Und der Carl kam auch mit seiner Geiß aus dem Stall, und der Junker und der Pfarrer, und wer im Garten war, gieng auch fürs Thor zu sehen, wie die Kinder einen Zug anstellen wollten.
Sie hatten einen Lerm, daß man sein eigen Wort nicht mehr hörte, und der Zug wollte doch nicht recht in Ordnung.
Da trat der Lieutenant ins Mittel; er rief ihnen, still! -- ihr Buben! sagte dann, wie es seyn müsse, und hatte den Zug im Augenblik in der Ordnung.
Er stellte nicht die Grossen, wie heut am Morgen die Weiber, sondern die Kleinsten vor- an, und sagte, es sey ein Unterscheid nur einen Büchsenschuß weit, oder eine Viertelstund weit zu marschieren, die kleinen kämen ihnen in die Weite nicht nach, oder die Grossen müßten ih- nen alle Augenblik still stehen.
Carl war jezt der erste mit seinem Fahnen, hinter ihm ein Bub, der ihm seine Geiß führte, und seinen Baum trug, denn folgte der Trom- melschläger, und der Pfeifer, dann die Riken- bergerin in ihrem weissen Kleid, zwischen des Junkers beyden Töchterchen; hinter ihnen des Pfarrers Kinder, dann der ganze Zug; alle- mal ein Bub, der trug auf seiner Achsel seine zwey Bäume, und das Kind, dessen Baum er auch trug, das führte auf der linken die Geiß.
Und der Carl kam auch mit ſeiner Geiß aus dem Stall, und der Junker und der Pfarrer, und wer im Garten war, gieng auch fuͤrs Thor zu ſehen, wie die Kinder einen Zug anſtellen wollten.
Sie hatten einen Lerm, daß man ſein eigen Wort nicht mehr hoͤrte, und der Zug wollte doch nicht recht in Ordnung.
Da trat der Lieutenant ins Mittel; er rief ihnen, ſtill! — ihr Buben! ſagte dann, wie es ſeyn muͤſſe, und hatte den Zug im Augenblik in der Ordnung.
Er ſtellte nicht die Groſſen, wie heut am Morgen die Weiber, ſondern die Kleinſten vor- an, und ſagte, es ſey ein Unterſcheid nur einen Buͤchſenſchuß weit, oder eine Viertelſtund weit zu marſchieren, die kleinen kaͤmen ihnen in die Weite nicht nach, oder die Groſſen muͤßten ih- nen alle Augenblik ſtill ſtehen.
Carl war jezt der erſte mit ſeinem Fahnen, hinter ihm ein Bub, der ihm ſeine Geiß fuͤhrte, und ſeinen Baum trug, denn folgte der Trom- melſchlaͤger, und der Pfeifer, dann die Riken- bergerin in ihrem weiſſen Kleid, zwiſchen des Junkers beyden Toͤchterchen; hinter ihnen des Pfarrers Kinder, dann der ganze Zug; alle- mal ein Bub, der trug auf ſeiner Achſel ſeine zwey Baͤume, und das Kind, deſſen Baum er auch trug, das fuͤhrte auf der linken die Geiß.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0266"n="244"/><p>Und der Carl kam auch mit ſeiner Geiß aus<lb/>
dem Stall, und der Junker und der Pfarrer,<lb/>
und wer im Garten war, gieng auch fuͤrs Thor<lb/>
zu ſehen, wie die Kinder einen Zug anſtellen<lb/>
wollten.</p><lb/><p>Sie hatten einen Lerm, daß man ſein eigen<lb/>
Wort nicht mehr hoͤrte, und der Zug wollte<lb/>
doch nicht recht in Ordnung.</p><lb/><p>Da trat der Lieutenant ins Mittel; er rief<lb/>
ihnen, ſtill! — ihr Buben! ſagte dann, wie<lb/>
es ſeyn muͤſſe, und hatte den Zug im Augenblik<lb/>
in der Ordnung.</p><lb/><p>Er ſtellte nicht die Groſſen, wie heut am<lb/>
Morgen die Weiber, ſondern die Kleinſten vor-<lb/>
an, und ſagte, es ſey ein Unterſcheid nur einen<lb/>
Buͤchſenſchuß weit, oder eine Viertelſtund weit<lb/>
zu marſchieren, die kleinen kaͤmen ihnen in die<lb/>
Weite nicht nach, oder die Groſſen muͤßten ih-<lb/>
nen alle Augenblik ſtill ſtehen.</p><lb/><p>Carl war jezt der erſte mit ſeinem Fahnen,<lb/>
hinter ihm ein Bub, der ihm ſeine Geiß fuͤhrte,<lb/>
und ſeinen Baum trug, denn folgte der Trom-<lb/>
melſchlaͤger, und der Pfeifer, dann die Riken-<lb/>
bergerin in ihrem weiſſen Kleid, zwiſchen des<lb/>
Junkers beyden Toͤchterchen; hinter ihnen des<lb/>
Pfarrers Kinder, dann der ganze Zug; alle-<lb/>
mal ein Bub, der trug auf ſeiner Achſel ſeine<lb/>
zwey Baͤume, und das Kind, deſſen Baum er<lb/>
auch trug, das fuͤhrte auf der linken die Geiß.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[244/0266]
Und der Carl kam auch mit ſeiner Geiß aus
dem Stall, und der Junker und der Pfarrer,
und wer im Garten war, gieng auch fuͤrs Thor
zu ſehen, wie die Kinder einen Zug anſtellen
wollten.
Sie hatten einen Lerm, daß man ſein eigen
Wort nicht mehr hoͤrte, und der Zug wollte
doch nicht recht in Ordnung.
Da trat der Lieutenant ins Mittel; er rief
ihnen, ſtill! — ihr Buben! ſagte dann, wie
es ſeyn muͤſſe, und hatte den Zug im Augenblik
in der Ordnung.
Er ſtellte nicht die Groſſen, wie heut am
Morgen die Weiber, ſondern die Kleinſten vor-
an, und ſagte, es ſey ein Unterſcheid nur einen
Buͤchſenſchuß weit, oder eine Viertelſtund weit
zu marſchieren, die kleinen kaͤmen ihnen in die
Weite nicht nach, oder die Groſſen muͤßten ih-
nen alle Augenblik ſtill ſtehen.
Carl war jezt der erſte mit ſeinem Fahnen,
hinter ihm ein Bub, der ihm ſeine Geiß fuͤhrte,
und ſeinen Baum trug, denn folgte der Trom-
melſchlaͤger, und der Pfeifer, dann die Riken-
bergerin in ihrem weiſſen Kleid, zwiſchen des
Junkers beyden Toͤchterchen; hinter ihnen des
Pfarrers Kinder, dann der ganze Zug; alle-
mal ein Bub, der trug auf ſeiner Achſel ſeine
zwey Baͤume, und das Kind, deſſen Baum er
auch trug, das fuͤhrte auf der linken die Geiß.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/266>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.