Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Michel. Es heißt einmal nicht, um eines
Thorenbuben willen Schelmenstreiche machen.

Schulmstr. Was will das sagen?

Michel. Das will sagen, daß du ein
Narr warest mit einer Kuh, die du nicht
einmal hattest, am Vorgesezten-Sail ziehen
zu wollen.

Der Schulmeister hängte seinen Kopf,
und sagte zur Antwort: "Es ist zulezt noch
besser, als am Hundssail" -- weil der
Michel vor Zeiten viel auf die Jagd gieng.

Der Michel antwortete: "Es giebt der
Hundssailer allerhand. --

Und der Vogt sagte: "Wir wollen gehen,
eh's Feuer giebt".

Da aber die Schul izt aus war, und es
auch schon Mittag geläutet, fanden der Sie-
grist und der Schulmeister, sie konnten izt
noch an die Gemeind, und sich beym Jun-
ker entschuldigen, oder wenigstens verhüten,
daß er nicht meyne, sie seyen um deßwillen
nicht an die Gemeind gekommen.

Und sie giengen wirklich mit dem Vogt
und den Männern, die izt fertig waren,
dahin. -- Aber ziemlich von ferne -- schon
oben an der Kirchgaß sah der Siegrist die
17. auf den Knieen; er erkannte nur den
Junker, aber nicht was die andern machen,
und sagte zum Schulmeister: "Es ist, wie"

wenn

Michel. Es heißt einmal nicht, um eines
Thorenbuben willen Schelmenſtreiche machen.

Schulmſtr. Was will das ſagen?

Michel. Das will ſagen, daß du ein
Narr wareſt mit einer Kuh, die du nicht
einmal hatteſt, am Vorgeſezten-Sail ziehen
zu wollen.

Der Schulmeiſter haͤngte ſeinen Kopf,
und ſagte zur Antwort: „Es iſt zulezt noch
beſſer, als am Hundsſail“ — weil der
Michel vor Zeiten viel auf die Jagd gieng.

Der Michel antwortete: „Es giebt der
Hundsſailer allerhand. —

Und der Vogt ſagte: „Wir wollen gehen,
eh's Feuer giebt“.

Da aber die Schul izt aus war, und es
auch ſchon Mittag gelaͤutet, fanden der Sie-
griſt und der Schulmeiſter, ſie konnten izt
noch an die Gemeind, und ſich beym Jun-
ker entſchuldigen, oder wenigſtens verhuͤten,
daß er nicht meyne, ſie ſeyen um deßwillen
nicht an die Gemeind gekommen.

Und ſie giengen wirklich mit dem Vogt
und den Maͤnnern, die izt fertig waren,
dahin. — Aber ziemlich von ferne — ſchon
oben an der Kirchgaß ſah der Siegriſt die
17. auf den Knieen; er erkannte nur den
Junker, aber nicht was die andern machen,
und ſagte zum Schulmeiſter: „Es iſt, wie“

wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0189" n="171"/>
          <p><hi rendition="#fr">Michel.</hi> Es heißt einmal nicht, um eines<lb/>
Thorenbuben willen Schelmen&#x017F;treiche machen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Schulm&#x017F;tr.</hi> Was will das &#x017F;agen?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Michel.</hi> Das will &#x017F;agen, daß du ein<lb/>
Narr ware&#x017F;t mit einer Kuh, die du nicht<lb/>
einmal hatte&#x017F;t, am Vorge&#x017F;ezten-Sail ziehen<lb/>
zu wollen.</p><lb/>
          <p>Der Schulmei&#x017F;ter ha&#x0364;ngte &#x017F;einen Kopf,<lb/>
und &#x017F;agte zur Antwort: &#x201E;Es i&#x017F;t zulezt noch<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er, als am Hunds&#x017F;ail&#x201C; &#x2014; weil der<lb/>
Michel vor Zeiten viel auf die Jagd gieng.</p><lb/>
          <p>Der Michel antwortete: &#x201E;Es giebt der<lb/>
Hunds&#x017F;ailer allerhand. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Und der Vogt &#x017F;agte: &#x201E;Wir wollen gehen,<lb/>
eh's Feuer giebt&#x201C;.</p><lb/>
          <p>Da aber die Schul izt aus war, und es<lb/>
auch &#x017F;chon Mittag gela&#x0364;utet, fanden der Sie-<lb/>
gri&#x017F;t und der Schulmei&#x017F;ter, &#x017F;ie konnten izt<lb/>
noch an die Gemeind, und &#x017F;ich beym Jun-<lb/>
ker ent&#x017F;chuldigen, oder wenig&#x017F;tens verhu&#x0364;ten,<lb/>
daß er nicht meyne, &#x017F;ie &#x017F;eyen um deßwillen<lb/>
nicht an die Gemeind gekommen.</p><lb/>
          <p>Und &#x017F;ie giengen wirklich mit dem Vogt<lb/>
und den Ma&#x0364;nnern, die izt fertig waren,<lb/>
dahin. &#x2014; Aber ziemlich von ferne &#x2014; &#x017F;chon<lb/>
oben an der Kirchgaß &#x017F;ah der Siegri&#x017F;t die<lb/>
17. auf den Knieen; er erkannte nur den<lb/>
Junker, aber nicht was die andern machen,<lb/>
und &#x017F;agte zum Schulmei&#x017F;ter: &#x201E;Es i&#x017F;t, wie&#x201C;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wenn</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0189] Michel. Es heißt einmal nicht, um eines Thorenbuben willen Schelmenſtreiche machen. Schulmſtr. Was will das ſagen? Michel. Das will ſagen, daß du ein Narr wareſt mit einer Kuh, die du nicht einmal hatteſt, am Vorgeſezten-Sail ziehen zu wollen. Der Schulmeiſter haͤngte ſeinen Kopf, und ſagte zur Antwort: „Es iſt zulezt noch beſſer, als am Hundsſail“ — weil der Michel vor Zeiten viel auf die Jagd gieng. Der Michel antwortete: „Es giebt der Hundsſailer allerhand. — Und der Vogt ſagte: „Wir wollen gehen, eh's Feuer giebt“. Da aber die Schul izt aus war, und es auch ſchon Mittag gelaͤutet, fanden der Sie- griſt und der Schulmeiſter, ſie konnten izt noch an die Gemeind, und ſich beym Jun- ker entſchuldigen, oder wenigſtens verhuͤten, daß er nicht meyne, ſie ſeyen um deßwillen nicht an die Gemeind gekommen. Und ſie giengen wirklich mit dem Vogt und den Maͤnnern, die izt fertig waren, dahin. — Aber ziemlich von ferne — ſchon oben an der Kirchgaß ſah der Siegriſt die 17. auf den Knieen; er erkannte nur den Junker, aber nicht was die andern machen, und ſagte zum Schulmeiſter: „Es iſt, wie“ wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/189
Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/189>, abgerufen am 24.05.2024.