Der Pfarrer, die Frauen und die Töchter, ge- rührt von diesem Auftritte, hatten Thränen in den Augen, und alles schwieg eine Weile still, da der Mann fort war.
Hierauf sagt Therese: Was das für ein Abend war, Junker! Gottes Erdboden ist schön, und die ganze Natur bietet uns allenthalben Wonne und Lust an. -- Aber das Entzücken der Menschlichkeit ist grösser als alle Schönheit der Erde. -- Ja wahr- lich, Geliebte! sie ist grösser als alle Schönheit der Erde, sagte der Junker.
Und der Pfarrer: Meine Thränen danken Ihnen, Junker! für alle herrliche Auftritte, die Sie uns vor Augen gebracht haben. In meinem Leben, Junker! empfand ich die innere Grösse des menschlichen Her- zens nie reiner und edler, als bey dem Thun die- ses Mannes -- Aber, Junker! man muß, man muß in Gottes Namen die reine Höhe des menschlichen Herzens beym armen Verlassenen und Elenden su- chen.
Die Frau Pfarrerinn aber drückte die Kinder, die alle Thränen in ihren Augen hatten, an ihre
Brust,
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§. 98. Auftritte, die an’s Herz gehen ſollen.
Der Pfarrer, die Frauen und die Toͤchter, ge- ruͤhrt von dieſem Auftritte, hatten Thraͤnen in den Augen, und alles ſchwieg eine Weile ſtill, da der Mann fort war.
Hierauf ſagt Thereſe: Was das fuͤr ein Abend war, Junker! Gottes Erdboden iſt ſchoͤn, und die ganze Natur bietet uns allenthalben Wonne und Luſt an. — Aber das Entzuͤcken der Menſchlichkeit iſt groͤſſer als alle Schoͤnheit der Erde. — Ja wahr- lich, Geliebte! ſie iſt groͤſſer als alle Schoͤnheit der Erde, ſagte der Junker.
Und der Pfarrer: Meine Thraͤnen danken Ihnen, Junker! fuͤr alle herrliche Auftritte, die Sie uns vor Augen gebracht haben. In meinem Leben, Junker! empfand ich die innere Groͤſſe des menſchlichen Her- zens nie reiner und edler, als bey dem Thun die- ſes Mannes — Aber, Junker! man muß, man muß in Gottes Namen die reine Hoͤhe des menſchlichen Herzens beym armen Verlaſſenen und Elenden ſu- chen.
Die Frau Pfarrerinn aber druͤckte die Kinder, die alle Thraͤnen in ihren Augen hatten, an ihre
Bruſt,
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§. 98.
Auftritte, die an’s Herz gehen ſollen.
Der Pfarrer, die Frauen und die Toͤchter, ge-
ruͤhrt von dieſem Auftritte, hatten Thraͤnen in
den Augen, und alles ſchwieg eine Weile ſtill, da
der Mann fort war.
Hierauf ſagt Thereſe: Was das fuͤr ein Abend
war, Junker! Gottes Erdboden iſt ſchoͤn, und die
ganze Natur bietet uns allenthalben Wonne und
Luſt an. — Aber das Entzuͤcken der Menſchlichkeit
iſt groͤſſer als alle Schoͤnheit der Erde. — Ja wahr-
lich, Geliebte! ſie iſt groͤſſer als alle Schoͤnheit
der Erde, ſagte der Junker.
Und der Pfarrer: Meine Thraͤnen danken Ihnen,
Junker! fuͤr alle herrliche Auftritte, die Sie uns vor
Augen gebracht haben. In meinem Leben, Junker!
empfand ich die innere Groͤſſe des menſchlichen Her-
zens nie reiner und edler, als bey dem Thun die-
ſes Mannes — Aber, Junker! man muß, man muß
in Gottes Namen die reine Hoͤhe des menſchlichen
Herzens beym armen Verlaſſenen und Elenden ſu-
chen.
Die Frau Pfarrerinn aber druͤckte die Kinder,
die alle Thraͤnen in ihren Augen hatten, an ihre
Bruſt,
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/398>, abgerufen am 22.11.2024.
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