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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Das aber war nicht das schlimmste. --
Am dritten Tag, nachdem die Steuerzeit
vorüber, ließ er jedermann, der ihm etwas
schuldig, den ganzen Betrag mit Recht fo-
dern. -- Er suchte aber bey den meisten
nicht so wohl das Geld, als von neuem mit
ihnen zu rechnen, und wenn einer genau
seyn, und umständlich wissen wollte, wie,
wo, und wann, jammerte und klagte er,
die meisten Papier seyen ihm zu Grund ge-
gangen, er könne nicht mehr alles recht be-
scheinigen, und izt wollen ihm die Leute al-
les ablaugnen, was er noch so wohl in sei-
ner Seele wisse, das wahr seye.

Er wußte zum voraus, daß weit die mei-
sten nicht die Leute seyn wollten, die es sich
nachreden ließen, daß sie einem verunglük-
ten Mann etwas ablaugnen wollten, sonder
ihn anschreiben lassen würden, was er fo-
derte, und die wenige, die nicht so nachge-
big waren, und sich nicht völlig so leicht
von ihm bestählen lassen wollten, wie er's
gut fand, zu probieren, ließen sich doch im-
mer dahin bringen, daß sie ihm etwa ein
paar Fuhren oder einige Taglöhn, für das
im Streit stehende umsonst zu thun verspro-
chen.

Er hat bey dieser Rechnung, auf diese
Manier, 75. Fuhren, und über 300. Tag-

löhn

Das aber war nicht das ſchlimmſte. —
Am dritten Tag, nachdem die Steuerzeit
voruͤber, ließ er jedermann, der ihm etwas
ſchuldig, den ganzen Betrag mit Recht fo-
dern. — Er ſuchte aber bey den meiſten
nicht ſo wohl das Geld, als von neuem mit
ihnen zu rechnen, und wenn einer genau
ſeyn, und umſtaͤndlich wiſſen wollte, wie,
wo, und wann, jammerte und klagte er,
die meiſten Papier ſeyen ihm zu Grund ge-
gangen, er koͤnne nicht mehr alles recht be-
ſcheinigen, und izt wollen ihm die Leute al-
les ablaugnen, was er noch ſo wohl in ſei-
ner Seele wiſſe, das wahr ſeye.

Er wußte zum voraus, daß weit die mei-
ſten nicht die Leute ſeyn wollten, die es ſich
nachreden ließen, daß ſie einem verungluͤk-
ten Mann etwas ablaugnen wollten, ſonder
ihn anſchreiben laſſen wuͤrden, was er fo-
derte, und die wenige, die nicht ſo nachge-
big waren, und ſich nicht voͤllig ſo leicht
von ihm beſtaͤhlen laſſen wollten, wie er's
gut fand, zu probieren, ließen ſich doch im-
mer dahin bringen, daß ſie ihm etwa ein
paar Fuhren oder einige Tagloͤhn, fuͤr das
im Streit ſtehende umſonſt zu thun verſpro-
chen.

Er hat bey dieſer Rechnung, auf dieſe
Manier, 75. Fuhren, und uͤber 300. Tag-

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[328/0346] Das aber war nicht das ſchlimmſte. — Am dritten Tag, nachdem die Steuerzeit voruͤber, ließ er jedermann, der ihm etwas ſchuldig, den ganzen Betrag mit Recht fo- dern. — Er ſuchte aber bey den meiſten nicht ſo wohl das Geld, als von neuem mit ihnen zu rechnen, und wenn einer genau ſeyn, und umſtaͤndlich wiſſen wollte, wie, wo, und wann, jammerte und klagte er, die meiſten Papier ſeyen ihm zu Grund ge- gangen, er koͤnne nicht mehr alles recht be- ſcheinigen, und izt wollen ihm die Leute al- les ablaugnen, was er noch ſo wohl in ſei- ner Seele wiſſe, das wahr ſeye. Er wußte zum voraus, daß weit die mei- ſten nicht die Leute ſeyn wollten, die es ſich nachreden ließen, daß ſie einem verungluͤk- ten Mann etwas ablaugnen wollten, ſonder ihn anſchreiben laſſen wuͤrden, was er fo- derte, und die wenige, die nicht ſo nachge- big waren, und ſich nicht voͤllig ſo leicht von ihm beſtaͤhlen laſſen wollten, wie er's gut fand, zu probieren, ließen ſich doch im- mer dahin bringen, daß ſie ihm etwa ein paar Fuhren oder einige Tagloͤhn, fuͤr das im Streit ſtehende umſonſt zu thun verſpro- chen. Er hat bey dieſer Rechnung, auf dieſe Manier, 75. Fuhren, und uͤber 300. Tag- loͤhn

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/346>, abgerufen am 24.11.2024.