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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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cher aber Wölfe und Füchse und alle Thiere von
der Art Hunger crepieren müßten --

Nickel. Es wäre eben auch kein Schade --

Vogt. Weißst du das so gewiß? --

Nickel. Nein. Ich bin ein Narr -- sie
müßten nicht Hunger crepieren; sie würden noch
immer Aase und Gewild finden, und das gehört
ihnen, und nicht zahmes Vieh -- das mit Mühe
und Kosten erzogen und gehütet werden muß.

Vogt. So liessest du sie doch auch nicht ganz
Hunger crepieren, das ist noch viel für einen Freund
der zahmen Thiere. Aber es friert mich; komm
in die Stube.

Nickel. Ich kann nicht; ich muß weiters.

Vogt. Nun so behüt euch Gott, Nachbaren!
Auf Wiedersehen -- (Er geht ab)

Rubel und Nickel stehen noch eine Weile, und
Rubel sagt zum Nickel: Du hast ihm Gesalzenes
aufgestellt.

Nickel. Ich wollte, es wäre noch dazu ge-
pfeffert gewesen, daß es ihn bis morgen auf der
Zunge brennte.

Rubel. Du würdest vor acht Tagen nicht so
mit ihm geredt haben.

Nickel. Und er würde vor acht Tagen nicht
also geantwortet haben --

Rubel. Das ist auch wahr. Er ist zahm
geworden wie mein Hund, als er das erstemal das
Nasband trug.

cher aber Woͤlfe und Fuͤchſe und alle Thiere von
der Art Hunger crepieren muͤßten —

Nickel. Es waͤre eben auch kein Schade —

Vogt. Weißſt du das ſo gewiß? —

Nickel. Nein. Ich bin ein Narr — ſie
muͤßten nicht Hunger crepieren; ſie wuͤrden noch
immer Aaſe und Gewild finden, und das gehoͤrt
ihnen, und nicht zahmes Vieh — das mit Muͤhe
und Koſten erzogen und gehuͤtet werden muß.

Vogt. So lieſſeſt du ſie doch auch nicht ganz
Hunger crepieren, das iſt noch viel fuͤr einen Freund
der zahmen Thiere. Aber es friert mich; komm
in die Stube.

Nickel. Ich kann nicht; ich muß weiters.

Vogt. Nun ſo behuͤt euch Gott, Nachbaren!
Auf Wiederſehen — (Er geht ab)

Rubel und Nickel ſtehen noch eine Weile, und
Rubel ſagt zum Nickel: Du haſt ihm Geſalzenes
aufgeſtellt.

Nickel. Ich wollte, es waͤre noch dazu ge-
pfeffert geweſen, daß es ihn bis morgen auf der
Zunge brennte.

Rubel. Du wuͤrdeſt vor acht Tagen nicht ſo
mit ihm geredt haben.

Nickel. Und er wuͤrde vor acht Tagen nicht
alſo geantwortet haben —

Rubel. Das iſt auch wahr. Er iſt zahm
geworden wie mein Hund, als er das erſtemal das
Nasband trug.

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[44/0067] cher aber Woͤlfe und Fuͤchſe und alle Thiere von der Art Hunger crepieren muͤßten — Nickel. Es waͤre eben auch kein Schade — Vogt. Weißſt du das ſo gewiß? — Nickel. Nein. Ich bin ein Narr — ſie muͤßten nicht Hunger crepieren; ſie wuͤrden noch immer Aaſe und Gewild finden, und das gehoͤrt ihnen, und nicht zahmes Vieh — das mit Muͤhe und Koſten erzogen und gehuͤtet werden muß. Vogt. So lieſſeſt du ſie doch auch nicht ganz Hunger crepieren, das iſt noch viel fuͤr einen Freund der zahmen Thiere. Aber es friert mich; komm in die Stube. Nickel. Ich kann nicht; ich muß weiters. Vogt. Nun ſo behuͤt euch Gott, Nachbaren! Auf Wiederſehen — (Er geht ab) Rubel und Nickel ſtehen noch eine Weile, und Rubel ſagt zum Nickel: Du haſt ihm Geſalzenes aufgeſtellt. Nickel. Ich wollte, es waͤre noch dazu ge- pfeffert geweſen, daß es ihn bis morgen auf der Zunge brennte. Rubel. Du wuͤrdeſt vor acht Tagen nicht ſo mit ihm geredt haben. Nickel. Und er wuͤrde vor acht Tagen nicht alſo geantwortet haben — Rubel. Das iſt auch wahr. Er iſt zahm geworden wie mein Hund, als er das erſtemal das Nasband trug.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/67>, abgerufen am 26.11.2024.