Gertrud, die an keinen fremden Menschen dachte, da sie die Thüre aufmachten, hieß die Kinder aufstehen und Plaz machen: aber der Junker wollte nicht, daß sich nur eines von sei- nem Orth bewege, bott dem Pfarrer und dem Lieutenannt, einem nach dem anderen die Hand, sie hinter den Kinderen der Wand nach zu ihrem Tisch herfür zu führen. --
Ihr könnet nicht glauben, wie diese Stube die Herren ergözte. Es schien ihnen nichts da- gegen was sie beym Baumwollen-Meyer sa- hen.
Es ist natürlich -- die Ordnung und der Wohlstand bey einem reichen Mann nimmt nicht so ein, man denkt gleich, hundert ande- re können das nicht so machen, sie haben das Geld nicht; aber der Segen und Wohlstand in einer armen Hütten, die so unwiedersprech- lich beweißt, daß es allen Menschen in der Welt wohl seyn könnte, wenn sie Ordnung hätten und wohl erzogen wären, dieses nimmt ein gutes Gemüth ein bis zum Sinnen verlieren. -- Jezt hatten die Herren eine ganze Stube voll solcher armen Kinder in vollem Hausse- gen vor ihren Augen.
Es war dem Junker eine Weile nicht an- derst als er sehe das Bild des erstgebornen seines besser erzogenen Volks wie in einem Traum vor seinen Augen: und der Lieutenant
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Gertrud, die an keinen fremden Menſchen dachte, da ſie die Thuͤre aufmachten, hieß die Kinder aufſtehen und Plaz machen: aber der Junker wollte nicht, daß ſich nur eines von ſei- nem Orth bewege, bott dem Pfarrer und dem Lieutenannt, einem nach dem anderen die Hand, ſie hinter den Kinderen der Wand nach zu ihrem Tiſch herfuͤr zu fuͤhren. —
Ihr koͤnnet nicht glauben, wie dieſe Stube die Herren ergoͤzte. Es ſchien ihnen nichts da- gegen was ſie beym Baumwollen-Meyer ſa- hen.
Es iſt natuͤrlich — die Ordnung und der Wohlſtand bey einem reichen Mann nimmt nicht ſo ein, man denkt gleich, hundert ande- re koͤnnen das nicht ſo machen, ſie haben das Geld nicht; aber der Segen und Wohlſtand in einer armen Huͤtten, die ſo unwiederſprech- lich beweißt, daß es allen Menſchen in der Welt wohl ſeyn koͤnnte, wenn ſie Ordnung haͤtten und wohl erzogen waͤren, dieſes nimmt ein gutes Gemuͤth ein bis zum Sinnen verlieren. — Jezt hatten die Herren eine ganze Stube voll ſolcher armen Kinder in vollem Hausſe- gen vor ihren Augen.
Es war dem Junker eine Weile nicht an- derſt als er ſehe das Bild des erſtgebornen ſeines beſſer erzogenen Volks wie in einem Traum vor ſeinen Augen: und der Lieutenant
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[83/0105]
Gertrud, die an keinen fremden Menſchen
dachte, da ſie die Thuͤre aufmachten, hieß die
Kinder aufſtehen und Plaz machen: aber der
Junker wollte nicht, daß ſich nur eines von ſei-
nem Orth bewege, bott dem Pfarrer und dem
Lieutenannt, einem nach dem anderen die
Hand, ſie hinter den Kinderen der Wand nach
zu ihrem Tiſch herfuͤr zu fuͤhren. —
Ihr koͤnnet nicht glauben, wie dieſe Stube
die Herren ergoͤzte. Es ſchien ihnen nichts da-
gegen was ſie beym Baumwollen-Meyer ſa-
hen.
Es iſt natuͤrlich — die Ordnung und der
Wohlſtand bey einem reichen Mann nimmt
nicht ſo ein, man denkt gleich, hundert ande-
re koͤnnen das nicht ſo machen, ſie haben das
Geld nicht; aber der Segen und Wohlſtand
in einer armen Huͤtten, die ſo unwiederſprech-
lich beweißt, daß es allen Menſchen in der Welt
wohl ſeyn koͤnnte, wenn ſie Ordnung haͤtten
und wohl erzogen waͤren, dieſes nimmt ein
gutes Gemuͤth ein bis zum Sinnen verlieren.
— Jezt hatten die Herren eine ganze Stube
voll ſolcher armen Kinder in vollem Hausſe-
gen vor ihren Augen.
Es war dem Junker eine Weile nicht an-
derſt als er ſehe das Bild des erſtgebornen
ſeines beſſer erzogenen Volks wie in einem
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/105>, abgerufen am 28.11.2024.
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