Und Christen, der Ständlisänger *), forderte ihm zuerst eine Pfeife voll ab.
Er gab sie. Da stuhnden immer mehrere her- bey; und die Stube war bald voll Rauch vom Stinktabak. Der Vogt aber rauchte vom bes- sern.
Indessen waren der Scheerer und die Nach- baren immer noch still, und machten gar nicht viel Wesens. Das schien dem Meister Urias nicht gut. Er gieng die Stube hinauf und hinunter, und drehete den Zeigfinger über die Nase, wie er es immer macht, wenn ihm sein Krummes nicht grad gehen will.
Es ist verteufelt kalt in der Stube, so in der Kälte richte ich nichts aus, sagt er zu sich sel- ber, geht aus der Stube, gibt der Magd einen Kreuzer, daß sie stärker einheize; und es war bald warm in der Stube --
§. 8.
*) Bänkelsänger.
D
Und Chriſten, der Staͤndliſaͤnger *), forderte ihm zuerſt eine Pfeife voll ab.
Er gab ſie. Da ſtuhnden immer mehrere her- bey; und die Stube war bald voll Rauch vom Stinktabak. Der Vogt aber rauchte vom beſ- ſern.
Indeſſen waren der Scheerer und die Nach- baren immer noch ſtill, und machten gar nicht viel Weſens. Das ſchien dem Meiſter Urias nicht gut. Er gieng die Stube hinauf und hinunter, und drehete den Zeigfinger uͤber die Naſe, wie er es immer macht, wenn ihm ſein Krummes nicht grad gehen will.
Es iſt verteufelt kalt in der Stube, ſo in der Kaͤlte richte ich nichts aus, ſagt er zu ſich ſel- ber, geht aus der Stube, gibt der Magd einen Kreuzer, daß ſie ſtaͤrker einheize; und es war bald warm in der Stube —
§. 8.
*) Baͤnkelſaͤnger.
D
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Und Chriſten, der Staͤndliſaͤnger *), forderte
ihm zuerſt eine Pfeife voll ab.
Er gab ſie. Da ſtuhnden immer mehrere her-
bey; und die Stube war bald voll Rauch vom
Stinktabak. Der Vogt aber rauchte vom beſ-
ſern.
Indeſſen waren der Scheerer und die Nach-
baren immer noch ſtill, und machten gar nicht viel
Weſens. Das ſchien dem Meiſter Urias nicht
gut. Er gieng die Stube hinauf und hinunter,
und drehete den Zeigfinger uͤber die Naſe, wie
er es immer macht, wenn ihm ſein Krummes nicht
grad gehen will.
Es iſt verteufelt kalt in der Stube, ſo in der
Kaͤlte richte ich nichts aus, ſagt er zu ſich ſel-
ber, geht aus der Stube, gibt der Magd einen
Kreuzer, daß ſie ſtaͤrker einheize; und es war bald
warm in der Stube —
§. 8.
*) Baͤnkelſaͤnger.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/72>, abgerufen am 26.11.2024.
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