Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

gewesen, da sie zu ihm zugestanden, und ihm
für die Kuh und die Matte gedanket, und wie
er das Nännlj, sie kenne es wohl, es sey das
wo sie von ihm gesagt, es gebe ein Engel,
wohl eine Viertelstunde auf den Armen gehabt.
Ich habe auf der Welt nicht gewußt, wie ich
ihm thun will, ich hätte ihm gern etwas von
dir gesagt, und hätte es doch nicht gethan,
aber weils so in mir gestritten, ist da just dein
Bruder, wie wenn es hätte seyn müssen, in
die Stube hinein gekommen, da hab ich mich
einmal nicht mehr hinterhalten können, es
war wie wenn es mir jemand zum Maul hin-
ausgerissen, daß ich sagen müßte, ja wenn
nur das gute Närrchen auch wieder eine Mut-
ter hätte.

Meyerin. Du hast aber mehr gesagt als
das. --

Gertrud. Freylich, der Junker hat mir
da zur Antwort gegeben, man sollte meynen,
der Rudj, wie er es jezt hat, sollte eine Frau
finden können, wo er wollte; da gab ein Wort
das andere, bis mir in Gotts Nahmen zum
Maul heraus war, dein Bruder könnte da am
besten helfen.

Der Zorn war jezt der Meyerin schon hin,
und ihre Hize war vollends gegen ihren Bru-
der gekehrt, als sie da fragte, -- was sagte
da er dazu?


geweſen, da ſie zu ihm zugeſtanden, und ihm
fuͤr die Kuh und die Matte gedanket, und wie
er das Naͤnnlj, ſie kenne es wohl, es ſey das
wo ſie von ihm geſagt, es gebe ein Engel,
wohl eine Viertelſtunde auf den Armen gehabt.
Ich habe auf der Welt nicht gewußt, wie ich
ihm thun will, ich haͤtte ihm gern etwas von
dir geſagt, und haͤtte es doch nicht gethan,
aber weils ſo in mir geſtritten, iſt da juſt dein
Bruder, wie wenn es haͤtte ſeyn muͤſſen, in
die Stube hinein gekommen, da hab ich mich
einmal nicht mehr hinterhalten koͤnnen, es
war wie wenn es mir jemand zum Maul hin-
ausgeriſſen, daß ich ſagen muͤßte, ja wenn
nur das gute Naͤrrchen auch wieder eine Mut-
ter haͤtte.

Meyerin. Du haſt aber mehr geſagt als
das. —

Gertrud. Freylich, der Junker hat mir
da zur Antwort gegeben, man ſollte meynen,
der Rudj, wie er es jezt hat, ſollte eine Frau
finden koͤnnen, wo er wollte; da gab ein Wort
das andere, bis mir in Gotts Nahmen zum
Maul heraus war, dein Bruder koͤnnte da am
beſten helfen.

Der Zorn war jezt der Meyerin ſchon hin,
und ihre Hize war vollends gegen ihren Bru-
der gekehrt, als ſie da fragte, — was ſagte
da er dazu?


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0177" n="155"/>
gewe&#x017F;en, da &#x017F;ie zu ihm zuge&#x017F;tanden, und ihm<lb/>
fu&#x0364;r die Kuh und die Matte gedanket, und wie<lb/>
er das Na&#x0364;nnlj, &#x017F;ie kenne es wohl, es &#x017F;ey das<lb/>
wo &#x017F;ie von ihm ge&#x017F;agt, es gebe ein Engel,<lb/>
wohl eine Viertel&#x017F;tunde auf den Armen gehabt.<lb/>
Ich habe auf der Welt nicht gewußt, wie ich<lb/>
ihm thun will, ich ha&#x0364;tte ihm gern etwas von<lb/>
dir ge&#x017F;agt, und ha&#x0364;tte es doch nicht gethan,<lb/>
aber weils &#x017F;o in mir ge&#x017F;tritten, i&#x017F;t da ju&#x017F;t dein<lb/>
Bruder, wie wenn es ha&#x0364;tte &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, in<lb/>
die Stube hinein gekommen, da hab ich mich<lb/>
einmal nicht mehr hinterhalten ko&#x0364;nnen, es<lb/>
war wie wenn es mir jemand zum Maul hin-<lb/>
ausgeri&#x017F;&#x017F;en, daß ich &#x017F;agen mu&#x0364;ßte, ja wenn<lb/>
nur das gute Na&#x0364;rrchen auch wieder eine Mut-<lb/>
ter ha&#x0364;tte.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Meyerin</hi>. Du ha&#x017F;t aber mehr ge&#x017F;agt als<lb/>
das. &#x2014;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Gertrud</hi>. Freylich, der Junker hat mir<lb/>
da zur Antwort gegeben, man &#x017F;ollte meynen,<lb/>
der Rudj, wie er es jezt hat, &#x017F;ollte eine Frau<lb/>
finden ko&#x0364;nnen, wo er wollte; da gab ein Wort<lb/>
das andere, bis mir in Gotts Nahmen zum<lb/>
Maul heraus war, dein Bruder ko&#x0364;nnte da am<lb/>
be&#x017F;ten helfen.</p><lb/>
        <p>Der Zorn war jezt der Meyerin &#x017F;chon hin,<lb/>
und ihre Hize war vollends gegen ihren Bru-<lb/>
der gekehrt, als &#x017F;ie da fragte, &#x2014; was &#x017F;agte<lb/>
da er dazu?</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0177] geweſen, da ſie zu ihm zugeſtanden, und ihm fuͤr die Kuh und die Matte gedanket, und wie er das Naͤnnlj, ſie kenne es wohl, es ſey das wo ſie von ihm geſagt, es gebe ein Engel, wohl eine Viertelſtunde auf den Armen gehabt. Ich habe auf der Welt nicht gewußt, wie ich ihm thun will, ich haͤtte ihm gern etwas von dir geſagt, und haͤtte es doch nicht gethan, aber weils ſo in mir geſtritten, iſt da juſt dein Bruder, wie wenn es haͤtte ſeyn muͤſſen, in die Stube hinein gekommen, da hab ich mich einmal nicht mehr hinterhalten koͤnnen, es war wie wenn es mir jemand zum Maul hin- ausgeriſſen, daß ich ſagen muͤßte, ja wenn nur das gute Naͤrrchen auch wieder eine Mut- ter haͤtte. Meyerin. Du haſt aber mehr geſagt als das. — Gertrud. Freylich, der Junker hat mir da zur Antwort gegeben, man ſollte meynen, der Rudj, wie er es jezt hat, ſollte eine Frau finden koͤnnen, wo er wollte; da gab ein Wort das andere, bis mir in Gotts Nahmen zum Maul heraus war, dein Bruder koͤnnte da am beſten helfen. Der Zorn war jezt der Meyerin ſchon hin, und ihre Hize war vollends gegen ihren Bru- der gekehrt, als ſie da fragte, — was ſagte da er dazu?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/177
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/177>, abgerufen am 04.12.2024.