Nichts, mein Kind, sagte Arner; aber sein Herz schlug.
Der Pfarrer, der das nicht sahe, sagte; wir wollen den Vaternahmen feyern.
Das wollen wir, sagten alle; und alle Kin- der die da waren, von des Junkers Carl an, bis auf des Kühhirten Elst, mußten jezt im Reihen zu ihnen hinzu, ihnen die Hand geben, und ihnen Vater und Mutter sagen. --
Wenn da kein Engel diese Eltern und Kin- der umschwebt, so umschweben nie keine En- gel den Menschen, er mag reines und heiliges auf Erde thun was er will.
§. 56. Auch hierinn sind Grundsäze der wahren Volkserziehung.
Die Freuden der Feyer dieses neuen Nah- mens wurden ihnen von den Buben im Dorf unterbrochen.
Junges und Altes hatte im Garten verges- sen, daß der Junker um zwey Uhr auf das Ried zu kommen versprochen. Aber die Buben im Dorf vergassen es nicht, und die Brüder von den Spinnerkindern machten den Anschlag, mit ihren Bäumen auf der Achsel, und den
Thereſe ſah den Blik, und ſagte was iſt das?
Nichts, mein Kind, ſagte Arner; aber ſein Herz ſchlug.
Der Pfarrer, der das nicht ſahe, ſagte; wir wollen den Vaternahmen feyern.
Das wollen wir, ſagten alle; und alle Kin- der die da waren, von des Junkers Carl an, bis auf des Kuͤhhirten Elſt, mußten jezt im Reihen zu ihnen hinzu, ihnen die Hand geben, und ihnen Vater und Mutter ſagen. —
Wenn da kein Engel dieſe Eltern und Kin- der umſchwebt, ſo umſchweben nie keine En- gel den Menſchen, er mag reines und heiliges auf Erde thun was er will.
§. 56. Auch hierinn ſind Grundſaͤze der wahren Volkserziehung.
Die Freuden der Feyer dieſes neuen Nah- mens wurden ihnen von den Buben im Dorf unterbrochen.
Junges und Altes hatte im Garten vergeſ- ſen, daß der Junker um zwey Uhr auf das Ried zu kommen verſprochen. Aber die Buben im Dorf vergaſſen es nicht, und die Bruͤder von den Spinnerkindern machten den Anſchlag, mit ihren Baͤumen auf der Achſel, und den
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0264"n="242"/><p>Thereſe ſah den Blik, und ſagte was iſt das?</p><lb/><p>Nichts, mein Kind, ſagte Arner; aber ſein<lb/>
Herz ſchlug.</p><lb/><p>Der Pfarrer, der das nicht ſahe, ſagte;<lb/>
wir wollen den Vaternahmen feyern.</p><lb/><p>Das wollen wir, ſagten alle; und alle Kin-<lb/>
der die da waren, von des Junkers Carl an,<lb/>
bis auf des Kuͤhhirten Elſt, mußten jezt im<lb/>
Reihen zu ihnen hinzu, ihnen die Hand geben,<lb/>
und ihnen Vater und Mutter ſagen. —</p><lb/><p>Wenn da kein Engel dieſe Eltern und Kin-<lb/>
der umſchwebt, ſo umſchweben nie keine En-<lb/>
gel den Menſchen, er mag reines und heiliges<lb/>
auf Erde thun was er will.</p></div><lb/><divn="1"><head>§. 56.<lb/>
Auch hierinn ſind Grundſaͤze der wahren<lb/>
Volkserziehung.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Freuden der Feyer dieſes neuen Nah-<lb/>
mens wurden ihnen von den Buben im<lb/>
Dorf unterbrochen.</p><lb/><p>Junges und Altes hatte im Garten vergeſ-<lb/>ſen, daß der Junker um zwey Uhr auf das<lb/>
Ried zu kommen verſprochen. Aber die Buben<lb/>
im Dorf vergaſſen es nicht, und die Bruͤder<lb/>
von den Spinnerkindern machten den Anſchlag,<lb/>
mit ihren Baͤumen auf der Achſel, und den<lb/></p></div></body></text></TEI>
[242/0264]
Thereſe ſah den Blik, und ſagte was iſt das?
Nichts, mein Kind, ſagte Arner; aber ſein
Herz ſchlug.
Der Pfarrer, der das nicht ſahe, ſagte;
wir wollen den Vaternahmen feyern.
Das wollen wir, ſagten alle; und alle Kin-
der die da waren, von des Junkers Carl an,
bis auf des Kuͤhhirten Elſt, mußten jezt im
Reihen zu ihnen hinzu, ihnen die Hand geben,
und ihnen Vater und Mutter ſagen. —
Wenn da kein Engel dieſe Eltern und Kin-
der umſchwebt, ſo umſchweben nie keine En-
gel den Menſchen, er mag reines und heiliges
auf Erde thun was er will.
§. 56.
Auch hierinn ſind Grundſaͤze der wahren
Volkserziehung.
Die Freuden der Feyer dieſes neuen Nah-
mens wurden ihnen von den Buben im
Dorf unterbrochen.
Junges und Altes hatte im Garten vergeſ-
ſen, daß der Junker um zwey Uhr auf das
Ried zu kommen verſprochen. Aber die Buben
im Dorf vergaſſen es nicht, und die Bruͤder
von den Spinnerkindern machten den Anſchlag,
mit ihren Baͤumen auf der Achſel, und den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/264>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.