Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 3.
Adam und Eva.

Es war recht gut, daß der Junker das be-
fohlen hat. -- Morndeß am Morgen
früh waren von vielen Stunden her alle al-
ten Müßiggänger, alles junge Juheyenvolk,
und alle neugierigen Weiber auf dem Weg
nach dem Galgen nach Bonnal. Diese alle
sperrten Maul u. Augen auf, als sie allenthal-
ben Wachen fanden, die sie wieder zurükwiesen.

"Es scheint die Herren von Bonnal wollen
"ihren Galgen für sich allein haben, daß
"Niemand dazu darf; Es darf doch eine Kaz
"einen Altar anschauen, aber es scheint, es seye
"nicht so mit euerm Galgen: ha! hierunter stekt
"etwas! Es ist gewiß nicht so richtig mit dem
"weggeläugneten Teufel, wie sie den Leuten
"haben angeben wollen": -- So sagte Je-
der in seiner Art seine Meynung: Einige ver-
bissen das Maul; -- Andere lachten ob der
langen Nase, die sie izt mit sich heim tragen.
Wer lustig heim gieng, war das gemeine
Volk, und die jungen Leute, und wer das
Maul hängte, waren die diken Bauren mit
den großen Steken. Es blieb aber nicht ein-
mal beym Maul-hängen; -- Einige Män-
ner und Weiber gelüsteten mehr dahin zu

kom-
§. 3.
Adam und Eva.

Es war recht gut, daß der Junker das be-
fohlen hat. — Morndeß am Morgen
fruͤh waren von vielen Stunden her alle al-
ten Muͤßiggaͤnger, alles junge Juheyenvolk,
und alle neugierigen Weiber auf dem Weg
nach dem Galgen nach Bonnal. Dieſe alle
ſperrten Maul u. Augen auf, als ſie allenthal-
ben Wachen fanden, die ſie wieder zuruͤkwieſen.

„Es ſcheint die Herren von Bonnal wollen
„ihren Galgen fuͤr ſich allein haben, daß
„Niemand dazu darf; Es darf doch eine Kaz
„einen Altar anſchauen, aber es ſcheint, es ſeye
„nicht ſo mit euerm Galgen: ha! hierunter ſtekt
„etwas! Es iſt gewiß nicht ſo richtig mit dem
„weggelaͤugneten Teufel, wie ſie den Leuten
„haben angeben wollen“: — So ſagte Je-
der in ſeiner Art ſeine Meynung: Einige ver-
biſſen das Maul; — Andere lachten ob der
langen Naſe, die ſie izt mit ſich heim tragen.
Wer luſtig heim gieng, war das gemeine
Volk, und die jungen Leute, und wer das
Maul haͤngte, waren die diken Bauren mit
den großen Steken. Es blieb aber nicht ein-
mal beym Maul-haͤngen; — Einige Maͤn-
ner und Weiber geluͤſteten mehr dahin zu

kom-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0024" n="6"/>
        <div n="2">
          <head>§. 3.<lb/>
Adam und Eva.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>s war recht gut, daß der Junker das be-<lb/>
fohlen hat. &#x2014; Morndeß am Morgen<lb/>
fru&#x0364;h waren von vielen Stunden her alle al-<lb/>
ten Mu&#x0364;ßigga&#x0364;nger, alles junge Juheyenvolk,<lb/>
und alle neugierigen Weiber auf dem Weg<lb/>
nach dem Galgen nach Bonnal. Die&#x017F;e alle<lb/>
&#x017F;perrten Maul u. Augen auf, als &#x017F;ie allenthal-<lb/>
ben Wachen fanden, die &#x017F;ie wieder zuru&#x0364;kwie&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es &#x017F;cheint die Herren von Bonnal wollen<lb/>
&#x201E;ihren Galgen fu&#x0364;r &#x017F;ich allein haben, daß<lb/>
&#x201E;Niemand dazu darf; Es darf doch eine Kaz<lb/>
&#x201E;einen Altar an&#x017F;chauen, aber es &#x017F;cheint, es &#x017F;eye<lb/>
&#x201E;nicht &#x017F;o mit euerm Galgen: ha! hierunter &#x017F;tekt<lb/>
&#x201E;etwas! Es i&#x017F;t gewiß nicht &#x017F;o richtig mit dem<lb/>
&#x201E;weggela&#x0364;ugneten Teufel, wie &#x017F;ie den Leuten<lb/>
&#x201E;haben angeben wollen&#x201C;: &#x2014; So &#x017F;agte Je-<lb/>
der in &#x017F;einer Art &#x017F;eine Meynung: Einige ver-<lb/>
bi&#x017F;&#x017F;en das Maul; &#x2014; Andere lachten ob der<lb/>
langen Na&#x017F;e, die &#x017F;ie izt mit &#x017F;ich heim tragen.<lb/>
Wer lu&#x017F;tig heim gieng, war das gemeine<lb/>
Volk, und die jungen Leute, und wer das<lb/>
Maul ha&#x0364;ngte, waren die diken Bauren mit<lb/>
den großen Steken. Es blieb aber nicht ein-<lb/>
mal beym Maul-ha&#x0364;ngen; &#x2014; Einige Ma&#x0364;n-<lb/>
ner und Weiber gelu&#x0364;&#x017F;teten mehr dahin zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kom-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0024] §. 3. Adam und Eva. Es war recht gut, daß der Junker das be- fohlen hat. — Morndeß am Morgen fruͤh waren von vielen Stunden her alle al- ten Muͤßiggaͤnger, alles junge Juheyenvolk, und alle neugierigen Weiber auf dem Weg nach dem Galgen nach Bonnal. Dieſe alle ſperrten Maul u. Augen auf, als ſie allenthal- ben Wachen fanden, die ſie wieder zuruͤkwieſen. „Es ſcheint die Herren von Bonnal wollen „ihren Galgen fuͤr ſich allein haben, daß „Niemand dazu darf; Es darf doch eine Kaz „einen Altar anſchauen, aber es ſcheint, es ſeye „nicht ſo mit euerm Galgen: ha! hierunter ſtekt „etwas! Es iſt gewiß nicht ſo richtig mit dem „weggelaͤugneten Teufel, wie ſie den Leuten „haben angeben wollen“: — So ſagte Je- der in ſeiner Art ſeine Meynung: Einige ver- biſſen das Maul; — Andere lachten ob der langen Naſe, die ſie izt mit ſich heim tragen. Wer luſtig heim gieng, war das gemeine Volk, und die jungen Leute, und wer das Maul haͤngte, waren die diken Bauren mit den großen Steken. Es blieb aber nicht ein- mal beym Maul-haͤngen; — Einige Maͤn- ner und Weiber geluͤſteten mehr dahin zu kom-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/24
Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/24>, abgerufen am 04.05.2024.