Unter der Thüre traf er seinen Carl an. Der gute Bub hatte bey des Lindenbergers noch länger als der Lieutenant auf dem Ried, und der Pfarrer bey seiner Kranken das Mit- tagessen vergessen. Er war den ganzen Mor- gen bey seinen Buben im Dorf, und im her- umspringen kam er gegen den Eilfen zum Kreuzbrunnen; da stuhnd der Jakobli unter dem Haus.
Und der Carl sprang von den andern Buben weg zu ihm zu, und fragte ihn, du, wie ist es doch auch gegangen? Gäll, der Papa ist doch auch nicht so gar bös gewesen?
Das glaub ich, das glaub ich, ist er nicht bös gewesen, sagte der Bub; aber komm doch auch mit mir in die Stube hinein, meine Schwe- ster muß dir auch selber sagen, wie gut der Papa mit ihr gewesen.
Das freut mich jezt auch, -- das freut mich jezt auch, sagte der Carl, und sprang mit ihm in die Stube hinein.
Da zog der Vater die Kappe vor ihm ab, und die Großmutter stuhnd von ihrem Stuhl auf, gieng an ihrem Stab dem Buben etliche
Unter der Thuͤre traf er ſeinen Carl an. Der gute Bub hatte bey des Lindenbergers noch laͤnger als der Lieutenant auf dem Ried, und der Pfarrer bey ſeiner Kranken das Mit- tageſſen vergeſſen. Er war den ganzen Mor- gen bey ſeinen Buben im Dorf, und im her- umſpringen kam er gegen den Eilfen zum Kreuzbrunnen; da ſtuhnd der Jakobli unter dem Haus.
Und der Carl ſprang von den andern Buben weg zu ihm zu, und fragte ihn, du, wie iſt es doch auch gegangen? Gaͤll, der Papa iſt doch auch nicht ſo gar boͤs geweſen?
Das glaub ich, das glaub ich, iſt er nicht boͤs geweſen, ſagte der Bub; aber komm doch auch mit mir in die Stube hinein, meine Schwe- ſter muß dir auch ſelber ſagen, wie gut der Papa mit ihr geweſen.
Das freut mich jezt auch, — das freut mich jezt auch, ſagte der Carl, und ſprang mit ihm in die Stube hinein.
Da zog der Vater die Kappe vor ihm ab, und die Großmutter ſtuhnd von ihrem Stuhl auf, gieng an ihrem Stab dem Buben etliche
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[230/0252]
§. 53.
Goldapfel, — Milchſuppe, — Dank-
barkeit, — und Erziehungsregeln.
Unter der Thuͤre traf er ſeinen Carl an. Der
gute Bub hatte bey des Lindenbergers
noch laͤnger als der Lieutenant auf dem Ried,
und der Pfarrer bey ſeiner Kranken das Mit-
tageſſen vergeſſen. Er war den ganzen Mor-
gen bey ſeinen Buben im Dorf, und im her-
umſpringen kam er gegen den Eilfen zum
Kreuzbrunnen; da ſtuhnd der Jakobli unter
dem Haus.
Und der Carl ſprang von den andern Buben
weg zu ihm zu, und fragte ihn, du, wie iſt es
doch auch gegangen? Gaͤll, der Papa iſt doch
auch nicht ſo gar boͤs geweſen?
Das glaub ich, das glaub ich, iſt er nicht
boͤs geweſen, ſagte der Bub; aber komm doch
auch mit mir in die Stube hinein, meine Schwe-
ſter muß dir auch ſelber ſagen, wie gut der
Papa mit ihr geweſen.
Das freut mich jezt auch, — das freut
mich jezt auch, ſagte der Carl, und ſprang
mit ihm in die Stube hinein.
Da zog der Vater die Kappe vor ihm ab,
und die Großmutter ſtuhnd von ihrem Stuhl
auf, gieng an ihrem Stab dem Buben etliche
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/252>, abgerufen am 24.11.2024.
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