ihns. Er hatte es seines Großvaters Lehen- mann vor altem auch so gemacht, wenn er ihn auf dem Schoos hatte, und wollte daß er ihn reite. Er sezte das Kind auf sein Knie, und machte mit ihm das Reuterspiel. --
So reiten die Herren, die Herren, So reiten die Bauern, die Bauern So reiten die Knaben, die Knaben, So reiten die Jungfern, die Jungfern.
Da giengs an ein Lachen und an ein Treiben auf seinem Schoos. Er nahm ihrer mehr als zwanzig also aufs Roß; sie machten bald mit ihm was sie wollten. Wenn die Grossen ihnen denn abwehrten, so winkten sie mit dem Kopf nein, und sagten ihnen leise, er hats nicht ungern, und der Junker sagte ihnen selber, sie sollen sie machen lassen.
Sie hiengen sich ihm an Rüken und Hals, geriethen ihm hinter Haut und Haar, hinter seinen Orden und hinter seine Uhrkette; sie boten einander seine Dose herum, schnupften ab dem beschlossenen Dekel, und thaten, wie wenn sie niessen müßten. Er wehrte ihnen nichts, als den Degen, den sie auch ausziehen wollten. Mit unter fragte er sie eint und an- ders; einmal auch, ob die Kleider alle ihnen seyen, die sie hatten? Nein, nein, antwortete sie, zeigten ihm, wie dem Vater daheim, das Hemd unter dem Halstuch, und den Strumpf
am
ihns. Er hatte es ſeines Großvaters Lehen- mann vor altem auch ſo gemacht, wenn er ihn auf dem Schoos hatte, und wollte daß er ihn reite. Er ſezte das Kind auf ſein Knie, und machte mit ihm das Reuterſpiel. —
So reiten die Herren, die Herren, So reiten die Bauern, die Bauern So reiten die Knaben, die Knaben, So reiten die Jungfern, die Jungfern.
Da giengs an ein Lachen und an ein Treiben auf ſeinem Schoos. Er nahm ihrer mehr als zwanzig alſo aufs Roß; ſie machten bald mit ihm was ſie wollten. Wenn die Groſſen ihnen denn abwehrten, ſo winkten ſie mit dem Kopf nein, und ſagten ihnen leiſe, er hats nicht ungern, und der Junker ſagte ihnen ſelber, ſie ſollen ſie machen laſſen.
Sie hiengen ſich ihm an Ruͤken und Hals, geriethen ihm hinter Haut und Haar, hinter ſeinen Orden und hinter ſeine Uhrkette; ſie boten einander ſeine Doſe herum, ſchnupften ab dem beſchloſſenen Dekel, und thaten, wie wenn ſie nieſſen muͤßten. Er wehrte ihnen nichts, als den Degen, den ſie auch ausziehen wollten. Mit unter fragte er ſie eint und an- ders; einmal auch, ob die Kleider alle ihnen ſeyen, die ſie hatten? Nein, nein, antwortete ſie, zeigten ihm, wie dem Vater daheim, das Hemd unter dem Halstuch, und den Strumpf
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ihns. Er hatte es ſeines Großvaters Lehen-
mann vor altem auch ſo gemacht, wenn er
ihn auf dem Schoos hatte, und wollte daß er
ihn reite. Er ſezte das Kind auf ſein Knie,
und machte mit ihm das Reuterſpiel. —
So reiten die Herren, die Herren,
So reiten die Bauern, die Bauern
So reiten die Knaben, die Knaben,
So reiten die Jungfern, die Jungfern.
Da giengs an ein Lachen und an ein Treiben
auf ſeinem Schoos. Er nahm ihrer mehr als
zwanzig alſo aufs Roß; ſie machten bald mit
ihm was ſie wollten. Wenn die Groſſen ihnen
denn abwehrten, ſo winkten ſie mit dem Kopf
nein, und ſagten ihnen leiſe, er hats nicht
ungern, und der Junker ſagte ihnen ſelber, ſie
ſollen ſie machen laſſen.
Sie hiengen ſich ihm an Ruͤken und Hals,
geriethen ihm hinter Haut und Haar, hinter
ſeinen Orden und hinter ſeine Uhrkette; ſie
boten einander ſeine Doſe herum, ſchnupften
ab dem beſchloſſenen Dekel, und thaten, wie
wenn ſie nieſſen muͤßten. Er wehrte ihnen
nichts, als den Degen, den ſie auch ausziehen
wollten. Mit unter fragte er ſie eint und an-
ders; einmal auch, ob die Kleider alle ihnen
ſeyen, die ſie hatten? Nein, nein, antwortete
ſie, zeigten ihm, wie dem Vater daheim, das
Hemd unter dem Halstuch, und den Strumpf
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/246>, abgerufen am 24.11.2024.
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