuten, und die Strasse ist nahe, also daß es eben so leicht Menschen können gethan ha- ben, als der Teufel.
Bauern. Zehn und zwanzig Menschen könn- ten zusammen nicht so ein Geschrey machen; und wenn sie da gewesen wären, Gnädiger Herr! und es gehört hätten, es käme ihnen nicht in Sinn, daß Menschen so brüllen könnten.
Junker.
eurer Dohrheit — Meyer! biſt du auch der Mey- nung: man duͤrfe es gar nicht mehr in Zweifel ziehen, daß es wirklich der leidige Satan geweſen ſey, der den Vogt auf dem Berg ſo erſchreckt hat?
Der junge Meyer antwortete: Was weiß ich, Gnaͤdiger Herr!
Der Ehegaumer und viele Bauern ergrimmten uͤber den Meyer, daß er alſo antwortete.
Und der Ehegaumer murrete hinter ſich uͤber die Baͤnke zu: Wie du auch wider Wiſſen und Gewiſſen redſt, Meyer! — Viele Bauern aber ſag- ten: Wir haben doch alle die erſchreckliche Stimme des leidigen Satans gehoͤrt.
Junker. Ich weiß wohl, daß ihr ein Geſchrey, ein Gebruͤll und ein Geraſſel gehoͤrt habt; aber wie koͤnnt ihr ſagen, daß das der Teufel geweſen ſey? Kann es nicht ſeyn, daß ein Menſch oder mehrere den Vogt, der zimlich zur Unzeit an dieſem Ort war, haben erſchrecken wollen? Der Wald iſt nie leer von Leuten, und die Straſſe iſt nahe, alſo daß es eben ſo leicht Menſchen koͤnnen gethan ha- ben, als der Teufel.
Bauern. Zehn und zwanzig Menſchen koͤnn- ten zuſammen nicht ſo ein Geſchrey machen; und wenn ſie da geweſen waͤren, Gnaͤdiger Herr! und es gehoͤrt haͤtten, es kaͤme ihnen nicht in Sinn, daß Menſchen ſo bruͤllen koͤnnten.
Junker.
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eurer Dohrheit — Meyer! biſt du auch der Mey-
nung: man duͤrfe es gar nicht mehr in Zweifel ziehen,
daß es wirklich der leidige Satan geweſen ſey, der
den Vogt auf dem Berg ſo erſchreckt hat?
Der junge Meyer antwortete: Was weiß ich,
Gnaͤdiger Herr!
Der Ehegaumer und viele Bauern ergrimmten
uͤber den Meyer, daß er alſo antwortete.
Und der Ehegaumer murrete hinter ſich uͤber
die Baͤnke zu: Wie du auch wider Wiſſen und
Gewiſſen redſt, Meyer! — Viele Bauern aber ſag-
ten: Wir haben doch alle die erſchreckliche Stimme
des leidigen Satans gehoͤrt.
Junker. Ich weiß wohl, daß ihr ein Geſchrey,
ein Gebruͤll und ein Geraſſel gehoͤrt habt; aber wie
koͤnnt ihr ſagen, daß das der Teufel geweſen ſey?
Kann es nicht ſeyn, daß ein Menſch oder mehrere
den Vogt, der zimlich zur Unzeit an dieſem Ort
war, haben erſchrecken wollen? Der Wald iſt
nie leer von Leuten, und die Straſſe iſt nahe, alſo
daß es eben ſo leicht Menſchen koͤnnen gethan ha-
ben, als der Teufel.
Bauern. Zehn und zwanzig Menſchen koͤnn-
ten zuſammen nicht ſo ein Geſchrey machen; und
wenn ſie da geweſen waͤren, Gnaͤdiger Herr! und
es gehoͤrt haͤtten, es kaͤme ihnen nicht in Sinn,
daß Menſchen ſo bruͤllen koͤnnten.
Junker.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/379>, abgerufen am 22.11.2024.
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