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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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die der Vogt dem Mäurer nach Verdienen bald
drehen werde.

Wie ein garstiger Vogel den Schnabel in
Sumpf steckt, und sich von fäulendem Koth nährt,
so labete Hummel bey dem Gerede der Nachba-
ren sein arges Herz.

Doch mischet' er sich sehr bedachtsam und ernst-
haft in das verworrene Gewühl dieser Säufer und
Schwätzer.

Nachbar Richter! sagt er und reicht ihm das
Glas dar, das er annimmt: Ihr waret ja selber
bey der letzten Rechnung, und noch ein beeydig-
ter Mann. Ihr wisset, daß mir damals der Mäu-
rer dreyßig Gulden schuldig geblieben ist. Nun
ist's schon ein halbes Jahr; und er hat mir noch
keinen Heller bezahlt. -- Ich habe auch ihm das
Geld nicht einmal gefordert, und ihm kein böses
Wort gegeben, und doch kann es leicht kom-
men, ich verliere die Schuld bis auf den letzten
Heller.

Das versteht sich, schwuren die Bauern. Du
wirst keinen! Heller mehr von deinem Geld sehen,
und schenkten sich ein.

Der Vogt aber nahm aus seinem Sackkalen-
der die Handschrift des Mäurers, legte sie auf den
Tisch, und sagte; Da könnet ihr sehen, ob's
wahr ist.

Die
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die der Vogt dem Maͤurer nach Verdienen bald
drehen werde.

Wie ein garſtiger Vogel den Schnabel in
Sumpf ſteckt, und ſich von faͤulendem Koth naͤhrt,
ſo labete Hummel bey dem Gerede der Nachba-
ren ſein arges Herz.

Doch miſchet’ er ſich ſehr bedachtſam und ernſt-
haft in das verworrene Gewuͤhl dieſer Saͤufer und
Schwaͤtzer.

Nachbar Richter! ſagt er und reicht ihm das
Glas dar, das er annimmt: Ihr waret ja ſelber
bey der letzten Rechnung, und noch ein beeydig-
ter Mann. Ihr wiſſet, daß mir damals der Maͤu-
rer dreyßig Gulden ſchuldig geblieben iſt. Nun
iſt’s ſchon ein halbes Jahr; und er hat mir noch
keinen Heller bezahlt. — Ich habe auch ihm das
Geld nicht einmal gefordert, und ihm kein boͤſes
Wort gegeben, und doch kann es leicht kom-
men, ich verliere die Schuld bis auf den letzten
Heller.

Das verſteht ſich, ſchwuren die Bauern. Du
wirſt keinen! Heller mehr von deinem Geld ſehen,
und ſchenkten ſich ein.

Der Vogt aber nahm aus ſeinem Sackkalen-
der die Handſchrift des Maͤurers, legte ſie auf den
Tiſch, und ſagte; Da koͤnnet ihr ſehen, ob’s
wahr iſt.

Die
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[51/0074] die der Vogt dem Maͤurer nach Verdienen bald drehen werde. Wie ein garſtiger Vogel den Schnabel in Sumpf ſteckt, und ſich von faͤulendem Koth naͤhrt, ſo labete Hummel bey dem Gerede der Nachba- ren ſein arges Herz. Doch miſchet’ er ſich ſehr bedachtſam und ernſt- haft in das verworrene Gewuͤhl dieſer Saͤufer und Schwaͤtzer. Nachbar Richter! ſagt er und reicht ihm das Glas dar, das er annimmt: Ihr waret ja ſelber bey der letzten Rechnung, und noch ein beeydig- ter Mann. Ihr wiſſet, daß mir damals der Maͤu- rer dreyßig Gulden ſchuldig geblieben iſt. Nun iſt’s ſchon ein halbes Jahr; und er hat mir noch keinen Heller bezahlt. — Ich habe auch ihm das Geld nicht einmal gefordert, und ihm kein boͤſes Wort gegeben, und doch kann es leicht kom- men, ich verliere die Schuld bis auf den letzten Heller. Das verſteht ſich, ſchwuren die Bauern. Du wirſt keinen! Heller mehr von deinem Geld ſehen, und ſchenkten ſich ein. Der Vogt aber nahm aus ſeinem Sackkalen- der die Handſchrift des Maͤurers, legte ſie auf den Tiſch, und ſagte; Da koͤnnet ihr ſehen, ob’s wahr iſt. Die D 2

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/74>, abgerufen am 26.11.2024.