und Vater und Mutter so, und darfst dich dann so zeigen! Geh jezt mit deiner Mutter wieder heim, und all die Lumpen, die sie jezt tragt vom Kopf bis zun Füssen leg du an, und komm in diesen Lumpen wieder hieher.
Erschreklichers hätte der Hoffarths-Beth nichts begegnen können; sie sank fast an Bo- den, und Vater und Mutter baten vor sie, und die Geschwistterte stengen an alle zu wey- nen.
Der Junker aber sagte, wenn er nicht das halbe Dorf dem Hunger und Elend, und ei- nem Leben das zum Ausserben führe bloß ge- ben wolle, so müsse er machen, daß wer nicht Brod habe, und sich nicht deken könne, auch nicht Hoffarth treibe. --
Er war aber so freundlich und gut mit den Eltern und Kindern daß ein paar Minuten darnach die Mutter selber sagte; er hat in Gottes Namen recht, und ich hab dem unver- nünftigen Kind hundert und hundertmal ge- sagt, es könne es nicht verantworten, wie es seine Geschwisterte, von Vater und Mut- ter wolle sie nicht reden, im Elend lasse, und alles an die Hoffarth verwende.
Der weise gute Landesvater gab der ver- nünftigen armen Frau jezt ein Allmosen, und sagte ihr, sie soll nur getrost seyn; Er wollte nichts als das verirrete Mensch zur Vernunft
und Vater und Mutter ſo, und darfſt dich dann ſo zeigen! Geh jezt mit deiner Mutter wieder heim, und all die Lumpen, die ſie jezt tragt vom Kopf bis zun Fuͤſſen leg du an, und komm in dieſen Lumpen wieder hieher.
Erſchreklichers haͤtte der Hoffarths-Beth nichts begegnen koͤnnen; ſie ſank faſt an Bo- den, und Vater und Mutter baten vor ſie, und die Geſchwiſtterte ſtengen an alle zu wey- nen.
Der Junker aber ſagte, wenn er nicht das halbe Dorf dem Hunger und Elend, und ei- nem Leben das zum Ausſerben fuͤhre bloß ge- ben wolle, ſo muͤſſe er machen, daß wer nicht Brod habe, und ſich nicht deken koͤnne, auch nicht Hoffarth treibe. —
Er war aber ſo freundlich und gut mit den Eltern und Kindern daß ein paar Minuten darnach die Mutter ſelber ſagte; er hat in Gottes Namen recht, und ich hab dem unver- nuͤnftigen Kind hundert und hundertmal ge- ſagt, es koͤnne es nicht verantworten, wie es ſeine Geſchwiſterte, von Vater und Mut- ter wolle ſie nicht reden, im Elend laſſe, und alles an die Hoffarth verwende.
Der weiſe gute Landesvater gab der ver- nuͤnftigen armen Frau jezt ein Allmoſen, und ſagte ihr, ſie ſoll nur getroſt ſeyn; Er wollte nichts als das verirrete Menſch zur Vernunft
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0206"n="184"/>
und Vater und Mutter ſo, und darfſt dich<lb/>
dann ſo zeigen! Geh jezt mit deiner Mutter<lb/>
wieder heim, und all die Lumpen, die ſie jezt<lb/>
tragt vom Kopf bis zun Fuͤſſen leg du an,<lb/>
und komm in dieſen Lumpen wieder hieher.</p><lb/><p>Erſchreklichers haͤtte der Hoffarths-Beth<lb/>
nichts begegnen koͤnnen; ſie ſank faſt an Bo-<lb/>
den, und Vater und Mutter baten vor ſie,<lb/>
und die Geſchwiſtterte ſtengen an alle zu wey-<lb/>
nen.</p><lb/><p>Der Junker aber ſagte, wenn er nicht das<lb/>
halbe Dorf dem Hunger und Elend, und ei-<lb/>
nem Leben das zum Ausſerben fuͤhre bloß ge-<lb/>
ben wolle, ſo muͤſſe er machen, daß wer nicht<lb/>
Brod habe, und ſich nicht deken koͤnne, auch<lb/>
nicht Hoffarth treibe. —</p><lb/><p>Er war aber ſo freundlich und gut mit den<lb/>
Eltern und Kindern daß ein paar Minuten<lb/>
darnach die Mutter ſelber ſagte; er hat in<lb/>
Gottes Namen recht, und ich hab dem unver-<lb/>
nuͤnftigen Kind hundert und hundertmal ge-<lb/>ſagt, es koͤnne es nicht verantworten, wie<lb/>
es ſeine Geſchwiſterte, von Vater und Mut-<lb/>
ter wolle ſie nicht reden, im Elend laſſe, und<lb/>
alles an die Hoffarth verwende.</p><lb/><p>Der weiſe gute Landesvater gab der ver-<lb/>
nuͤnftigen armen Frau jezt ein Allmoſen, und<lb/>ſagte ihr, ſie ſoll nur getroſt ſeyn; Er wollte<lb/>
nichts als das verirrete Menſch zur Vernunft<lb/></p></div></body></text></TEI>
[184/0206]
und Vater und Mutter ſo, und darfſt dich
dann ſo zeigen! Geh jezt mit deiner Mutter
wieder heim, und all die Lumpen, die ſie jezt
tragt vom Kopf bis zun Fuͤſſen leg du an,
und komm in dieſen Lumpen wieder hieher.
Erſchreklichers haͤtte der Hoffarths-Beth
nichts begegnen koͤnnen; ſie ſank faſt an Bo-
den, und Vater und Mutter baten vor ſie,
und die Geſchwiſtterte ſtengen an alle zu wey-
nen.
Der Junker aber ſagte, wenn er nicht das
halbe Dorf dem Hunger und Elend, und ei-
nem Leben das zum Ausſerben fuͤhre bloß ge-
ben wolle, ſo muͤſſe er machen, daß wer nicht
Brod habe, und ſich nicht deken koͤnne, auch
nicht Hoffarth treibe. —
Er war aber ſo freundlich und gut mit den
Eltern und Kindern daß ein paar Minuten
darnach die Mutter ſelber ſagte; er hat in
Gottes Namen recht, und ich hab dem unver-
nuͤnftigen Kind hundert und hundertmal ge-
ſagt, es koͤnne es nicht verantworten, wie
es ſeine Geſchwiſterte, von Vater und Mut-
ter wolle ſie nicht reden, im Elend laſſe, und
alles an die Hoffarth verwende.
Der weiſe gute Landesvater gab der ver-
nuͤnftigen armen Frau jezt ein Allmoſen, und
ſagte ihr, ſie ſoll nur getroſt ſeyn; Er wollte
nichts als das verirrete Menſch zur Vernunft
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/206>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.