Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

schon dunkelt; wir fürchten uns nicht," ant-
wortete das älteste: "Und wenn wir alle bey
einander sind," sezte ein anders hinzu --
Und dann betheten die Kinder Gertruds mit
ihrer Mutter in ihrer Ordnung, und sie ließ
auch des Rudis Kinder die Gebether bethen,
die sie konnten, und begleitete sie dann bis
zum Hausgatter, "habet recht Sorg, daß
keines falle, ihr Lieben, und grüßet mir den
Vater, und kommet bald wieder, ein an-
dermal will ich euch ein Spinnrad bereit ma-
chen, wenn ihrs lernen wollet --" sagte
Gertrud ihnen zum Abschied, und sah ihnen
die Gasse durch nach, bis sie um den Eken
herum, und die Kinder schreyen ihr, so
weit man sie hören konnte, zurük; "b'hüte
Gott, und danke Gott, und schlaf wohl,
du liebe Frau!"

§. 10.
Das Herz leicht machen ist das
rechte Mittel, dem Menschen
das Maul aufzuthun.

Der Pfarrer ließ izt den Vogt, den man
nun wieder ins Gefängniß nach Bonnal
gebracht, eine Weile sich selbst über. Nach
ein paar Stunden aber gieng er wieder zu

ihm

ſchon dunkelt; wir fuͤrchten uns nicht,“ ant-
wortete das aͤlteſte: „Und wenn wir alle bey
einander ſind,“ ſezte ein anders hinzu —
Und dann betheten die Kinder Gertruds mit
ihrer Mutter in ihrer Ordnung, und ſie ließ
auch des Rudis Kinder die Gebether bethen,
die ſie konnten, und begleitete ſie dann bis
zum Hausgatter, „habet recht Sorg, daß
keines falle, ihr Lieben, und gruͤßet mir den
Vater, und kommet bald wieder, ein an-
dermal will ich euch ein Spinnrad bereit ma-
chen, wenn ihrs lernen wollet —“ ſagte
Gertrud ihnen zum Abſchied, und ſah ihnen
die Gaſſe durch nach, bis ſie um den Eken
herum, und die Kinder ſchreyen ihr, ſo
weit man ſie hoͤren konnte, zuruͤk; „b'huͤte
Gott, und danke Gott, und ſchlaf wohl,
du liebe Frau!“

§. 10.
Das Herz leicht machen iſt das
rechte Mittel, dem Menſchen
das Maul aufzuthun.

Der Pfarrer ließ izt den Vogt, den man
nun wieder ins Gefaͤngniß nach Boñal
gebracht, eine Weile ſich ſelbſt uͤber. Nach
ein paar Stunden aber gieng er wieder zu

ihm
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0052" n="34"/>
&#x017F;chon dunkelt; wir fu&#x0364;rchten uns nicht,&#x201C; ant-<lb/>
wortete das a&#x0364;lte&#x017F;te: &#x201E;Und wenn wir alle bey<lb/>
einander &#x017F;ind,&#x201C; &#x017F;ezte ein anders hinzu &#x2014;<lb/>
Und dann betheten die Kinder Gertruds mit<lb/>
ihrer Mutter in ihrer Ordnung, und &#x017F;ie ließ<lb/>
auch des Rudis Kinder die Gebether bethen,<lb/>
die &#x017F;ie konnten, und begleitete &#x017F;ie dann bis<lb/>
zum Hausgatter, &#x201E;habet recht Sorg, daß<lb/>
keines falle, ihr Lieben, und gru&#x0364;ßet mir den<lb/>
Vater, und kommet bald wieder, ein an-<lb/>
dermal will ich euch ein Spinnrad bereit ma-<lb/>
chen, wenn ihrs lernen wollet &#x2014;&#x201C; &#x017F;agte<lb/>
Gertrud ihnen zum Ab&#x017F;chied, und &#x017F;ah ihnen<lb/>
die Ga&#x017F;&#x017F;e durch nach, bis &#x017F;ie um den Eken<lb/>
herum, und die Kinder &#x017F;chreyen ihr, &#x017F;o<lb/>
weit man &#x017F;ie ho&#x0364;ren konnte, zuru&#x0364;k; &#x201E;b'hu&#x0364;te<lb/>
Gott, und danke Gott, und &#x017F;chlaf wohl,<lb/>
du liebe Frau!&#x201C;</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 10.<lb/>
Das Herz leicht machen i&#x017F;t das<lb/>
rechte Mittel, dem Men&#x017F;chen<lb/>
das Maul aufzuthun.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er Pfarrer ließ izt den Vogt, den man<lb/>
nun wieder ins Gefa&#x0364;ngniß nach Boñal<lb/>
gebracht, eine Weile &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t u&#x0364;ber. Nach<lb/>
ein paar Stunden aber gieng er wieder zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihm</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0052] ſchon dunkelt; wir fuͤrchten uns nicht,“ ant- wortete das aͤlteſte: „Und wenn wir alle bey einander ſind,“ ſezte ein anders hinzu — Und dann betheten die Kinder Gertruds mit ihrer Mutter in ihrer Ordnung, und ſie ließ auch des Rudis Kinder die Gebether bethen, die ſie konnten, und begleitete ſie dann bis zum Hausgatter, „habet recht Sorg, daß keines falle, ihr Lieben, und gruͤßet mir den Vater, und kommet bald wieder, ein an- dermal will ich euch ein Spinnrad bereit ma- chen, wenn ihrs lernen wollet —“ ſagte Gertrud ihnen zum Abſchied, und ſah ihnen die Gaſſe durch nach, bis ſie um den Eken herum, und die Kinder ſchreyen ihr, ſo weit man ſie hoͤren konnte, zuruͤk; „b'huͤte Gott, und danke Gott, und ſchlaf wohl, du liebe Frau!“ §. 10. Das Herz leicht machen iſt das rechte Mittel, dem Menſchen das Maul aufzuthun. Der Pfarrer ließ izt den Vogt, den man nun wieder ins Gefaͤngniß nach Boñal gebracht, eine Weile ſich ſelbſt uͤber. Nach ein paar Stunden aber gieng er wieder zu ihm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/52
Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/52>, abgerufen am 04.12.2024.