der, und bethete alle Morgen und Abend mit ihnen das Gebeth wider die Nachtge- spengster, böse Geister und Heren. Die Kinder sagten zwar am ersten Abend: "Mut- ter, warum müssen wir izt auch das Gebätt wieder bätten? du sagtest ja erst vorgestern, die Leut seyen Narren, die es bätten."
"Es ist mir izt wieder anders worden; ihr müßt es izt wieder so fleißig bethen, als der Glaube und das Vater unser," sagte die Mutter.
"Hats izt dann wieder Gespengster, Mut- ter? fragten die Kinder.
"Daß Gott erbarm, ja freylich, die gan- ze Welt voll, sagte die Mutter.
Kinder. Wie weißst du's izt gerad wie- der, daß es die ganze Welt voll hat?
Mutter. Ach! ihr guten Kinder! es ge- hen gar greuliche Sachen im Dorf vor; be- thet nur fleißig euere Bether, und b'hütet und b'segnet euch fleißig, wenn ihr zum Haus hinaus geht, und nehmet ja keiner alten Frauen nichts ab, es mag Obst oder Brod, oder was es will seyn.
Auch das Kazenschwanz-Spiel, das die guten Kinder des Maurers und des Rudis spielten, wurden je länger je bedenklicher ge- macht. Der Hartknopf sagte überlaut: Es sey ein Teufelsspiel.
Und
der, und bethete alle Morgen und Abend mit ihnen das Gebeth wider die Nachtge- ſpengſter, boͤſe Geiſter und Heren. Die Kinder ſagten zwar am erſten Abend: „Mut- ter, warum muͤſſen wir izt auch das Gebaͤtt wieder baͤtten? du ſagteſt ja erſt vorgeſtern, die Leut ſeyen Narren, die es baͤtten.“
„Es iſt mir izt wieder anders worden; ihr muͤßt es izt wieder ſo fleißig bethen, als der Glaube und das Vater unſer,“ ſagte die Mutter.
„Hats izt dann wieder Geſpengſter, Mut- ter? fragten die Kinder.
„Daß Gott erbarm, ja freylich, die gan- ze Welt voll, ſagte die Mutter.
Kinder. Wie weißſt du's izt gerad wie- der, daß es die ganze Welt voll hat?
Mutter. Ach! ihr guten Kinder! es ge- hen gar greuliche Sachen im Dorf vor; be- thet nur fleißig euere Bether, und b'huͤtet und b'ſegnet euch fleißig, wenn ihr zum Haus hinaus geht, und nehmet ja keiner alten Frauen nichts ab, es mag Obſt oder Brod, oder was es will ſeyn.
Auch das Kazenſchwanz-Spiel, das die guten Kinder des Maurers und des Rudis ſpielten, wurden je laͤnger je bedenklicher ge- macht. Der Hartknopf ſagte uͤberlaut: Es ſey ein Teufelsſpiel.
Und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0078"n="60"/>
der, und bethete alle Morgen und Abend<lb/>
mit ihnen das Gebeth wider die Nachtge-<lb/>ſpengſter, boͤſe Geiſter und Heren. Die<lb/>
Kinder ſagten zwar am erſten Abend: „Mut-<lb/>
ter, warum muͤſſen wir izt auch das Gebaͤtt<lb/>
wieder baͤtten? du ſagteſt ja erſt vorgeſtern,<lb/>
die Leut ſeyen Narren, die es baͤtten.“</p><lb/><p>„Es iſt mir izt wieder anders worden; ihr<lb/>
muͤßt es izt wieder ſo fleißig bethen, als<lb/>
der Glaube und das Vater unſer,“ſagte<lb/>
die Mutter.</p><lb/><p>„Hats izt dann wieder Geſpengſter, Mut-<lb/>
ter? fragten die Kinder.</p><lb/><p>„Daß Gott erbarm, ja freylich, die gan-<lb/>
ze Welt voll, ſagte die Mutter.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Kinder.</hi> Wie weißſt du's izt gerad wie-<lb/>
der, daß es die ganze Welt voll hat?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Mutter.</hi> Ach! ihr guten Kinder! es ge-<lb/>
hen gar greuliche Sachen im Dorf vor; be-<lb/>
thet nur fleißig euere Bether, und b'huͤtet<lb/>
und b'ſegnet euch fleißig, wenn ihr zum<lb/>
Haus hinaus geht, und nehmet ja keiner<lb/>
alten Frauen nichts ab, es mag Obſt oder<lb/>
Brod, oder was es will ſeyn.</p><lb/><p>Auch das Kazenſchwanz-Spiel, das die<lb/>
guten Kinder des Maurers und des Rudis<lb/>ſpielten, wurden je laͤnger je bedenklicher ge-<lb/>
macht. Der Hartknopf ſagte uͤberlaut: Es<lb/>ſey ein Teufelsſpiel.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Und</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[60/0078]
der, und bethete alle Morgen und Abend
mit ihnen das Gebeth wider die Nachtge-
ſpengſter, boͤſe Geiſter und Heren. Die
Kinder ſagten zwar am erſten Abend: „Mut-
ter, warum muͤſſen wir izt auch das Gebaͤtt
wieder baͤtten? du ſagteſt ja erſt vorgeſtern,
die Leut ſeyen Narren, die es baͤtten.“
„Es iſt mir izt wieder anders worden; ihr
muͤßt es izt wieder ſo fleißig bethen, als
der Glaube und das Vater unſer,“ ſagte
die Mutter.
„Hats izt dann wieder Geſpengſter, Mut-
ter? fragten die Kinder.
„Daß Gott erbarm, ja freylich, die gan-
ze Welt voll, ſagte die Mutter.
Kinder. Wie weißſt du's izt gerad wie-
der, daß es die ganze Welt voll hat?
Mutter. Ach! ihr guten Kinder! es ge-
hen gar greuliche Sachen im Dorf vor; be-
thet nur fleißig euere Bether, und b'huͤtet
und b'ſegnet euch fleißig, wenn ihr zum
Haus hinaus geht, und nehmet ja keiner
alten Frauen nichts ab, es mag Obſt oder
Brod, oder was es will ſeyn.
Auch das Kazenſchwanz-Spiel, das die
guten Kinder des Maurers und des Rudis
ſpielten, wurden je laͤnger je bedenklicher ge-
macht. Der Hartknopf ſagte uͤberlaut: Es
ſey ein Teufelsſpiel.
Und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/78>, abgerufen am 11.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.