Sie werden schon kommen, Fritz! -- Hopsasa und Heisasa, Zwetschgen sind nicht Feigen, sagt der Vogt, streckt das Brenntsglas zum Fenster hinaus, und ruft: Willst eins Bescheid thun, Fritz?
Es ist mir noch zu früh, antwortete Fritz, ich will warten, bis mehr Gesellschaft da ist.
Du bist immer der alte Schalk, sagte der Vogt; aber glaub's, der gestrige Spaß wird nicht so übel ausschlagen. Es fliegt kein Vögelein so hoch, es läßt sich wieder nieder.
Ich weiß nicht, antwortete Fritz. Der Vo- gel, den ich meyne, hat sich lange nicht herunter gelassen. Aber wir reden vielleicht nicht vom glei- chen Vogel. Willst's mithalten, Vogt! man ruft zur Morgensuppe, und hiemit schob Fritz das Fenster zu.
Das ist kurz abgebunden, murrete der Vogt bey sich selbst, und schüttelte den Kopf, daß Haar und Backen zitterten. Ich werde, denk' ich, des Teufels Arbeit haben, bis das gestrige Henkerszeug den Leuten allen wieder aus dem Kopf seyn wird; So sagt er zu sich selber, schenkt sich ein -- trinkt -- sagt denn wieder -- Muth gefaßt! Kommt Zeit! Kommt Rath! Heute ist's Samstag, die Kälber lassen sich scheeren, ich gehe ins Barthaus, da gibt sich um ein Glas Wein eins nach dem an-
dern.
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Sie werden ſchon kommen, Fritz! — Hopſaſa und Heiſaſa, Zwetſchgen ſind nicht Feigen, ſagt der Vogt, ſtreckt das Brenntsglas zum Fenſter hinaus, und ruft: Willſt eins Beſcheid thun, Fritz?
Es iſt mir noch zu fruͤh, antwortete Fritz, ich will warten, bis mehr Geſellſchaft da iſt.
Du biſt immer der alte Schalk, ſagte der Vogt; aber glaub’s, der geſtrige Spaß wird nicht ſo uͤbel ausſchlagen. Es fliegt kein Voͤgelein ſo hoch, es laͤßt ſich wieder nieder.
Ich weiß nicht, antwortete Fritz. Der Vo- gel, den ich meyne, hat ſich lange nicht herunter gelaſſen. Aber wir reden vielleicht nicht vom glei- chen Vogel. Willſt’s mithalten, Vogt! man ruft zur Morgenſuppe, und hiemit ſchob Fritz das Fenſter zu.
Das iſt kurz abgebunden, murrete der Vogt bey ſich ſelbſt, und ſchuͤttelte den Kopf, daß Haar und Backen zitterten. Ich werde, denk’ ich, des Teufels Arbeit haben, bis das geſtrige Henkerszeug den Leuten allen wieder aus dem Kopf ſeyn wird; So ſagt er zu ſich ſelber, ſchenkt ſich ein — trinkt — ſagt denn wieder — Muth gefaßt! Kommt Zeit! Kommt Rath! Heute iſt’s Samſtag, die Kaͤlber laſſen ſich ſcheeren, ich gehe ins Barthaus, da gibt ſich um ein Glas Wein eins nach dem an-
dern.
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Sie werden ſchon kommen, Fritz! — Hopſaſa
und Heiſaſa, Zwetſchgen ſind nicht Feigen, ſagt
der Vogt, ſtreckt das Brenntsglas zum Fenſter
hinaus, und ruft: Willſt eins Beſcheid thun,
Fritz?
Es iſt mir noch zu fruͤh, antwortete Fritz, ich
will warten, bis mehr Geſellſchaft da iſt.
Du biſt immer der alte Schalk, ſagte der
Vogt; aber glaub’s, der geſtrige Spaß wird
nicht ſo uͤbel ausſchlagen. Es fliegt kein Voͤgelein
ſo hoch, es laͤßt ſich wieder nieder.
Ich weiß nicht, antwortete Fritz. Der Vo-
gel, den ich meyne, hat ſich lange nicht herunter
gelaſſen. Aber wir reden vielleicht nicht vom glei-
chen Vogel. Willſt’s mithalten, Vogt! man ruft
zur Morgenſuppe, und hiemit ſchob Fritz das
Fenſter zu.
Das iſt kurz abgebunden, murrete der Vogt
bey ſich ſelbſt, und ſchuͤttelte den Kopf, daß Haar
und Backen zitterten. Ich werde, denk’ ich, des
Teufels Arbeit haben, bis das geſtrige Henkerszeug
den Leuten allen wieder aus dem Kopf ſeyn wird;
So ſagt er zu ſich ſelber, ſchenkt ſich ein — trinkt —
ſagt denn wieder — Muth gefaßt! Kommt Zeit!
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/58>, abgerufen am 25.11.2024.
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